Zentralrat der Juden über Gil Ofarim: "Hätte uns einen Bärendienst erwiesen"

Einen Monat nach den Antisemitismus-Vorwürfen von Sänger Gil Ofarim gegen ein Leipziger Hotel hat sich der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, zurückhaltend geäußert.
"Zunächst habe ich keine Zweifel gehabt an der Darstellung von Gil Ofarim", sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur und nannte seine damaligen Stellungnahmen nicht voreilig. Er stehe zum Grundsatz, immer auch die andere Seite zu hören, und wolle das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen abwarten.
Präsident des Zentralrats der Juden reagiert zurückhaltend
Doch fügte Schuster hinzu: "Wenn der Vorfall sich nicht in ähnlicher Form abgespielt hat, wie er von Gil Ofarim dargestellt wurde, dann muss ich sagen, hätte ich für sein Verhalten überhaupt kein Verständnis. In diesem Fall hätte Gil Ofarim dem Kampf gegen Antisemitismus einen Bärendienst erwiesen."

Der Zentralrat habe nach dem Vorfall eine Fülle antisemitischer Zuschriften bekommen. Er nehme allerdings nicht an, dass Menschen wegen dieser Geschichte zu Antisemiten würden, sagte der Zentralrats-Präsident.
Hotel-Mitarbeiter spricht von Verleumdung
Ofarim hatte Anfang Oktober beklagt, er sei Opfer eines antisemitischen Vorfalls im Leipziger "Westin Hotel" geworden. Dort habe ihn ein Mitarbeiter aufgefordert, seine Kette mit einem Davidstern einzupacken. Schuster hatte kurz darauf eine Entschuldigung des Hotels verlangt. Später tauchten Zweifel auf, da auf Videoaufnahmen die Halskette nicht zu sehen war. Der Hotel-Mitarbeiter sprach von Verleumdung.
Gil Ofarims Anwalt setzt weiter auf Polizei
Der Anwalt von Musiker Gil Ofarim stellt den Untersuchungsbericht des Hotels infrage und setzt stattdessen weiter auf die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei.