Warum kritisieren ihn die Medien?
London - Eigentlich ist er der Liebling der britischen Öffentlichkeit: Prinz William (33), Darling of the Empire. Doch in jüngster Zeit muss der Herzog von Cambridge immer wieder Kritik über sich ergehen lassen. Vergangene Woche hat William vor Diplomaten im Außenministerium eine Rede gehalten. Dabei soll er sich für den Verbleib Englands in der EU ausgesprochen haben. Laut der britischen Verfassung dürfen sich Mitglieder der königlichen Familie aber in der Öffentlichkeit nicht zu politischen Themen äußern. Hat sich der 33-Jährige zu weit aus dem Fenster gelehnt?
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Prinz William kennt diese Verfassungspassage, und hat sich entsprechend vorsichtig zu dem Referendum über einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens geäußert. "Eine Vereinigung mit internationalen Verbündeten ist das Fundament für Sicherheit und Wohlstand", lautete ein Satz seiner Rede. Ein gemeinsames Vorgehen mit anderen Nationen sei eine wesentliche Fähigkeit in dieser zunehmend turbulenten Welt. Aus diesen Sätzen haben seine Kritiker ein klares politisches Bekenntnis des Prinzen zu Europa abgeleitet. Obwohl er die EU kein einziges Mal erwähnt hat.
Medien sind verärgert
Befürworter des EU-Austritts sehen in seinen Worten eine unzulässige Wahlbeeinflussung, schäumt es in den Zeitungen. Die harsche Kritik an dem Windsor überrascht zwar etwas, ist aber nicht ganz neu. Steckt vielleicht etwas mehr dahinter? Die britischen Medien werfen Prinz William seit einiger Zeit vor, dass er sich und seine kleine Familie zu selten der Öffentlichkeit präsentiere. Mit Ehefrau Catherine, der Herzogin von Cambridge, und den beiden Kindern Prinz George (2) und Prinzessin Charlotte (9 Monate) lebt er weitestgehend zurückgezogen auf dem renovierten Landsitz Anmer Hall bei Sandringham.
Die Medienvertreter scheinen vor allem verstimmt, da es nur selten aktuelle Fotos von Prinz George und Prinzessin Charlotte gibt. Die veröffentlichten Bilder der Mini-Royals werden von den Eltern ausgewählt und freigegeben. Diese erscheinen dann meist überraschend auf den offiziellen Social-Media-Profilen der Königsfamilie. Werden doch mal Paparazzi-Fotos von Familienausflügen verwendet, folgen Beschwerden an die Zeitungsverleger, wie im Sommer 2015, als sogar von Stalking die Rede war.
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Zu wenig öffentliche Auftritte
Diese Haltung verhagelt der Medienbranche das Geschäft, denn die Öffentlichkeit giert nach frischen Bildern vom glamourösen Herzogspaar und seinem Nachwuchs. Die britische Boulevardpresse vertritt die Meinung, dass William als Herzog von Cambridge dazu verpflichtet sei, regelmäßig in der Öffentlichkeit zu erscheinen - auch mit seiner Familie.
Es sei zudem mehr als peinlich, wie zum Beispiel die "Daily Mail" ausgerechnet hat, dass sein 94-jähriger Großvater Prinz Philip im letzten Jahr mehr Termine absolvierte als sein Enkel. William ließ sich in Großbritannien im Jahr 2015 lediglich bei 87 öffentlichen Anlässen blicken. Sein Großvater schaffte 128 mehr. Im Jahr 2016 war William bisher erst zweimal öffentlich als Vertreter des Könighauses zugegen. Es sollen allerdings noch etliche weitere Engagements folgen. Ob das die Presse wieder milde stimmt?
Ist er vorbildlich?
Dass der Prinz neben zahlreichen karitativen Aufgaben noch seinem Beruf als Rettungshubschrauberpilot bei einem zivilen Unternehmen im Schichtdienst nachgeht, lassen seine Kritiker auch kaum gelten. Da hilft es auch nicht, dass Sergeant Rob Linfoot, der mit William bis 2013 bei der "Search and Rescue Force" diente, in den höchsten Tönen von ihm schwärmt. Es sei "brillant" mit ihm zusammen zu arbeiten. William sei ein toller Kamerad und sehr bodenständig. Die britische Öffentlichkeit erwartet jedoch mehr von seinem zukünftigen König.