Verdacht der Vetternwirtschaft - nicht nur wegen GNTM: Heidi Klum "schachert Familienmitgliedern Aufträge zu"

Auch 30 Jahre nach dem Sieg bei Thomas Gottschalks Model-Contest kommt niemand an Heidi Klum vorbei. Das Topmodel wurde vor wenigen Tagen 50 Jahre alt und zählt zu den meistfotografierten Frauen der Welt. Klum hat ein Imperium aufgebaut – mit cleverer Vermarktung und unglaublichem Geschäftssinn.
Selbst wer ihre seit 2006 laufende Erfolgssendung "Germany's Next Topmodel" auf ProSieben noch nie gesehen hat, wurde in den vergangenen Wochen unvermeidlich mit der Vierfach-Mutter konfrontiert, weil sie zusammen mit Tochter Leni (19) deutschlandweit auf Werbeplakaten in Unterwäsche von Intimissimi zu sehen war.

Allgegenwärtig: Heidi Klum posiert mit Leni in Unterwäsche
Die Reaktionen auf eine posierende Mutter und Tochter in Dessous fielen unterschiedlich aus. Manche jubelten über zwei schöne und selbstbewusste Frauen. Die Genderforscherin Stevie Schmiedel meinte, es sei schon merkwürdig, wenn eine Mutter gleichsam die eigene Tochter anpreise, nach dem Motto: "Hier, nackt ist sie auch schön!" Eine andere Botschaft, die man aus dem Plakat herauslesen könnte, ist: "Schaut mal her, ich muss mich nicht hinter meiner Tochter verstecken!"

Heidi Klum: Tochter Leni kommt zum GNTM-Finale
Am 15. Juni holt Heidi Klum ihre Tochter zum Finale von "Germany's Next Topmodel". Sender ProSieben kündigte schließlich "große Namen" an. Leni wird dabei sein, ebenso wie Modeschöpfer Jean Paul Gaultier.
Tom und Bill Kaulitz werden Juroren bei "The Voice of Germany"
Wenige Tage später gibt Sat.1 bekannt, dass man auch Heidi Klums Ehemann Tom Kaulitz und Schwager Bill Kaulitz für eine Sendung gewinnen konnte. Die beiden Musiker werden in der 13. Staffel von "The Voice of Germany" in der Jury sitzen. Mehr Klums und Kaulitz' geht kaum noch!
"Kein Abnutzungseffekt": Jo Groebel sieht "gegenseitigen Transfer-Effekt"
"Wer jetzt noch nicht von Heidi Klum mürbe ist, wird es auch zukünftig nicht sein. Heidi ist ja schon seit Jahrzehnten im Business. Es scheint bei den Leuten keinen Abnutzungseffekt zu geben. Heidi ist gut darin, zu überleben", sagt Medienpsychologe Jo Groebel zur AZ. Es sei "nicht unmoralisch". Die einzelnen Familienmitglieder würden eher einen positiven und "gegenseitigen Transfer-Effekt" spüren. "Die Weitergabe des Stabs an die nächste Generation" ist laut Groebel im vollen Gange.

So reagiert ProSieben und Sat.1 auf die Vorwürfe
Und weil Heidi Klum, laut Jo Groebel, "immer wieder Diskussionen auslöst und Storys produziert", sagt auch ProSieben- und Sat.1-Sprecher Christoph Körfer über die verwandtschaftlichen Verhältnisse bei GNTM und "The Voice" zur AZ: "Frei nach Johann Wolfgang von Goethe erlaube ich mir als Antwort auf Ihre Frage aus Faust zu zitieren: 'Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Und jeder geht zufrieden aus dem Haus. Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!'"
Frédéric von Anhalt: "Ein furchtbarer Familien-Klüngel"
Das sieht der in Los Angeles lebende Adoptiv-Prinz Frédéric von Anhalt gewiss anders. Seit fast 37 Jahren hält sich der Witwer von Zsa Zsa Gabor in Hollywood auf, kennt Heidi Klum auch von Partys und Events. "Ich mag Heidi wirklich wirklich sehr. Sie ist auch so eine Nette, aber es ist gerade einfach von allem zu viel. Das sieht man ja auch im deutschen Fernsehen", sagt der Adoptiv-Prinz zur AZ.
Der 79-Jährige glaubt, dass "Heidi ihre Familienmitglieder reingedrückt hat. Die stecken doch alle unter einer Decke und schachern sich die Aufträge zu. Das ist in meinen Augen Vetternwirtschaft."

Gemeint sind damit vor allem die Tokio-Hotel-Zwillinge Tom und Bill Kaulitz. Von Anhalt ist von den beiden neuen Juroren von "The Voice of Germany" genervt: "Ich kann die beiden nicht mehr hören und sehen. Sie labern nur Quatsch oder auch Senf, wie sie es nennen. Deren Podcast heißt ja 'Senf aus Hollywood'. Das sind für mich keine Entertainer. Ein furchtbarer Familien-Klüngel inzwischen. Warum tun sie das den deutschen Zuschauer an?"
Tobias Koppenhöfer: "Wir sollten stolzer auf Heidi Klum sein"
PR-Experte und Promi-Manager Tobias Koppenhöfer teilt diese Meinung nicht. Der Münchner sagt der AZ: "Ich finde die Kritik, die Heidi für ihre Person oft einstecken muss, oftmals zu streng. Ich würde mir wünschen, dass wir Deutschen ein wenig stolzer auf Heidi als unseren Export-Star wären. Und ich spreche hier von Heidi als Person, nicht von konkreten Shows oder deren Inhalten – das mag etwas anderes sein. Im Hinblick auf PR glaube ich ehrlicherweise nicht, dass Heidi das Ganze so verkopft angeht und dass hinter ihrer Person eine ausgeklügelte PR-Strategie steckt: Sie lebt ihr Leben und dokumentiert das."

Koppenhöfer glaubt nicht, dass Heidi Klum ihre Familienmitglieder zur Sendergruppe ProSiebenSat.1 gedealt hat. "Sie ist nicht die Sender-Chefin. Ich bin überzeugt davon, dass die Verantwortlichen der Sender hier eigenständige Entscheidungen treffen, wenn es zum Beispiel darum geht, Bill und Tom Kaulitz als Coaches für 'The Voice of Germany' zu engagieren. Und so sehr die beiden auch auf privater Ebene in Verbindung zu Heidi Klum stehen mögen: Die beiden haben inzwischen seit über 15 Jahren auch eine eigenständige Karriere und sind international als Musiker unterwegs oder inzwischen mit ihrem Podcast sehr erfolgreich."
Der VIP-Manager mahnt zur Zurückhaltung bei Kritik für Tom und Bill Kaulitz: "Ich würde den beiden erst einmal eine Chance geben."