Walter Kohl findet Darstellung seiner Mutter "völlig lächerlich"
Ein Dokudrama über das Leben von Hannelore Kohl (1933 - 2001) wird es nicht geben - das verkündete der NDR Mitte Juli in einer Presseerklärung. Nun hat sich Walter Kohl (52) in einem Interview mit der Illustrierten "Bunte" zu den Gründen für den Stopp des Filmprojekts geäußert. "In der jetzigen Fassung bewegen wir uns auf dem Qualitätsniveau einer Soap", erklärt der ältere der beiden Kohl-Söhne die Entscheidung, das geplante Fernsehdrama platzen zu lassen.
Trotz mehrmaliger Hinweise seien der Produzent Nico Hofmann und der Regisseur Raymond Ley nicht auf Korrekturen eingegangen. "Der bestehende Drehbuchentwurf ist völlig inakzeptabel, zudem strotzt er vor historischen und biografischen Fehlern und das Bild unserer Familie ist verzerrt dargestellt", so Walter Kohl. Für eine solche Verunglimpfung stehe weder er noch sein Bruder Peter zur Verfügung.
Lächerliche Darstellung seiner Mutter
Die Darstellung im geplanten Film würde ein völlig falsches Bild seiner Mutter zeichnen. "Zahlreiche Quellen, die meine Mutter als aktive, eigenständige und durchsetzungsstarke Frau zeigen, werden ignoriert. Sie wird durchgängig auf das Hausfrauenklischee reduziert", empört sich der 52-Jährige im Gespräch mit "Bunte". Hannelore Kohl werde darin "als eine getriebene Frau, die depressiv vor sich dahinvegetiert und schon in ihren 40er-Jahren von Selbstmord träumt", dargestellt. Dies sei "völlig lächerlich."
Seine Mutter sei sehr wohl "eine durchsetzungsstarke Persönlichkeit" gewesen, "die auf Staatsempfängen dreisprachig parlieren konnte". Hannelore Kohl habe damals nicht umsonst als die Geheimwaffe der deutschen Demokratie gegolten, so ihr erstgeborener Sohn. "Sie hatte eine eigene politische Meinung und zudem großen Einfluss auf die Personalentscheidungen meines Vaters."
Drehbuch verletzt Persönlichkeitsrechte
Auch seinen Vater Helmut Kohl, zu dem Walter Kohl ein eher schwieriges Verhältnis pflegt, verteidigt er gegenüber der "Bunten. "Die Persönlichkeitsrechte meines Vaters werden immer wieder verletzt, teilweise subtil. "Mein Vater wird in einer Weise dargestellt, in der ihn die Menschen, die ihn kennen, ganz sicher nicht erlebt haben", so Kohl, der in dem Dokudrama als Zeitzeuge auftreten sollte.
Im Gegensatz zu seinem Bruder Peter Kohl (50, "Hannelore Kohl: Ihr Leben"), der als Vertragspartner von Produzent Hofmann fungierte, dürfe er sich zu diesen Missständen äußern. "Mein Bruder hat einen Optionsvertrag unterschrieben, der ihm jede öffentliche Äußerung verbietet", so Walter Kohl.