Wirte-Napoleon hält Hof

Richard Süßmeier feiert seinen 80. Geburtstag im Großmarkt – AZ-Kolumnist Michael Graeter war Gast und berichtet Einmaliges von der Feier des Wirte-Napoleons.
Zum „nicht alltäglichen Frühschoppen“ war am Sonntag um 11 Uhr in die Gaststätte Großmarkthalle eingeladen worden, aber um fünf nach elf waren alle schon da. So pünktlich geht es zu, wenn der Münchner Napoleon an seinen weißblauen Hof bittet. Richard, der Große Wirt, feierte seinen 80. Geburtstag und wirkte noch so fit, dass er spielend beim nächsten Salvator-Spektakel seinen Polit-Senf dazugeben könnte.
Der Hobby-Entertainer, der seit Jahren beweist, wie witzig und frotzelnd er sein kann, versammelte eine hochprozentige Gastro-Lobby und einige Stützen der deutschen Show-Welt zu einer urigen Münchner Matinee.
Ein strahlender Blacky Fuchsberger gratulierte mit den Worten „Majestät“ und seine feuerrothaarige Fast-Schwiegertochter Cornelia Corba trällerte sogar eine Zeile von „Happy Birthday“, was Süßmeier, auf Anglizismen nicht so scharf, zu der Bemerkung hinriss: „Endlich der richtige Gesang.“
Die meisten Gratulanten erschienen in Tracht und es sah aus, als ob gleich Wiesn wäre. Ein Trio ohne Namen spielte auf und sah direkt in die Augen des Saxophon-Großmeisters Max Greger, der mit Serien-Star Rolf Schimpf den Tisch teilte. Dem bunten Gästekreis ließen der Gastgeber und sein mit Mecki-Schnitt gestutzter Sohn, der sich als „Zuchtmeister“ vorstellte, alles aus „Küche, Metzgerei und Paulanerschänke“ (Einladungstext) servieren .
Keiner kam zu kurz. Eine Anwalts-Ehefrau lief mit raumgreifendem Schritten durch die Gaststätte und führte ihr Hündchen an der Leine. Hinter ihr folgsam ihr Mann, er jonglierte einen Plastik-Napf mit frischem Wasser.
Erika Volkhardt , die souveräne First Lady des Hotels Bayerischer Hof und ganz selten vor Ort, machte charmant ihren Knicks. Der immer wie aus dem Ei gepellte Spaten-Senator Dieter Soltmann und seine Frau ließen sich am Tisch mit Großgastronom Roland Kuffler und Frau „Buick“ sowie Wiesnwirte-Sprecher Toni Roiderer nieder. Auch Hotel-Chefin Gaby Stenger („Eden-Wolff“) und Peter Schottenhamel sowie Bandscheiben-Rastelli Prof. Dr. Wolfgang Pförringer und Augustinerbräu-Chef Jannik Inselkammer (zünftig in Lederner und Leinenhemd) schüttelten Süßmeier die Hand.
Ein Wiesnzelt-Betreiber fehlte, weil er angeblich in St. Tropez sein neues Liebesglück auf Herz und Nieren prüft. Mit Peter Gauweiler, der nicht direkt zum Freundeskreis von Süßmeier gerechnet wird, war nicht gerechnet worden. Aber er war der Talk an vielen Tischen, die mit Bierkrügen voller Radieserl geschmückt und mit Hinweistafeln ausgestattet waren, damit sich keiner verläuft. Der drei Meter lange Geschenketisch bog sich fast unter der Last der Präsente, darunter auch eine große Kerze. „Es wird schon seine Richtigkeit haben“, kommentierte Süßmeier die Pracht.
Obwohl es heißt, dass ein voller Bauch nicht gern studiert, gab es erst die Leibesgenüsse, dann die Reden. Wallners Weißwürste, die besten der Stadt, wurden aufgetischt, Briesmilzwurst gebacken (auf besonderen Wunsch von Stammgast Richard) und Ochsenbrust mit Kartoffel-Gurken-Salat und zum Nachtisch Apfelstrudel von Rudi Färber, dem „Sedlmayr“-Wirt beim Viktualienmarkt. Damit ihn auch jeder sehen konnte, stieg der Wirte-Napoleon auf ein Biertragl, das allerdings – kleine Sünde – von Augustiner war, obwohl in der Großmarkthallen-Gaststätte Paulaner-Bier sprudelt. Süßmeier stand auf einem Geschenk des Brauerei-Chefs Inselkammer und ließ ein paar seiner Scherze hören. Darunter auch den, dass er ganz verwundert auf der Autobahn gefahren sei, wo es vor lauter 80er-Schilder nur so gewimmelt hat. „So müssen’S es auch nicht übertreiben“, meinte der frisch gebackene Achtzigjährige.
Michael Graeter