"Wetten, dass..?" verkommt zum volkstümlichen Geplänkel

Es war die neunte Folge "Wetten, dass..?" mit Markus Lanz als Moderator und noch immer sucht das ZDF nach dem rechten Weg. Diesmal war alles ein bisschen volkstümlicher als zuvor
von  (dr/spot)
Zusammen auf dem Sofa: Florian Silbereisen (l.) und Markus Lanz (r.)
Zusammen auf dem Sofa: Florian Silbereisen (l.) und Markus Lanz (r.) © ZDF/Sascha Baumann

Es war die neunte Folge "Wetten, dass..?" mit Markus Lanz als Moderator und noch immer sucht das ZDF nach dem rechten Weg. Diesmal war alles ein bisschen volkstümlicher als zuvor: Eine jodelnde Céline Dion, ein singender Andreas Gabalier, Armin Rohde im Dirndl und mittendrin auch noch Miley Cyrus im Erdbeer-Kostüm.

Markus Lanz (44) und sein "Wetten, dass..?": Auch bei seinem insgesamt neunten Versuch der großen ZDF-Samstagabend-Unterhaltung blieben beim Zuschauer vor dem Fernseher einige Fragezeichen übrig. War das jetzt wirklich "Wetten, dass..?" oder doch der "Musikantenstadl"? Wo waren denn bitte jetzt die Weltstars? Sind das wirklich innovative Wetten? Ist Markus Lanz überhaupt geeignet für diese Art von Show? Doch der Reihe nach:

Schwelgen Sie in Erinnerungen mit den besten Szenen aus 30 Jahren "Wetten, dass..?"

Ein bestens aufgelegter Florian Silbereisen (32), der Alpen-Rocker Andreas Gabalier (28), die in Tracht gekleideten Schauspieler Diana Amft (38) und Armin Rohde (58), eine jodelnde Céline Dion (45) und kleine süße Kinder, die volkstümliche Lieder erraten mussten. Das waren die Zugpferde des ZDF, die klampfend, jodelnd, singend und albernd durch den Abend führten. Eigentlich auch bestens geeignet für eine Show der volkstümlichen Art.

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Der Versuch, sich auf den fast schon historischen Kern der Show zurückzubesinnen, artete nun in einem Zielgruppen-Geschachere der besonderen Art aus: Modern mit Cindy aus Marzahn und Co. funktioniert nicht, dann machen wir eben auf Volksmusik! So, oder so ähnlich könnten die Macher im Vorfeld der Sendung gedacht haben.

Damit dieser einfache Trick nicht ganz so offensichtlich daherkommt, wurde kurzerhand noch die eigentliche Skandal-Nudel Miley Cyrus (20) eingeladen, die allerdings brav wie zu besten Disney-Zeiten ihren Hit "Wrecking Ball" zum Besten gab und anschließend zu einem Kurz-Interview auf dem Sofa Platz nahm. Viel zu sagen hatte der Teenie-Star im hochgeschlossenen Erdbeer-Kostüm allerdings nicht. Vielleicht auch, weil Moderator Lanz nicht gerade den investigativen Journalisten mimte, sondern ebenso brav die Standard-Fragen auf dem Zettel stehen hatte und eher Lobhudelei betrieb.

Den Einheitsbrei aus biederen Fragen und Standard-Antworten durchbrach auf dem Sofa eigentlich nur Armin Rohde, der wieder einmal die Bühne nutzte, um nach einer verlorenen Wette seinen Allerwertesten in die Kamera zu strecken. Ein zwar gewöhnungsbedürftiger Anblick, jedoch zumindest für einen der wenigen Lacher in der Mammut-Show zuständig.

Auch nutzte Elyas M'Barek (31) den Auftritt und seine derzeitige Erfolgswelle aus, um deutlich zu machen, warum er überhaupt hier ist. Nämlich einzig und allein, um seinen Kino-Film "Fack Ju Göhte" zu promoten. Wirkte sein Auftritt auf den ersten Blick ein wenig arrogant, entpuppte er sich im Fortlauf immer mehr als lustig und erfrischend mutig. Bei Model Barbara Meier (27) löste er zudem einen Schockmoment aus, indem er auf einen gemeinsamen Abend auf dem Münchner Oktoberfest hinwies: "Wir beide waren mal auf der Wiesn beim Saufen!" Damit hatte die zurückhaltende Schönheit nicht gerechnet.

Einen weiteren Lichtblick stellte Arsenal-Fußball-Profi und Nationalspieler Lukas Podolski (28) dar, der mit seinem jugendlichen Charme die Halle in Halle schnell in seinen Bann zog und mit seiner ehrlichen und erfrischenden Art, die Trägheit der Sendung für kurze Zeit in Vergessenheit geraten ließ. Die musikalischen Gäste neben der braven Cyrus waren Sting (62), der sogar noch ein paar Takte auf Deutsch singen musste und eben jene Céline Dion, die dank bestem Playback, eine zwar neu geschriebene, aber dennoch in die Tage gekommene Hymne in den Äther schallen ließ.

Wettkönig wurde übrigens ein Kandidat, der alle Bundesliga-Partien der letzten zehn Jahre mit Ergebnis und Torschützen fehlerfrei aufsagen konnte. Innovation sieht leider anders aus. Das Dilemma der sich wiederholenden Wetten zeigte sich am deutlichsten beim sympathischen Schweizer Koebi Schmitter. Der bald 60-Jährige nahm nun bereits zum vierten Mal bei "Wetten, dass..?" teil und pustete immer wieder die verschiedensten Dinge auf: Mal war es ein Traktor-Reifen oder eine Wärmflasche, die platzte. Gestern waren es zur Abwechslung mal Luftpolster, die einen Renn-Boliden so anhoben, dass die Reifen gewechselt werden konnten. Lustig anzusehen, aber neue Ideen sehen einfach anders aus.

Echtes Fremdschäm-Potential hatte die sogenannte Zahnpasta-Wette, in der ein junges Pärchen beim Knutschen die zuvor verwendete Zahnpasta erschmecken musste. Muss das sein? Auch schon gefühlte zehn Mal gesehen, aber dennoch faszinierend: Bagger-Wetten! Diesmal hingen zwei Freunde mit Hilfe ihrer Maschinen Socken auf eine Leine.

Moderator Markus Lanz brachte die Sendung wieder mal über die Bühne. Bis auf den Patzer, die Zuschauer in Halle als "Leipziger Publikum" zu bezeichnen ist ihm eigentlich kein Vorwurf zu machen. Dennoch ist er weit weg von Thomas Gottschalks besten Zeiten, der mit einem natürlichen Charme durch die Show führte. Lanz versucht es: Er will witzig, schlagfertig und charmant sein, doch wirkt es bei ihm eher gekünstelt. Ob bei der zehnten Folge "Wetten, dass..?" endlich der Knoten platzt? Es bleibt zumindest noch ein großes Fragezeichen übrig.

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