Wann kocht Deutschland über?

Jahrhundert-Koch Eckart Witzigmann schäumtin der AZ – und sagt, warum er auf keinen Fall den „Kasperl und Schwätzer vorm Herd“ geben will
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Hat genug und will auch bitte keinen Nachschlag: Eckart Witzigmann schaltet mittlerweile bei jeder Koch-Show im Fernsehen ab.
Ronald Zimmermann Hat genug und will auch bitte keinen Nachschlag: Eckart Witzigmann schaltet mittlerweile bei jeder Koch-Show im Fernsehen ab.

Jahrhundert-Koch Eckart Witzigmann schäumtin der AZ – und sagt, warum er auf keinen Fall den „Kasperl und Schwätzer vorm Herd“ geben will

Er ist der Herr der Herde. Die Gastro-Legende. Hat Küchengeschichte geschrieben und Sterne gesammelt wie andere Pilze. Er gilt als einer der besten Köche der Welt und trägt hochoffiziell die Berufsbezeichnung Jahrhundert-Koch. Trotzdem ist Eckart Witzigmann (67) dem breiten Fernseh-Publikum unbekannt. Warum?

Weil er die Nouvelle Cuisine in den deutschsprachigen Raum gebracht, aber keine eigene TV-Koch-Show hat.

Eckart Witzigmann, der 90 Prozent aller Fernseh-Köche wie Alfons Schuhbeck und Johann Lafer selbst ausgebildet hat, schwingt als Einziger nicht den Kochlöffel zur Primetime, schaut nicht ständig irgendwo in irgendeinen Topf – und findet das auch nicht schlimm. Im Gegenteil!

"Ich schalte bei jeder Koch-Show ab."

In der AZ äußert sich der Koch aller Köche erstmals über die Inflation der Koch-Shows – und schäumt schnell über: „Ich frage mich ernsthaft: Wann kocht Deutschland über? Egal, wann ich den Fernseher anschalte, es wird überall gekocht. Ich will die Kollegen im Einzelnen nicht kritisieren, aber die Masse macht’s. Ich schalte heute bei jeder Koch-Show ab.“

Warum verderben zu viele Köche den Fernseh-Brei?

Witzigmann brodelt weiter: „Das ist ja kein richtiges Kochen. Das fängt schon bei den Vorgaben an – es soll fürs Publikum einfach zum Nachmachen sein, soll nichts kosten, aber irre toll schmecken. Aber Kochen ist doch mehr, als Rezepte nachzumachen. Durch die TV-Schwemme entsteht der Eindruck, dass der Beruf des Kochs ein Scherz ist.“

"Ich gebe nicht den Schwätzer vorm Herd!"

Dabei sei es laut Witzigmann „ein knüppelharter Job“: „Als ich mit dem ,Aubergine’ anfing, hatte ich zwei Koffer in der Hand und wusste nicht, was mich erwartet. Ich verdiente wenig, doch das war wurscht. Es ging mir um was Neues, so wurde das ,Aubergine’ zum Meilenstein.“

Der Meilenstein ist nun eine Weile her, doch alle noch so lukrativen TV-Angebote lehnt Witzigmann konsequent ab: „Ich gebe nicht den Kasperl und Schwätzer vorm Herd! Ich sehe meine Aufgabenstellung anders. Wenn ich koche, quatsche ich nicht. Wenn ich koche, koche ich."

Kimberly Hoppe

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