Wolfi Kornemann, der Mr. Nachtcafé ist tot

Sein Lokal war Kult, eine Institution zwischen Tag und Traum: Wolfi Kornemann stirbt mit 76 Jahren. Er war Mister Nachtcafé.
Kimberly Hoppe |
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Das ehemalige Nachtcafé am Maximiliansplatz, dessen Erfinder Wolfi Kornemann († 76) und Tochter Anna.
AZ-Archiv Das ehemalige Nachtcafé am Maximiliansplatz, dessen Erfinder Wolfi Kornemann († 76) und Tochter Anna.

München -  Er war seit Jahren abgetaucht, doch die Nachricht verbreitet sich in München) eröffnet, eine beswingte Alternative mit 80er-Jahre-Inventar zu den Discos.

Wolfi war Münchens Nachtleben-König, eine Institution zwischen Tag und Traum. Er selbst bezeichnet sich zu Hochzeiten gern als Vulkan, kann gleichzeitig sanft und vertrauensvoll sein. Für alle hat der ehemalige Kunststudent und Konzertveranstalter (Procol Harum, Les Humphrey Singers) ein offenes Ohr und ein richtig gutes Schnitzel. Besonders um drei Uhr nachts.

Die zentrale Lage am Maximiliansplatz, wo heute im Pacha die Feier-Banane tobt, ist damals geradezu visionär. Bei und mit Wolfi lassen es die Gäste krachen. Bussi hier, Wodka dort. „Wir waren alle immer betrunken“, hat Wolfi Kornemann später mal der AZ gesagt. „Sogar die Klofrau.“ Berühmte Musiker treten bei ihm gerne spontan auf, Schwedens heutige Kronprinzessin Victoria feiert ihren 18. Geburtstag im Nachtcafé.

Als er sein Nachtcafé schließen muss, bricht ihm fast das Herz

Seine Nightlife-Karriere startet Kornemann im Wiener Playboy Club, Take Five und Woodstock. Er bedient Françoise Sagan, macht mal „die Tür“. Im East Side im Motorama mixt er Mick Jagger und Burt Lancaster die Drinks, nach einer Station im Charly M eröffnet er das Nachtcafé. Seinen ersten kleineren Tod erlebt er im Herbst 2002. Als Wolfi sein Nachtcafé schließen muss, zerbricht es ihm fast das Herz.

Eine drastische Pachterhöhung auf 31.000 Euro pro Monat plus ein Umsatzeinbruch von 20 Prozent, dazu eine Untermieterin, die Kornemann 190.000 Euro schuldet, zwingen den Lokal-Liebling in die Knie. Mit einer Bar in der Wurzerstraße meldet sich Wolfi (mit seiner hübschen Tochter Anna) nochmal kurz zurück. Leider erfolglos.

Die Zeiten haben sich geändert, die Nachteulen auch. Das Publikum wird immer jünger, klassische Bars sind nicht mehr so gefragt. Wolfi, der nun Limo statt Wodka trinkt, zieht sich 2005 nach Kroatien zurück. Auf einen Bauernhof. Am 27. Juni 2016 stirbt er. Ein zweites Mal.

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