Witzig, Mann! Eckart wird TV-Star mit 77

Der Jahrhundert-Koch macht erstmals bei einer Koch-Show mit. Im AZ-Interview sagt er, warum.
Kimberly Hagen |
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Der Jahrhundert-Koch freut sich auf seine TV-Premiere: Eckart Witzigmann.
SAT.1/Arne Weychardt Der Jahrhundert-Koch freut sich auf seine TV-Premiere: Eckart Witzigmann.

Er war immer früh dran: Eckart Witzigmann (77) erkochte sich schon in jungen Jahren drei Sterne, nur mit dem Fernsehen ließ er sich Zeit. Bis jetzt. In der AZ sagt er, warum er sich nun doch in einer Koch-Show auftischt.

AZ: Herr Witzigmann, Sie haben sich lange gewehrt – warum machen Sie jetzt doch bei einer Koch-Show mit?
ECKART WITZIGMANN: Es gab viele Angebote, die Formate haben mich nicht überzeugt. Kochen ist für mich nicht Entertainment, sondern kreative Arbeit. Bei "Top Chef Germany" sind keine Amateure oder Prominente am Start, sondern erfolgreiche Chefs. Diese bekommen durch "Top Chef" eine wunderbare Chance, auf sich aufmerksam zu machen. Das halte ich für die weitere Karriere der Teilnehmer wichtig.

Was unterscheidet "Top Chef" von anderen Koch-Shows?
Wir haben in der Gastronomie – und nicht nur dort – ein massives Nachwuchsproblem, und "Top Chef Germany" geht das aktiv an, andere reden nur darüber. Das war auch der Grund für meine Teilnahme.

Was war Ihr Antrieb – warum wollten Sie Koch werden?
Mich hat als Kind immer fasziniert, was meine Mutter aus der Küche gezaubert hat. Diese Gerüche, dieser Geschmack haben mich neugierig gemacht. Letztlich habe ich meine Eltern überredet, mich Koch lernen zu lassen. Meine Mutter hätte mich mehr als Architekt, mein Vater mehr als Nachfolger in seiner Schneiderei gesehen.

Witzigmann: Das war sein schlimmstes Kocherlebnis

Sie haben vielen Köchen den Weg geebnet – wer war Ihr Förderer?
Ich hatte das große Glück, beim Skifahren in der Schweiz Jean-Pierre Haeberlin kennenzulernen, der mit seinem Bruder Paul das Restaurant "Auberge de l’Ill" im Elsass betrieb. Das war und ist bis heute der Heilige Gral der großen Küche. Nach meiner Lehre bekam ich dort einen Platz. Quasi als Schwarzarbeiter, die EU war damals noch nicht geboren. Das war mein Ticket in eine neue Kochwelt, dort habe ich das alles gelernt, was mich später zu dem gemacht hat, was ich heute bin.

Ihr schlimmstes Kocherlebnis?
Da gibt es zwei Ereignisse, die sich tief bei mir eingeprägt haben. Es war am 1. Mai 1957, der erste Tag meiner Ausbildung im Hotel Straubinger in Bad Gastein. Ich sollte eine Brühe kochen, dachte, das Fleisch sei das Wichtigste und goss die Brühe weg und hob stattdessen das Klärfleisch auf. Viele Jahre später bekam ich mal von Paul Bocuse einen massiven Rüffel, weil ich drei Töpfe für die Zubereitung einer Hummersauce benutzt hatte. Das war für ihn pure Materialverschwendung.

Ihr Geheimrezept, wenn man für Freunde den perfekten Abend "erkochen" möchte?
Das Geheimrezept ist gar nicht so geheim und eigentlich logisch. Man sollte ehrlich zu sich selbst sein. Was kann ich? Was bringe ich ohne große Aufregung und ohne Unglück an den Tisch meiner Gäste? Wer beim einfachen Rittberger in der Küche wackelt, sollte gar nicht erst über den zweifachen nachdenken. Hochstapelei hat beim Kochen kurze Beine.

Witzigmann: Manchmal reicht auch ein einfacher Salat

Hat sich Deutschland zum Gourmet-Land entwickelt?
Wir sind auf dem Weg dorthin, aber lange nicht am Ziel. Das ist ein Marathon-Lauf, kein Sprint.

Wie hat sich das Essverhalten der Deutschen verändert?
Wenn man sieht, was alles im Fernsehen gekocht wird, bekommt man den Eindruck, Deutschland kocht über. Selbst einkaufen und kochen – das muss das Ziel sein. Durch das Einschalten alleine lerne ich nicht kochen.

Was ist Ihr Leibgericht?
Das hängt davon ab, in welchem Winkel der Welt ich gerade bin, wie mein Gemütszustand ausschaut, mit wem ich zusammen bin, welche Produkte zur Verfügung stehen. Da bin ich recht flexibel. Manchmal macht mich ein einfacher grüner Salat glücklich.

Was erhoffen Sie sich von der Show?
Ich wünsche mir, dass der Zuschauer einen Einblick in die Welt der Top-Gastronomie bekommt. Nachdem mein Motto seit vielen Jahren lautet, dass das Produkt der eigentliche Star in der Küche ist, wird der Zuschauer vielleicht auch lernen, wie wichtig gute Produkte zum Kochen sind.


"Top Chef Germany", ab Mittwoch, 8. Mai, 20.15 Uhr, SAT.1

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