Was passiert, nachdem die Queen gestorben ist? Ablauf nach dem Tod der Königin steht schon fest

"London Bridge is down." Diese vier Wörter dürften nun an Premierministerin Liz Truss herangetragen worden sein, so will es der "Guardian" wissen – damit geht in Großbritannien eine Epoche zu Ende. Denn dieser Satz soll der Geheimcode sein, nachdem Königin Elizabeth II. (96) gestorben ist. Offizielles ist dazu nicht bekannt: Der Buckingham Palast gibt zu dem Bericht keinen Kommentar ab. Die Monarchin starb am Donnerstagnachmittag (8. September) auf Schloss Balmoral.
"Mein ganzes Leben, sollte es kurz oder lang werden", versprach die spätere Königin Elizabeth II. an ihrem 21. Geburtstag, wolle sie ihren Untertanen widmen. Die Monarchin war über 70 Jahre auf dem Thron (am 2. Juni 1953 wurde sie zur Königin gekrönt). Scherzhaft wurde sie zu Lebzeiten als einzige Prinzessin bezeichnet, die einen Baum bestieg und als Königin hinunterkam. Denn die Nachricht vom Tod ihres Vaters, George VI., erreichte Elizabeth und ihren Mann Philip mit Verzögerung 1952 auf einer Kenia-Reise in einem Baumhaushotel. Der Geheimcode für Georges Tod soll "Hyde Park Corner" gewesen sein.
Detaillierter Plan bei Tod der Queen: Wer macht was?
Schon seit mehr als 50 Jahren wird dem "Guardian" zufolge geplant, was wer wann im Todesfall der Queen zu tun hat. Seit etwa 20 Jahren werde daran bis ins letzte Detail gefeilt. Inzwischen treffen sich die Beteiligten, darunter Regierungsvertreter und Armee, schon zwei- bis dreimal im Jahr, wie es in dem ausführlichen Bericht heißt. Seine Quellen nennt der "Guardian" zwar nicht namentlich, er will aber schon viele Details wissen: Wie werden die Commonwealth-Länder über den Tod der Queen informiert, welche Kleidung trägt der Diener, der die Nachricht an den Toren des Buckingham-Palastes anbringen muss? Wie kommt der Leichnam der Königin nach London, falls sie woanders stirbt?
Alles geklärt – wie die Zeitung schreibt: Zwölf Tage lang soll die offizielle Trauer dauern. Klamauk und Satire des Senders BBC seien dann unerwünscht. Das Volk könne sich in Westminster Hall von der Königin verabschieden, wo der Leichnam aufgebahrt sein werde. Der Palast rechne mit einer halben Million Menschen, die geduldig eine mehrere Kilometer lange Schlange bilden. Die wohl größte Beerdigung der Welt soll dann in der Kirche Westminster Abbey stattfinden. Etwa 2.000 Gäste werden dem Bericht zufolge erwartet, darunter viele Politiker.
Das US-Portal "Politico" will aus zugespielten Dokumenten erfahren haben, was im Falle des Ablebens der Queen zu geschehen hat. Der Todestag der Königin wird darin als "D-Day" bezeichnet; in Anlehnung an die Landung der Alliierten in der Normandie. Jeder weitere Tag bis zum Begräbnis wird als "D-Day+1", "D-Day+2" und so weiter bezeichnet.
Die Queen ist tot: Privatsekretär ruft Premierministerin an
Als Erste wird in den Stunden nach dem Tod der Queen die Premierministerin (aktuell: Liz Truss) vom Privatsekretär der Queen angerufen. Er teilt den Code-Satz "London Bridge is down" mit. Anschließend erfährt es der Kabinettssekretär (der ranghöchste Beamte Großbritanniens) und weitere ranghohe Minister und Beamte. Dann wird der Palast eine offizielle Mitteilung herausgeben, um das Volk und die Weltöffentlichkeit zu informieren.
Innerhalb der nächsten zehn Minuten sollen die Flaggen in Whitehall (Straße im Regierungsviertel) auf halbmast gesenkt werden. Anschließend soll in der St. Paul's Cathedral ein Gedenkgottesdienst stattfinden. Daran werden der Premierminister und eine kleine Anzahl hochrangiger Minister teilnehmen.
1. Tag nach dem Tod der Queen
Um 10 Uhr morgens werden am Tag nach dem Tod von Königin Elizabeth II. hochrangige Regierungsvertreter im St. James's Palast erwartet, um Prinz Charles zum neuen Herrscher zu erklären. Laut "Politico" würden "Hunderte von Geheimräten" zusammenkommen. Dunkle Krawatten sind Pflicht. Das Tragen von Orden ist nicht gestattet.
Die Proklamation zum König werde verlesen, wodurch Charles als König bestätigt werden würde. Das Parlament verabschiedet eine Kondolenzbotschaft und setzt die parlamentarische Arbeit für zehn Tage aus.
