Volker Schlöndorff springt Dustin Hoffman zur Seite
Es ist das Jahr 1985. Dustin Hoffman (80) dreht gerade unter der Regie von Volker Schlöndorff (78) die Verfilmung des Pulitzer-Dramas "Tod eines Handlungsreisenden" von Arthur Miller. Bis vor wenigen Tagen werden beide Herren noch mit nostalgischem Wohlwollen an die Drehtage vor rund 32 Jahren zurückgedacht haben. Das heißt, bis im Zuge des gewaltigen Sex-Skandals, der von den Enthüllungen um Harvey Weinstein (65) losgetreten wurde und seither ganz Hollywood fest im Griff hat, auch Hoffmans Name auf Seiten der Übeltäter fiel. Ein Umstand, den Oscar-Gewinner Schlöndorff im Interview mit der "Zeit" nun als "lächerliche Anklage" bezeichnete.
Denn ausgerechnet bei besagtem Dreh im Jahr 1985 habe Hoffman einer damals erst 17-jährigen Mitarbeiterin mit anzüglichen Aussagen Avancen gemacht, so der aktuelle Vorwurf gegen den Schauspieler. Der deutsche Filmemacher ergriff nun eindeutig Partei für seinen einstigen Hauptdarsteller: "Ich hoffe, diese lächerliche Anklage nicht aufzuwerten, indem ich Dustin Hoffman zur Seite stehe", so Schlöndorff zur "Zeit".
Alles nur Spaß?
So habe Hoffman sich als "Kantinenclown" der damaligen Dreharbeiten erwiesen und schlichtweg mit jedem Anwesenden derbe Witze teils weit unter der Gürtellinie gerissen: "Kein Scherz war ihm zu billig, um das Team zum Lachen zu bringen. Montagmorgens war die Standardfrage: 'Hattest du guten Sex am Wochenende?' Und zwar nicht nur an junge Praktikantinnen, sondern auch an mich und jeden im Studio. Alle lachten darüber, nicht über die Frage, aber ihre ständige Wiederholung."
Auch zum Vorwurf, Hoffman habe sich von der Praktikanntin die Füße massieren lassen und sie unsittlich berührt, bezieht der Filmemacher Stellung: "Hat er sie beim Gang zum Auto auf den Po gehauen? Kann schon sein. Mehrmals? Sicher, weil sie jedes Mal zurückgehauen hat. Es war ein Spiel, auf das sie eingegangen ist, wohlgemerkt in Anwesenheit von Fahrern, Aufnahmeleitern." Da sein Hauptdarsteller pro Tag 16 Stunden auf den Beinen gewesen sei, habe sich am Set zudem jeder mal bereit erklärt, ihm die Füße zu massieren. Schlöndorffs Fazit, in dem er kritische Worte zu dem vermeintlichen Opfer findet: "30 Jahre später hätte die Betroffene das richtig einordnen können, statt Dustin Hoffman einen 'Raubvogel' zu nennen."