Wie Hannelore Elsner München eroberte

"Diese Zeit, in der ich so jung war, war schon eine merkwürdig schlüpfrige, schwüle Zeit. Einerseits war alles ganz unterdrückend, hemmend, verklemmt und spießig, andererseits ging es ununterbrochen um Sex", schreibt Hannelore Elsner (†76) in ihrem Buch "Im Überschwang" (Kiepenheuer & Witsch).
Spaziergang verändert Hannelore Elsners Leben
Schon bei der Geburt ist der Hebamme klar: Hannelore Elsner wird mal eine Künstlerin. Nicht, weil sie mit dem dunklen Haarflaum optisch stark an Karl Valentin erinnert. Sondern weil sie so feingliedrige Finger hat. Hannis Mutter nimmt das nicht ernst. Und doch soll sie 16 Jahre später an der Seite der Tochter sein, als ein Spaziergang in München ihr Leben verändert.
Hannlore Elsner fliegt von der Schule
Schon als junges Mädel, das gern in Burghausen durch die Wiesen tobt, freut sich Hanni immer, wenn sie ein Auto mit Münchner Kennzeichen sieht: München ist für sie die große weite Welt. Da will sie hin. Sie fliegt mehrmals von den Schulen, mit 14 kommt sie aufs Internat in Bogenhausen, das Max-Josef-Stift.
Zwei Jahre später geht sie mit ihrer Mutter spazieren – in der Widenmayerstraße an der Isar. Ein Auto hält an. Drinnen sitzt Regisseur Halit Refig und blitzverliebt sich in Hanni. Er engagiert sie für einen Film, der nie ins Kino kommt, aber die vierwöchigen Dreharbeiten öffnen der jungen Elsner die stets so funkelnden Augen: Schauspielerei – das ist es!
"Immer die Mädchen": Erster Film von Hannelore Elsner
Dann geht alles ganz schnell. Schauspielschule, Probeaufnahmen bei der Constantin Film, Arthur Brauner aus Berlin meldet sich, der erste Film "Immer die Mädchen" mit Hans-Joachim Kulenkampff steht an, Filme, Verträge, Theater-Engagements folgen. Hanni verdient ihr eigenes Geld, ist verliebt in Peter, Schlagzeuger einer Jazzband aus der "Nachteule". Wenn sie nicht arbeitet, lebt sie dort oder in den Lokalen "Domizil" und "Tarantel". Sie sehnt sich nach dem künstlerischen Freiheitsgefühl: "Einfach nur rumhocken, Zigaretten rauchen, essen, diskutieren – wenn man so lebt, habe ich gedacht, wird man automatisch Künstlerin."
Sie legt sich vorm Ausgehen mit der Jeans in die heiße Badewanne, damit die Hose noch enger sitzt. Hanni will sich ausprobieren, sich "wie Alice im Wunderland fühlen". Oder, wie sie es später auch beschreibt: "Ich glaube, das geht vielen jungen Menschen so. Plötzlich haben sie ein Gefühl dafür, warum sie auf der Welt sind."
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