Wohin kommt der Sarg der Königin?
Der Sarg der Queen wird am zweiten Tag nach ihrem Tod in den Buckingham Palast gebracht. Weil die Queen im schottischen Balmoral gestorben ist, soll nun "Operation UNICORN" in Kraft treten. Dann wird der Leichnam mit dem Zug nach London überführt.
Am dritten Tag nach dem Ableben der Queen begibt sich Prinz Charles auf eine Reise durch das Vereinigte Königreich, die mit einem Besuch im schottischen Parlament und einem Gottesdienst in der St. Giles Cathedral in Edinburgh beginnt. An Tag vier trifft Charles in Nordirland ein.
Tag vier nach dem Tod der Queen
Ebenfalls an Tag vier wird eine Probe für die Prozession in London geplant: Der Sarg der Queen wird am fünften Tag vom Buckingham Palast zum Westminster Palast (Sitz des britischen Parlaments) gebracht ("Operation LION"). Im Anschluss wird es einen Gottesdienst in der Westminster Hall geben.
Die Queen wird drei Tage lang aufgebahrt
Im Westminster Palast wird die Queen drei Tage lang aufgebahrt. Der Sarg wird 23 Stunden am Tag für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Prozession, Schweigeminute und Staatsbegräbnis an Tag zehn
Zehn Tage nach dem Tod der Queen findet in der Westminster Abbey das Staatsbegräbnis statt. Zur Mittagszeit werden landesweit zwei Schweigeminuten eingelegt. Prozessionen solle es in London und in Windsor geben.
Beerdigung der Queen in der König-Georg-VI.-Gedenkkapelle
Prinz Philip, der Ehemann der Queen, wurde am 17. April 2021 in der St.-George's-Kapelle auf Schloss Windsor beigesetzt. Doch die sterblichen Überreste von Philip bleiben nicht länger in der Gruft, sondern werden nach dem Tod der Queen nun umgebettet. Für die Königin ist ein Grab in der kleinen König-Georg-VI.-Gedenkkapelle vorgesehen. Philip und Elizabeth werden dann Seite an Seite für immer ruhen. Ebenfalls in der Gedenkkapelle bestattet: der Vater der Queen, Vater Georg VI., ihre Mutter und ihre Schwester Margaret.
Queen Elizabeth II. war seit Jahrzehnten ein Fels in der Brandung
Nicht planbar ist die Schockstarre, in die das Land im Todesfall nun fallen wird. Denn die Briten lieben ihre Königin über alles. Sie führte das Land seit Jahrzehnten wie ein Fels in der Brandung durch alle Höhen und Tiefen und gab vielen auch in den Brexit-Wirren Halt. Nur einmal fiel sie beim Volk in Ungnade, als sie beim Unfalltod ihrer Ex-Schwiegertochter Diana zunächst einfach schwieg.
Bereits 2017 hatte die Königin einige Ehrenämter abgegeben – von mehreren Hundert. Thronfolger ist Prinz Charles (73). Auch seine Krönung ist längst bis ins letzte Detail vorbereitet. Viele vermuten, dass es dem Menschenrechtler, Biobauern und Klimaschützer nicht so einfach wie seiner Mutter fallen wird, als Staatsoberhaupt mit seinen persönlichen Ansichten hinterm Berg zu halten. Spannend dürfte auch werden, ob Camilla als die Frau an seiner Seite wirklich vom Volk als Königin anerkannt wird. Denn mit ihr betrog er seine Frau, Prinzessin Diana.
Abdankung der Queen war unwahrscheinlich
Der Historiker Hugo Vickers war schon länger der festen Meinung, die Königin betrachte ihre Rolle als lebenslängliche Aufgabe. "Ein Hauptgrund, warum die Königin absolut nicht abdanken wird, ist, dass sie im Gegensatz zu anderen europäischen Monarchen eine gesalbte Königin ist. Und wenn Sie eine gesalbte Königin sind, verzichten Sie nicht“, vermutete er Anfang 2021 im Gespräch mit dem "Guardian". Die Monarchin hatte bereits bei ihrer Krönung am 2. Juni 1953 vor Gott ein Gelübde abgelegt, das sie ungern brechen wollte. Wie sich nun zeigt, sollte Vickers Recht behalten.
So sah es auch der britische Politikprofessor Anthony Glees. Er erklärte im DW-Gespräch: "Ich glaube, die Queen empfindet das Königtum ganz stark als Pflicht, die ihr von Gott auferlegt wurde. Wir sollten nicht vergessen, dass sie auch Oberhaupt der Kirche von England ist. Sie empfindet eine religiöse Pflicht, Staatsoberhaupt zu sein, und das gilt bis zu ihrem Tod. Sie nimmt diese Dinge sehr, sehr ernst. Sie ist natürlich keine Fanatikerin, aber sie ist ein tief religiöser Mensch."