Vom stillen Glück beim Cocktail mixen

Tobias Schachermayr war lange im Ausland – nun ist er neuer Barchef im Bayerischen Hof. Im AZ-Interview spricht er über seinen Traumberuf, die Entscheidung für den Bayrischen Hof und die Magie von Champagner-Cocktails.
Er mixte bereits Cocktails in den Vereinigten Arabischen Emiraten und auf Gozo, lebte für kurze Zeit in Australien. Jetzt ist er in seine Heimatstadt München zurückgekehrt – und Barchef im Hotel Bayerischer Hof geworden. Mit 28. Tobias Schachermayr ist verantwortlich für alle sechs Bars des Hauses, Chef von rund 20 Mitarbeitern und spezialisiert auf Champagner-Cocktails. Ein Gespräch über die Magie des Mixens und die Schönheit der Stadt.
AZ: Glückwunsch, Herr Schachermayr. Wie wird man Barchef im Bayerischen Hof?
TOBIAS SCHACHERMAYR:Vielen Dank! Das kann ich Ihnen auch nicht ganz genau sagen. Ich denke, es hat viel mit Engagement zu tun, damit, dass man seinen Job wirklich liebt, dass man Einsatz zeigt, Erfahrungen sammelt. Und dann gehört natürlich Glück dazu.
Sie sind gerade mal 28. Haben Sie jetzt bereits Ihren Traumjob erreicht?
Absolut. Ich weiß noch genau, wie mein Handy plötzlich klingelte und ich gefragt wurde, ob ich Barchef werden mag. Mir ist kurz schlecht geworden – dann habe ich zugesagt.
Eine sekundenschnelle Entscheidung also.
Kein Barmann auf der Welt braucht da lange zu überlegen. Ich habe mir die Location nochmal angeschaut, ja. Aber im Grunde war meine Entscheidung von Anfang an klar.
Sie waren lange im Ausland, mixten Cocktails in Australien und auf Gozo. Unter uns: Wieso kommt man zurück?
Ganz einfach: Weil ich München liebe (lacht). Nein, im Ernst: Als ich nach meiner Ausbildung zum Hotelfachmann beschloss, ins Ausland zu gehen, war ich mir nicht sicher, ob ich jemals zurückkehre.
Sie sind es dann doch.
Das hört sich vielleicht abgegriffen an, aber ich habe erst im Ausland gespürt, wie sehr ich München vermisse. Die Museen, die Biergärten, die Parks, die Seen. Und natürlich die Menschen, diese sehr spezielle Mischung aus charmantem Eigenbrötler und entspanntem Weltstädter – die findet man so nur hier.
Und an der Bar im Bayerischen Hof?
Auch da. Deshalb wollte ich ja unbedingt Barmann werden: Da hat man einen unmittelbaren Kontakt zu seinen Gästen.
Und hört viele Geschichten.
In der Tat. Wobei es bei uns eine klare Regel gibt: Nie zu tief ins Gespräch einsteigen und keine Diskussionen über Sport oder Politik. Aber das wollen die meisten eh nicht.
Was wollen die Gäste denn?
Wer zu uns an die Bar kommt, will entspannen. Der mag seinen Feierabenddrink nippen, ein bisschen Plaudern, fertig.
Und das am besten mit ihren Cocktails. Die sollen „ausgeglichen“ sein, hab ich gelesen...
Drinks dürfen nicht bloß bunt aussehen, das ist zu wenig. Gute Cocktails brauchen ein intensives Aroma – und müssen dann, beim ersten Schluck, geschmacklich überraschen.
Wie schafft man das?
Das kann ich ihnen nicht sagen, das hat was mit Magie zu tun. Meine Champagner-Cocktails sind erst gut, wenn ihr Urgeschmack nicht völlig untergeht, aber in seinem Ausdruck doch verändert ist. Wenn das gelingt, ist man glücklich. Für sich, im Stillen.
Jan Chaberny