"Wickie und die starken Männer" erfolgreichster deutscher Film 2009
München - Von Tränen bis hin zu komödiantischen Dankesreden war beim Bayerischen Filmpreis am Freitagabend in München alles dabei. Joseph Vilsmaier nahm den Ehrenpreis von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sehr bewegt entgegennahm, Michael Bully Herbig nutzte die Bühne routiniert für Scherze.
„Wickie und die starken Männer“, erfolgreichster deutscher Film im Jahr 2009, bekam den Publikumspreis und wurde bester Familienfilm. Den Familienfilmpreis habe es noch nicht gegeben. „Ich freue mich, dass sie sich immer neue Kategorien für mich ausdenken“, witzelte Herbig, der nun sieben Porzellan-Pierrots besitzt. „Jetzt muss ich mir ein anderes Genre aussuchen, um sie in Verlegenheit zu bringen.“ Insgesamt vergab die Bayerische Staatsregierung Preise im Wert von 300 000 Euro, darunter an Barbara Sukowa und Mark Waschke als beste Darsteller und an Juraj Herz für die beste Regie.
Jospeh Vilsmaier wurde am Freitag mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Er sei ein bayerisches Urgestein, das Filmgeschichte geschrieben habe, sagte Horst Seehofer und verwies auf Werke wie „Herbstmilch“ oder „Der Brandner Kaspar“. Der Geehrte widmete den Preis seinem Publikum: „Ich freue mich sehr über diesen Preis und ich hoffe, dass sie mir damit nicht sagen wollen, Vilsmaier gib endlich a Ruh; für den Fall müsste ich sie nämlich enttäuschen, ich liebe meinen Beruf und ich freue mich, wenn ich mit meiner Arbeit Botschafter Bayerns sein kann.“
Bewegende Worte gab es von Waris Dirie. Die Verfilmung ihres Bestsellers „Wüstenblume“ über die Beschneidung von Mädchen teilte sich mit dem Drama „Der große Kater“ den mit je 100 000 Euro dotierten Produzentenpreis. „Ich hoffe, dass ich nie mehr einen Film sehen muss, in dem es um die Verstümmelung der Frauen geht“, sagte das Fotomodel, das als Fünfjährige in Somalia das grausame Ritual erleiden musste.
Bedrückend auch „Habermann“ über die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, für den Juraj Herz als bester Regisseur (20 000 Euro) ausgezeichnet wurde. Dieser Film habe ihm besonders am Herzen gelegen. Er habe damals miterleben müssen, wie deutsche Freunde nach Kriegsende vertrieben und ausgeraubt wurden, sagte Herz. Mark Waschke bekam für seine Hauptrolle in dem Film überdies den Preis als bester Schauspieler.
Um Beistand der Heiligen Hildegard gebeten
Barbara Sukowa – für „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“ als beste Schauspielerin geehrt – hatte sogar himmlischen Beistand erfleht. Sie habe bei der Heiligen Hildegard zwar nicht um den Filmpreis gebeten, sondern um bessere Zuschauerzahlen. Aber vielleicht habe Hildegard ihren Einfluss weiter gestreut und die Jury manipuliert, scherzte die Schauspielerin, die den Preis von einer Benediktinerschwester überreicht bekam.
Konstantin Wecker, ausgezeichnet für die Filmmusik im Kinderfilm „Lippels Traum“ dankte auf seine Art – mit einem Lied am Klavier. Er freue sich sehr darüber, dass er nun nach Jahrzehnten kritischer und stürmischer Auseinandersetzungen diese Auszeichnung erhalte, sagte der kritikfreudige Liedermacher an die Adresse der Staatsregierung.
Simon Verhoeven: Umgeben von leidenden Männern
Beste Nachwuchsdarsteller wurden der zu Tränen gerührte Friedrich Mücke für seine Rolle im Ost-West-Film „Friendship“ und Katharina Schüttler für ihren Auftritt in dem Streifen „Es kommt der Tag“. Simon Verhoeven, Sohn von Schauspielerin Senta Berger und Michael Verhoeven, wurde als bester Drehbuchschreiber geehrt für seine Komödie „Männerherzen“. Als er daran geschrieben habe, sei in seinem Freundeskreis der kollektive Liebeskummer ausgebrochen, erinnerte er sich. „Ich war plötzlich von leidenden, sinnsuchenden Männern umgeben.“ Umso mehr freue er sich nun über diesen Preis.
Der Dokumentarfilmpreis ging an „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“. Den Preis für die Bildgestaltung bekam Jana Marsik für die „Same Same But Different“ und „Lippels Traum“. Mit dem Nachwuchsregiepreis wurde Benjamin Heisenberg für seinen Film „Der Räuber“ geehrt. Der mit 60 000 Euro dotierte Preis der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrecht an Filmwerken (VGF), ging an den Film „Waffenstillstand“. (dpa)