"Winnetou"-Witwe spricht mit totem Pierre Brice: "Ah, bist du wieder am Werkeln?"

Vor acht Jahren verstarb Weltstar Pierre Brice, jetzt ist er einmal mehr für immer unvergessen: Am Samstagabend fand die Uraufführung "Pierre Brice – Mein Leben und Winnetou" im Kleinen Theater in Garmisch-Partenkirchen statt. Standing Ovations für ein Idol mehrerer Generationen (nächste Aufführungen am 15. und am 29. Juli). Die AZ sprach mit seiner Witwe Hella Brice (74), die in Garmisch und in Gräfelfing, lebt, über Lichtmenschen und über grenzenlose Liebe.
Theaterstück über das Leben von Pierre Brice: "Man erfährt Dinge, die viele gar nicht wissen"
Frau Brice, gerade wurde Ihr Herzensprojekt auf die Bühne gebracht, sind Sie zufrieden?
HELLA BRICE: Durch das Stück "Pierre Brice – Mein Leben und Winnetou" ging für mich ein langjähriger Traum in Erfüllung! Die Schauspielerin und Regisseurin Tatjana Pokorny und ihr Mann, der Autor Matthias Weckmann – sie leiten das Kleine Theater in Garmisch – haben das ganz hervorragend umgesetzt. Material hatte ich ja genug, da mein Mann bis zu seinem Tod vor acht Jahren auch viel geschrieben hat, unter anderem auch eine One-Man-Show. Und zu seiner Autobiografie 2004 erschien auch ein Hörbuch, Matthias Weckmann hat aus dem Ganzen ein wunderbares Schauspiel gezaubert, bei dem Pierres markante Stimme eingeblendet wird, denn fremd zu besetzen ist er nicht! Auch erfährt man Dinge über ihn, die viele gar nicht wissen, es gibt lustige und ergreifende Szenen. Da sind einige Tränen geflossen, auch bei mir.

Wie sieht Ihr Alltag inzwischen ohne Ihren geliebten Mann aus?
Ehrlich gesagt: Ich kümmere mich ja noch immer um seine Sachen, lebe quasi weiter mit ihm! Er ist immer da bei mir, ich vermisse ihn immer, jede Minute, spreche mit ihm, frage ihn um Rat. Manchmal, wenn ich in der Sauna bin und meditiere, kommen mir oft die besten Ideen, ich sage dann: "Ah, bist du wieder am Werken da oben?" Es ist ein schönes Vermissen, wir müssen ja alle gehen, ich habe kein Selbstmitleid, das Kommen und Gehen gehört zum Leben! Mit 86 hat er ein tolles Alter erreicht und sehr viel Gutes getan, so war er sehr stolz auf seinen Pierre-Brice-Hilfskonvoi nach Bosnien, das hat er hat aber nie an die große Glocke gehängt.
Witwe von Pierre Brice: "Er war ein Lichtmensch"
Großartig! Die meisten kannten Pierre Brice als "Winnetou" oder als André Blondeau in "Ein Schloß am Wörthersee". Wie würden Sie ihn beschreiben?
Diese Frage hat mir noch nie jemand gestellt, lassen Sie mich überlegen! Er war ein außergewöhnlicher Mensch, ich fange mal damit an, wie er den Winnetou sah. Er hat immer gesagt: "Der Winnetou ist für mich keine Rolle, er ist für mich eine Philosophie". Also Werte, die er auch in sich trug, die er gelebt hat und weitergeben wollte: Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit, Freundschaft und Gleichberechtigung. Ob in Bad Segeberg bei den Karl-May-Spielen, in der Wiener Stadthalle, auf den Freilichtbühnen oder privat. Das hat mich so fasziniert an ihm, er hat geschrieben und geschrieben und er hat es mir vorgelesen. Er war ein Lichtmensch, er hatte eine unglaubliche charismatische Aura, faszinierte Jung und Alt, Frauen und Männer, das hat mich immer so gefesselt an ihm, er konnte scherzen, dass man sich vor Lachen gebogen hat, er hatte einen Schalk im Nacken, war spontan witzig, er war ein Wunderkind. Er hatte auch so eine positive Einstellung zum Leben, er hat Liebe weitergegeben.

Klingt nach einem bunten Leben an der Seite eines Showstars.
Bunt in jeder Beziehung! Wir sind sehr viel gereist, ich habe ihn überall hin begleitet. Deswegen kam wahrscheinlich auch der Kinderwunsch nicht zustande, der bei ihm ziemlich spät kam, mit Mitte 60. Aber letztendlich war alles gut so, wie es war.
Und was haben Sie von ihm gelernt?
ALLES! Ich war sehr, sehr offen, ich war sehr wissbegierig und ja immerhin 20 Jahre jünger als er. Als wir uns kennenlernten, war er 45, er hat so viel Wissen mitgebracht, ich hörte ihm mit offenem Mund zu, wenn er etwas erzählt hat. Ich wiederhole mich, aber ich frage ihn noch immer bei Entscheidungen um Rat – und irgendwie kommt immer ein Zeichen, eine Antwort von ihm.
Ehemaliges Anwesen "Domaine Des Moinets" ist eine Erinnerungsstätte an Pierre Brice
Hella, Huberta, Gabriele – sind die Schwestern durch ein starkes Drillingsband verknüpft?
Wir sind eineiige Drillinge, waren uns bis zu meiner Hochzeit 1981 sehr ähnlich, auch optisch, Pierre hatte oftmals Mühe, uns auseinander zu halten. Lacht. Dann haben wir uns etwas auseinander gelebt, aber die seelische Verbindung ist natürlich nach wie vor sehr stark! In Garmisch wohnen wir teilweise alle unter einem Dach, "Hummy" mit ihrem Mann Hubert Wisgickl und Gaby und Walter Dück. Pierre liebte die romantische Gegend und die Almhütten, wir waren viel in der Natur unterwegs. Wie meine Schwester Gaby wohne ich ansonsten in Gräfelfing, dort ist auch Pierre beerdigt.

Mal zu Ihrem Anwesen "Domaine Des Moinets" in der Nähe von Paris, das Sie inzwischen verkauft haben, da stecken ja bestimmt auch ganz viele Erinnerungen drin.
Glückliche Zeiten! Aber mit 650 Quadratmetern Wohnfläche war es für mich einfach zu groß! Deshalb freue ich mich ja auch so über den neuen Besitzer, er ist ein Riesen Pierre-Brice-Fan. Ich war gerade für eine Fotoreportage dort; aus den ehemaligen Pferdeställen wurden Gästezimmer, es ist noch viel von Pierres Originalmobiliar dort verblieben, es gibt einen Jacuzzi im Garten und Tikis, kurzum: Das Ganze ist eine Art Erinnerungsstätte an meinen Mann, ein Pilgerort, da geht mir das Herz auf!
Verraten Sie uns noch Ihren Wunsch für die Zukunft?
Liebe und Licht! Denn wenn jeder Liebe und Licht schenken würde, gäbe es keine Kriege mehr. Auch das habe ich von Pierre gelernt. Und das ist übrigens auch der Schlusssatz des Stücks.