Von Stinkefinger bis WWM: Günther Jauch in der Kritik

Vor gut 30 Jahren nahm Günther Jauch auf dem TV-Moderatorenstuhl Platz. Trotz seiner unangefochtenen Beliebtheit stand er aber auch immer wieder in der Kritik, wie diese Beispiele zeigen.
von  (wue/spot)
Günther Jauch und Studentin Tanja Fuß bei "Wer wird Millionär?"
Günther Jauch und Studentin Tanja Fuß bei "Wer wird Millionär?" © RTL / Frank Hempel

In Deutschland gibt es keinen beliebteren: Wie eine Forsa-Umfrage für die Programmzeitschrift "TV Digital" vor wenigen Wochen bewies, ist Günther Jauch auch nach mehreren Jahrzehnten im Geschäft der beliebteste TV-Moderator Deutschlands. 88 Prozent der 1001 Befragten sahen den gelernten Journalisten an der Spitze. Das hielt nun aber einige Zuschauer nicht davon ab, sich darüber zu echauffieren, dass Jauch in der vergangenen Ausgabe von "Wer wird Millionär??" einer 20-jährigen Studentin angeblich nicht genügend dabei half, die erste Frage zu beantworten.

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Sitzengeblieben?

 

Sie flog nach weniger als einer Minute Spielzeit aus der Show, Jauch erntete Kritik von so manchem Fan. Ein "ganz schlechtes Zeugnis für einen Hr. Jauch", schrieb ein Nutzer auf der offiziellen Facebook-Seite der Sendung und bewertete den Auftritt des Moderators mit der Schulnote 6. Ein anderer kommentierte: "Das war nicht nett Herr Jauch". Das Netz hätte ihn anscheinend teilweise gerne der unterlassenen Hilfeleistung angeklagt.

Andere Zuschauer konnten derlei Beanstandungen nicht nachvollziehen, so fragte eine Userin, ob man tatsächlich mittlerweile von Jauch erwarte, "dass er bei einer 50 Euro Frage hilft"? Jauch selbst zeigte sich in Folge wie gewohnt als Profi. "Es liegt in der Natur der sozialen Medien, dass nicht nur gegensätzliche, sondern auch absolut extreme Meinungen vertreten werden. Deshalb macht man es für einen Teil der Netzgemeinde ohnehin immer falsch", erklärte er der "Bild"-Zeitung.

So beliebt Jauch auch ist und so viele Erfolge und Auszeichnungen er in seiner langjährigen Karriere im Hörfunk- und Fernsehgeschäft auch feiern konnte, so war dieser laue Sturm der Entrüstung bei weitem nicht die einzige Kritik, die er schon einstecken musste. Besonders im nach ihm benannten Polittalk im Ersten, den Jauch seit 2011 moderiert, kam es in den vergangenen Monaten zu dem ein oder anderen größeren und kleineren Eklat.

 

Der Stinkefinger

 

Am besten in Erinnerung dürfte den meisten der "Stinkefinger-Skandal" rund um Yanis Varoufakis geblieben sein. Im März 2015 hatte Jauch in seiner Talkshow einen Ausschnitt des griechischen Finanzministers gezeigt. Jener war dabei zu sehen, wie er auf einem Vortrag aus dem Jahr 2013 augenscheinlich den Deutschen den Mittelfinger zeigte. Varoufakis sprach davon, dass der Clip "doctored", also ge- oder verfälscht sei. Nach folgenden Untersuchungen waren sich viele Medien zwar einig, dass der Ausschnitt echt gewesen sei. Es wurde jedoch schnell die Kritik laut, dass das Gezeigte aus dem Kontext gerissen und so ein falscher Zusammenhang suggeriert worden sei.

Unzählige Meinungen von Medienkritikern, Journalisten und Zuschauern folgten - teils wurde sogar der Rauswurf von Jauch gefordert. In einem Kommentar aus der "NZZ am Sonntag" wurde der TV-Beitrag als "übelster Kampagnenjournalismus, der das verkorkste Verhältnis zwischen Berlin und Athen zusätzlich belastet", bezeichnet. Jauch habe "gegen fundamentale journalistische Standards verstossen" und sollte deshalb von der ARD entlassen werden.

 

Überforderung?

 

Im Herbst 2014 sorgte Abdul Adhim Kamouss für großes Aufsehen. In der Sendung "Gewalt im Namen Allahs - wie denken unsere Muslime?" redete der umstrittene Berliner Imam sowohl die Gäste als auch Jauch regelrecht zu Boden. Er war zu großen Teilen der Einzige, der talkte und Jauch wurde an vielen Stellen - besonders wieder einmal über die Social-Media-Kanäle - vorgeworfen, dass er "völlig überfordert" gewesen sei. Auch der Journalisten Richard C. Schneider, der seit 1989 für die ARD arbeitet und seit 2006 Studioleiter in Tel Aviv ist, twitterte über die Ausgabe: "#Jauch ist nicht in der Lage die anderen zu Wort kommen zu lassen. Der Imam führt Monologe. Klasse Talkshow..."

Für eine sonst so souveräne Persönlichkeit wie Jauch, die aus der deutschen Fernsehlandschaft der vergangenen Jahrzehnte nicht wegzudenken ist, dürften diese wenigen Exempel allerdings kaum von Gewicht sein. Im Gegensatz zu diesen Beispielen stehen nun einmal abertausende Stunden an abgeklärter und gewandter Moderatorentätigkeit. Jauchs Ansehen hat das Ganze zumindest nicht geschadet, stehen doch - wie bereits erwähnt - 88 Prozent der Deutschen hinter ihm. Und auch nach seinem anstehenden Talk-Aus Ende 2015 dürfte die Karriere des selten strittigen Moderators kaum zu Ende sein.

 

 

 

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