Wer will schon Kaviar?
Die neue deutsche Filmgesellschaft lädt zum Branchentreff ins „8 seasons“ – und beweist, dass es nicht viel bedarf, um Spaß zu haben
Behauptet irgendjemand allen Ernstes, dass es unbedingt Champagner braucht, um einen angenehm prickelnden Abend zu haben? John Friedmann? Gut, der steht da hinten in einer Ecke, blickt betont angewidert auf sein Glas, das definitiv kein Champagner-Kelch ist und in dem auch kein Schampus drin ist, und spült die Brause, die Prosecco heißt, nach einigen Sekunden runter. Mit gespielt verzogenen Mundwinkeln.
Die anderen, die sich an diesem Abend auf Einladung der neuen deutschen Filmgesellschaft (ndF) im „8-seasons“ zur „After Work Cocktail“ treffen, sind weniger pingelig. Greifen zu Fleischpflanzerl, trinken Pils aus der Flasche, fischen sich Käseecken, Trauben, Fingerfood. Nein, es muss wirklich nicht immer Kaviar sein. Ist ja schließlich auch draußen keine Kaviar-Zeiten, nirgendwo.
Lieber lachen, lieber lästern
Das soll nun aber nicht heißen, dass der Abend, der Branchentreff und Betriebsausflug in einem ist, ein trübselig-trauriger gewesen wäre. Eher das Gegenteil. „Unsere Serien sind erfolgreich, allein ,Um Himmels Willen’ wird nächste Woche 700 Millionen Zuschauer erreicht haben“, jubelt ndF-Chefin Claudia Sihler-Rosei zu Beginn. Wieso, bitte, sollte man mit betretenen Mienen beisammenstehen und klagen?
Lieber lachen, lieber lästern, lieber sich zuprosten, miteinander flirten, aneinander vorbei sprechen – und dennoch Spaß haben: Riesiges Raunen also, als Michael von Au den Raum betritt und die anderen sehen, dass der Schauspieler ein Hertha-Shirt trägt. Bewundernde Blicke dann, als Davorka, hauptberufliches Starlet, angehastet kommt, sogleich die Fotografen betört, sich routiniert-lasziv ablichten lässt und nach zwanzig Minuten wieder verschwindet. Nach Ingolstadt. Zu einer Filmpremiere. Exakt zu dieser Zeit küsst Steffen Wink seine Freundin Genoveva Mayer, Vanessa Jung erzählt von ihrer Theaterarbeit, Eva Habermann versucht sich als DJ, Joseph Hannesschläger verkündet, dass er 33 Folgen „Rosenheim-Cops“ in einem Dreivierteljahr abgedreht habe und Horst Janson blickt sehr glücklich auf seine Tochter Sarah-Jane.
Champagner wäre ganz falsch
Noch glücklicher, wenn es da eine Steigerung gibt, ist nur Francis Fulton-Smith, der mit seiner Frau Verena gekommen ist. Die ist im achten Monat schwanger, blickt mit leuchtenden Augen umher – und wird den ganzen Abend über von ihrem Mann umsorgt. Der 42-Jährige streichelt ihren Bauch, trägt Häppchen her, besorgt etwas zum Trinken und, nein, das ist kein Champagner. Champagner wäre in dieser Situation ganz falsch.
Jan Chaberny
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