Wikinger am Walchensee

Direkt am Ostufer wird derzeit „Flake“, das Wikingerdorf für Bullys neuen Film „Wickie und die starken Männer“, aufgebaut. Ein Ortsbesuch
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Blick auf die entstehende Abenteuerwelt: Der Holzsteg ist bereits fertiggestellt und führt zum Film-Dorf. Hier wird Regisseur Bully Herbig Ende August zwei Wochen lang drehen.
Mike Schmalz Blick auf die entstehende Abenteuerwelt: Der Holzsteg ist bereits fertiggestellt und führt zum Film-Dorf. Hier wird Regisseur Bully Herbig Ende August zwei Wochen lang drehen.

Direkt am Ostufer wird derzeit „Flake“, das Wikingerdorf für Bullys neuen Film „Wickie und die starken Männer“, aufgebaut. Ein Ortsbesuch

Ich bin Zuhause“, sagt der alte Mann mit den weißen Haaren. Seine Augen strahlen. Gerade hat er sein Wikingerboot zum Ostufer des Walchensees gebracht, hier wird es gebraucht – denn hier entsteht „Flake“, das Wikingerdorf für Michael „Bully“ Herbigs neuen Kinostreifen „Wickie und die starken Männer“. Der weißhaarige Mann heißt Burghard Pieske, Abenteurer, Weltumsegler und „Deutschlands besterWikinger-Spezialist“. Und er leiht Bully eins seinerWikinger- Boote – Fachwissen und Herzblut inklusive.

Seit fünf Wochen wird in der Nähe von Jachenau am Walchensee das Filmset aufgebaut. „Ich habe alle Wikinger- Freizeitmuseen besichtigt, doch das, was hier gebaut wird, schlägt alles um Längen“, sagt Pieske – und an diesem milden Nachmittag kann man sich gut vorstellen, dass das stimmt.

Als Vorlage dient die Zeichentrickserie

Auf der Baustelle arbeitet ein 30-köpfiges Team aus Art- Directoren, Requisiteuren, Schreinern, Malern und Bildhauern, sie verwandeln die einsame Wiese in ein „echtes“ Wikingerdorf. Als Vorlage dient die Zeichentrickserie. Endlich verzieht sich der Regen, die Häuser können besichtigt werden. Es sind insgesamt zwölf. Die Dächer sind aus tschechischem Schilf und mit Drachenköpfen verziert. Das Holz wurde vom Sägewerk in Jachenau gekauft, die Buchenstämme kommen direkt von hier, von der Benediktenwand.

„Das Material ist knarzig, es hat Struktur“, sagt Production-Designer Matthias Müsse, während er ein Laib Brot aus seiner Tasche holt und an die Maler verteilt. Eine gute Tat – schließlich gibt es keinen Bäcker in der Nähe. Weiter geht’s zum Rathaus, danach zu Wickies Hütte. Die Bauten wurden innerhalb kurzer Zeit aufgestellt. Das Problem: Sie sollen aussehen, als stünden sie dort seit 100 Jahren. Wie man das schafft? Ganz einfach: Das Holz wird mit Äxten und Flammenwerfern bearbeitet, die Holzstruktur wird raus gebürstet. „Entscheidend ist zum Schluss die Patina. Unsere Künstler, lassen das Holz innerhalb einer Stunde um Jahrzehnte altern“, erklärt Müsse stolz. Einer dieser Künstler heißt Grit Kronacher, sie kommt aus Berlin und kniet gerade vor Ylvis zukünftigem Haus. Mit einem Gemisch aus Sägespänen, Farbe und Leim befestigt sie „Moos“ am Fenster, aus dem bald Wickies beste Freundin rausschauen wird. Das grüne Kraut sieht erstaunlich real aus. „Eine geheime Rezeptur“, sagt sie und bastelt weiter. Bis ein komplettes Haus fertig patiniert ist, dauert es nämlich zwei Tage – vorausgesetzt, es arbeiten drei Leute daran.Wegen der schlechten Witterung hat sich der Zeitdruck für das Team erhöht. In zehn Tagen ist bereits Drehbeginn. Doch jetzt, am Nachmittag, beäugt Art-Direktorin Christine Caspari den halb aufgebauten Dorfplatz. Noch blockieren ihn zahlreiche Styropor- Blöcke. „Daraus müssen noch Felsen modelliert werden“, erklärt sie.

Echt und ursprünglich dagegen ist der doch ein bisschen angsteinflößende Kuhschädel über Wickies Haustür. Er ist Teil der vielen, spannenden Gegenstände, die die Requisiteure herbeischaffen. Mittlerweile haben sie damit begonnen, einzelne Szenen einzurichten. Tierfelle, Holzkarren, geflochtene Käfige, und ein alter Webrahmen werden vor einer Hütte drapiert.

„norwegischen Fjord-Landschaft“

Manches kommt aus dem Requisitenfundus, das meiste aber wurde speziell für „Flake“ hergestellt. Schon bald reisen die schottischen Hochlandrinder, die Schafe, Hühner und Ziegen an. „Dann ist das Bild vom Dorf endgültig rund“, freut sich Müsse. Auch Bully ist schon sehr gespannt. Über die Fortschritte in „Flake“ und seiner „norwegischen Fjord-Landschaft“, lässt er sich regelmäßig mit Bildern versorgen. Er und sein Team drehen derzeit in den Bavaria- Filmstudios, wo das Rathaus und Wickies Zuhause als Innenmotiv steht. Von dort aus geht es dann für zwei Wochen zum Walchensee. Die Schauspielerwerden in Tölzwohnen. „Allewerden unter einem Dach untergebracht“, verrät Müsse, „das ist besser – sonst muss man einen Sack Flöhe hüten.“ Im Anschluss werden sie noch fünf Wochen auf Malta drehen. Die Kosten für den Film liegen in etwa bei einem zweistelligen Millionenbetrag. Ist alles im Kasten, wird „Flake“ wieder abgebaut. Grund: Die Fläche gehört zum Naturschutzgebiet. Außerdem sind die Häuser nur Kulissen und keine soliden, wasserdichten Bauten. Aber so weit will jetzt hier keiner denken. Mit (An-)Spannung wird das 17 Meter lange und zwölf Tonnen schwere Wikingerschiff erwartet. Es wurde in einer Werft am Walchensee gebaut und wird jeden Moment am Steg anlegen.

Die Rot-Weißen Segel werden beachtliche 100 Quadratmeter groß sein. Und wer wird das mächtige Drachenschiff lenken? „Gestatten, Kapitän Pieske“, sagt der Wikinger- Spezialist mit stolzgeschwellter Brust.

Dorina Herbst

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