Heino klagt: Mehr deutsche Kultur im Ausland als im eigenen Land

Im Sommer tourte Heino (86) für mehrere Konzerte durch die USA. Auch jetzt in der Winterzeit steht der Sänger wieder auf vielen Bühnen. Doch momentan sorgt er nicht beim Schlagerpublikum für Stimmung, sondern unterhält Kirchengänger mit seinem Gesang. Denn der 86-Jährige ist bis Anfang Februar 2025 auf Kirchentournee und kommt hierfür am 19. Januar nach München.
Vorher stehen die Weihnachtsfeiertage an. Seit dem Tod seiner Frau Hannelore Kramm (†81) ist das Fest der Liebe für Heino mit viel Trauer verbunden. Doch der Musiker versucht, sich eine schöne und besinnliche Zeit zu machen. Wie ihm das gelingt, verrät Heino im Interview mit der AZ.
Nach Tod von Ehefrau Hannelore: Was Heino zu Weihnachten Trost spendet
AZ: Lieber Heino, wie feiern Sie das Fest der Liebe?
HEINO: Weihnachten ist für mich seit jeher ein Fest der Besinnung und Ruhe. Dieses Jahr verbringe ich die Feiertage in meinem Zuhause in Kitzbühel, zusammen mit meinem Manager Helmut Werner, seiner Frau Nicole und dem kleinen Lennie, der für mich wie ein Enkel ist. Es geht vor allem darum, gemeinsam Zeit zu verbringen, sich an schöne Erinnerungen zu klammern und den Moment zu genießen.
Welches Essen kommt an Weihnachten auf den Tisch?
Ich bin ein großer Freund traditioneller Gerichte. Bei uns gibt es an Weihnachten eine fette Pute – Helmut holt extra immer die größte und bereitet diese zu. Ein gutes Festmahl gehört für mich einfach dazu.
Es ist das zweite Weihnachtsfest ohne Ihre verstorbene Frau Hannelore. Wie emotional werden die Feiertage?
Es ist natürlich sehr schwer. Hannelore und ich haben Weihnachten immer zusammen gefeiert, waren fast 45 Jahre miteinander glücklich verheiratet. Wir haben es geliebt, Lieder zu hören, manchmal auch gemeinsam zu singen, und einfach füreinander da zu sein. Nun, da sie nicht mehr da ist, spüre ich diese Lücke umso stärker. Aber ich halte an unseren gemeinsamen Erinnerungen fest. Das gibt mir Trost und Kraft. Und in der Familie von Helmut, die mich aufgenommen hat, finde ich neue Geborgenheit und Liebe.

Heino auf Kirchentournee: Für den Schlagerstar "positiver Stress"
Sie sind auf Kirchentournee und wollen Menschen motivieren, ins Gotteshaus zu gehen. Wie kann einem der Glaube im Alltag helfen?
Der Glaube kann Halt geben, gerade in schweren Zeiten. In der Kirche zu singen ist für mich immer etwas Besonderes, weil diese Orte eine Ruhe und Ehrfurcht ausstrahlen, die man anderswo selten findet. Glaube kann Trost spenden und uns daran erinnern, dass es mehr gibt als den Alltagstrubel.
Die Kirchenkonzerte sind für Sie ein Herzensprojekt, doch auch mit viel Stress verbunden. Macht sich dieser Stress bemerkbar?
Natürlich steckt in so einer Tournee viel Planung und Vorbereitung. Jeder Auftritt ist anders, jede Kirche hat ihre eigene Akustik. Aber dieser Stress ist für mich ein positiver Stress. Ich weiß, wofür ich es tue. Die Freude des Publikums, wenn diese besonderen Melodien erklingen, entschädigt für vieles. Ich bin ein Langschläfer, schlafe immer ordentlich aus und gehe auch nicht allzu spät ins Bett.
Im Rahmen der Konzerte wirken Tommi Piper (83), Barbara Wussow (63) und Franz Lambert (76) mit. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Barbara Wussow kannte ich schon lange und ich bewundere sie für ihre Schauspielkunst. Franz Lambert ist ein Meister an der Orgel, seine Begleitung ist eine Bereicherung und war bislang bei allen Kirchenkonzerten dabei. Und das sind schon über 250 Konzerte gewesen. Tommi Piper kennt man als Stimme von "Alf", aber er ist auch ein hervorragender Entertainer. Ich wollte Menschen dabeihaben, die musikalisch und künstlerisch etwas Besonderes einbringen.
Heino: Warum deutsche Musik heutzutage noch Anklang findet
Vor Kurzem sind Sie für einen Auftritt mit dem Privatjet nach München geflogen. Reisen Sie öfter im eigenen Flugzeug?
Ich bin nicht jeden Tag mit dem Privatjet unterwegs, keine Sorge. Aber manchmal ist es schlicht eine Frage der Zeit und der Organisation. Wenn das Programm dicht ist und ich an einem Tag für mehrere Auftritte an unterschiedlichen Orten sein muss, dann ist das manchmal die einzige Lösung. Ich weiß, dass es ein Luxus ist, aber nach so vielen Jahren im Geschäft geht es oft um Effizienz. Wenn ich in solchen kleinen Maschinen fliege, bin ich aber immer wieder froh, wenn ich dann zurück auf dem Boden bin.
Wie stehen Sie zum Wandel des Schlagers hin zum Popschlager?
Der Schlager hat sich schon immer weiterentwickelt. In den 60er-Jahren klang er anders als in den 80ern oder heute. Dass jüngere Künstler wie Tream neue Einflüsse einbringen, finde ich spannend. Es geht nicht darum, dass der klassische Schlager verschwindet, sondern dass er sich anpasst, neue Elemente aufnimmt und ein neues Publikum schafft, das ansonsten keine deutsche Musik hören würde. Ich sehe das sehr positiv. Solange die Melodien mitreißen und die Texte etwas aussagen, ist mir egal, ob man es nun Popschlager oder anders nennt.
Übernehmen Sie bei neuen Künstlern gern die Mentorenrolle? Oder soll jeder junge Musiker zunächst seine eigenen, persönlichen Erfahrungen machen?
Ich helfe gerne, wenn jemand meinen Rat möchte. Aber ich zwinge niemandem meine Meinung auf. Die jungen Künstler müssen ihre eigenen Erfahrungen machen, das ist wichtig für ihre Entwicklung. Ich kann nur meine Perspektive anbieten. Wenn Tream oder andere Newcomer Fragen haben, stehe ich bereit. Aber am Ende sollte jeder Musiker seinen eigenen Weg finden. Wenn sie dann authentisch bleiben und nicht wegen des Erfolgs die Bodenhaftung verlieren, kann das auch was werden.
Schlagerstar Heino unzufrieden: "In Amerika wird die deutsche Kultur mehr gelebt"
Im Sommer spielten Sie Konzerte in den USA. Welche Unterschiede gab es zu Auftritten in Deutschland und Österreich?
Ich hatte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Konzerte und Tourneen in den Vereinigten Staaten. Die Konzerte in diesem Jahr in den USA waren wieder eine wunderbare Erfahrung. Die Menschen dort – gerade die deutschstämmigen Amerikaner – sind sehr herzlich. Ganz ehrlich: In Amerika wird inzwischen die deutsche Kultur mehr gelebt, als das in Deutschland der Fall ist.
Tickets für Heinos Kirchenkonzert am 19. Januar in München gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und Kartenbüros wie München Ticket, Eventim und Reservix.