Was macht eigentlich Daniel Küblböck?
Bei der ersten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" 2002 sorgte er als als "schräger Vogel" für Furore. Was seitdem passiert ist, hat er im AZ-Interview erzählt.
Hallo Herr Küblböck, danke für den Rückruf! Ganz schön laut bei Ihnen. Es klingt, als wären sie unterwegs.
Stimmt, ich fahre zu einem Termin. Ich betreibe eine Künstleragentur und heute stehen noch Verhandlungen mit Partnern an. Überhaupt komme ich viel in Deutschland rum, war schon immer ein Workaholic. Darin gehe ich voll auf. Das Gleiche gilt für meine Musik.
Sie treten mittlerweile als Jazz- und Bluessänger in Anzug und Krawatte auf, performen Nina Simone und Ray Charles. Was ist aus Kermit Küblböck geworden?
Ich habe eine lange Gesangsausbildung in Wien gemacht und hart an meiner Stimme gearbeitet. Es hat sich gelohnt: Den Leuten klappt die Kinnlade runter, wenn sie mich jetzt auf der Bühne sehen. Erst vor kurzem bin ich vor 15 000 Menschen auf dem Christopher Street Day in Köln aufgetreten.
Warum die Verwandlung?
Nach DSDS kannten mich 95 Prozent der Deutschen. Das war nicht einfach. Man muss sich dann Zeit nehmen: Was will ich machen? Welcher Musiker möchte ich sein? Ich habe mich mit vielen Künstlern zusammengesetzt und meine Liebe zum Jazz entdeckt. Ich probiere einfach gerne neue Sachen aus. Im Moment arbeite an einem Kabarett-Programm.
Vermissen Sie manchmal ihre schrillen Outfits?
Überhaupt nicht. Es ist normal, dass ein Junge mit 17 einen anderen Geschmack hat. Im tiefsten Herzen war ich immer ein kleiner, netter Spieser. In die Schublade ‚Quietscheentchen der Nation’ wollte ich mich nie drängen lassen.
Man sieht sie auch gar nicht mehr mit Brille.
Die brauche ich nicht mehr. Nachdem mich die Leute immer wieder mit Nana Mouskouri verglichen haben, war klar, dass ich die Brille los werden muss. Also habe ich mir die Augen lasern lassen.
Mit wem werden Sie denn jetzt verglichen?
Vor kurzem haben mir Leute gesagt, dass ich sie an Robbie Williams erinnere. Das freut mich natürlich sehr.
Wünschen sich ihre Fans noch „You drive me crazy“?
Ja klar. Das war ein Riesenhit hier in Deutschland und auch in Asien. Ich habe den Song in eine schöne Soulversion umkomponiert und spiele ihn mit großer Freude.
Sie haben mit 18 ihre Biographie geschrieben, verstaubt die jetzt im Schrank?
Ich blättere gerne darin rum. Und ich glaube, es gibt viele Stellen, an denen sich andere junge Menschen wieder erkennen und sich auch orientieren können. Ich selbst schüttele beim Durchblättern oft den Kopf und denke mir: Da geht’s mir doch heute richtig gut.
Im Fernsehen war letztens ihre Wiesbadener Wohnung zu sehen. Die 140 Quadratmeter Altbau sahen sehr einladend aus.
Danke! Ich liebe es gemütlich und fand es toll, die Wohnung einzurichten. Ich glaube, ich wäre auch ein guter Innenarchitekt.
Junge Künstler vermutet man ja eher in Berlin als in Wiesbaden.
Ich gehe gerne in jungfräuliche Städte. Berlin ist nichts für mich. Ich habe da ein halbes Jahr gewohnt und erlebte das Stoiber-Phänomen: Als Bayer fühlt man sich in Berlin einfach nicht so wohl. In Wiesbaden ist das ganz anders. Außerdem ist die Infrastruktur perfekt, wenn man so wie ich viel unterwegs ist. Und wenn ich doch mal Lust auf große Party habe, fahre ich schnell nach Frankfurt.
An welche Künstler glauben Sie?
In der Agentur konzentrieren wir uns auf Jazzkünstler. Ich habe aber auch eine Operettenkünstlerin. Einmal wurde ich gefragt, ob ich den Coach für Annemarie Eilfeld (Drittplatzierte der letzten DSDS-Staffel, Anm. der Red.) machen könnte. Das habe ich abgelehnt. Sie wäre ein Gefahrenpotential für eine Künstleragentur. Denn Schlagzeilen alleine garantieren keinen wirtschaftlichen Erfolg
Hätten Sie in Daniel Küblböck investiert?
In den alten hätte ich nicht investiert, in den neuen schon.
Interview: Vanessa Assmann
- Themen:
- Robbie Williams