Womit sich Palin ihre Zeit vertreibt

Seit sie ihren Job als Gouverneurin von Alaska hingeworfen hat, ist Sarah Palin nicht mehr öffentlich aufgetreten. Untätig ist sie aber nicht, im Gegenteil: Sie löchert ihren Vater mit Fragen nach belanglosen Dingen.
Die ehemalige republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin schreibt offenbar an ihren Memoiren. Das sagte ihr Vater Chuck Heath der Zeitung «Spokesmen-Review». Seine Tochter frage ihn per e-Mail deswegen immer wieder nach belanglosen Daten aus der Vergangenheit, beispielsweise wie viele Punkte sie bei einem bestimmten Basketballspiel erzielt oder in welchem Jahr die Familie den Marathon in Boston besucht habe.
Sarah sei bereits seit etwa einem Monat nicht zu Hause in Alaska, sagte Heath weiter. Er wisse nicht genau, wo sie sich aufhalte, aber er stehe in regem Kontakt zu ihr. Palin hatte ihren Posten als Gouverneurin von Alaska am 26. Juli aufgegeben und damit etwa ein Jahr vor dem offiziellen Ende ihrer Amtszeit. Seither ist die 45-Jährige zwar nicht mehr öffentlich aufgetreten, dennoch hat sie sich über das Online-Netzwerk Facebook zu innenpolitischen Themen geäußert. So hatte sie gegen die geplante Gesundheitsreform von US-Präsident Barack Obama gehetzt und völlig absurde Vorwürfe erhoben, seine Regierung wolle ein staatliches «Todes-Gremium» schaffen.
Palin redet vor Investmentmanagern
Jetzt reist Palin US-Medienberichten zufolge wohl nach Hongkong, um eine Rede auf dem CLSA-Investmentforum zu halten, eine jährliche stattfindende Konferenz internationaler Investmentmanager. Sie tritt dabei in prominente Fußstapfen: Bill Clinton, Al Gore und Alan Greenspan waren bereits vor ihr da, allerdings ist völlig unklar, was Palin denn dort zu sagen hat. Beobachter schließen nicht aus, dass sich Palin 2012 um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bewerben könnte, sehr zum Missfallen ihrer Kritiker. Im Sommer vergangenen Jahres hatte der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain die in Familienfragen streng konservative Politikerin überraschend zu seiner Kandidaten für den Vizeposten im Weißen Haus berufen.
Die frühere Schönheitskönigin ist eine der umstrittensten Politikerinnen in den USA. Ihre Anhänger, die vorwiegend aus dem rechts-konservativen Flügel der republikanischen Partei stammen, verehren sie. Ihre Kritiker werfen ihr dagegen Unwissenheit, Dummheit und Inkompetenz vor. Im Präsidentschaftswahlkampf sorgte die 45-Jährige immer wieder für Schlagzeilen: mal mit kompromittierenden Details aus ihrem Familienleben, mal mit ihrer schlichten Rhetorik, mal mit unfassbarer Naivität und unvorstellbaren Wissenslücken. In einem Interview während des Wahlkampfes wurde sie von einem TV-Moderator gefragt, was sie über die Beziehungen zwischen den USA und Russland wisse. Palin profilierte sie sich mit der Antwort, sie könne Russland schließlich von ihrem Haus aus sehen. (nz/AP)