Uwe Ochsenknecht über seine Zeit im Gefängnis

Uwe Ochsenknecht schreibt in seiner Autobiographie über seine Kindheit, seine Familie, seine Karriere - und über seinen Aufenthalt im Knast.
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Berlin - Nach Tennis-Legende Boris Becker sorgt nun der nächste Prominente mit seiner Biographie für Aufsehen: Am Freitag veröffentlichte Schauspiel-Star Uwe Ochsenknecht (57) sein Buch "Was bisher geschah" (Bastei Lübbe, 19,99 Euro) und schildert darin unter anderem, wie er in den 1980er Jahren für kurze Zeit im Gefängnis gelandet war.

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"1982 versank München nicht nur im Schnee, der vom Himmel fiel. Man kokste, was die Nase hielt", beginnt Ochsenknecht das Kapitel "Gesiebte Luft - wegen Koks im Knast". Damals war der Schauspieler mit der zehn Jahre älteren Thailänderin Taya liiert, die regelmäßig zu ihren beiden Kindern nach Amsterdam fuhr und schließlich "irgendwann ein paar Gramm Stoff" mitbrachte.

"Ich flippte deswegen total aus und versuchte, ihr klarzumachen, dass München nicht Amsterdam sei - und ich noch dazu zur Filmbranche gehöre, die ja unter besonderer Beobachtung stehe", so Ochsenknecht. Er sei beruflich viel zu ehrgeizig gewesen und wollte auf keinen Fall ein "Koksnasen-Image" haben. "Wir beeilten uns, den Stoff so schnell wie möglich und mit selbstloser Unterstützung unserer Freunde ,wegzugenießen'", schreibt Ochsenknecht weiter. Als der Stoff endlich weg war, sei er schließlich froh und erleichtert gewesen.

Doch Taya schmuggelte gegen seinen Willen auch weiterhin Koks über die Grenzen. "Das dicke Ende ließ nicht lange auf sich warten: Ich war gerade in Heilbronn im Musikstudio, [...] als auf einmal ein Freund anrief. [...] 'Uwe, du musst sofort zurück nach München kommen. Ich wollte dich heute Nachmittag besuchen und da hat mir die Polizei aufgemacht.'"

Zurück in München wurde Ochsenknecht am nächsten Tag von drei Kriminalbeamten aufgesucht. "Ihnen wird vorgeworfen, die Münchener Filmszene mit Heroin, Koks, Opium und LSD versorgt zu haben", erklärte einer der Polizisten mit einem Hausdurchsuchungsbefehl in der Hand. "Die Wohnung sah anschließend aus, als wäre eine Bombe explodiert - aber zum Glück fanden sie nichts", so Ochsenknecht. Festgenommen wurde er trotzdem. "Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher, versuchte aber, ruhig zu bleiben und nicht panisch zu werden. Es würde sich sicherlich alles schnell aufklären. Die ganze Situation erinnerte mich an einen schlechten Krimi."

Wenige Tage später wurde Ochsenknecht dann nach "Stadelheim, in eines der berüchtigsten und größten Gefängnisse Deutschlands" überführt. "Ich hatte Angst, fühlte mich erbärmlich hilflos in den Fängen der Staatsgewalt", schildert der Schauspieler weiter. "Wir mussten uns aufstellen, der alte Wärter guckte auf sein Klemmbrett und fragte: ,Wer will in eine Einzelzelle und wer mit mehreren zusammen?' Erstaunlich, dass man hier die Wahl hatte. ,Ich will in eine Einzelzelle', rief ich sofort. Ich wollte erst mal zu mir kommen."

"Eine Pritsche, ein Waschbecken, Toilette, ein kleines Regal, nackte Wände - fertig. Ich war allein. Ganz allein. [...] Ab jetzt atmete ich gesiebte Luft. Mein Magen krampfte, mein Puls raste", erinnert sich Ochsenknecht.

Doch anstatt durchzudrehen, versuchte "ich, das Beste draus zu machen. [...] Ich fing mit Übungen zur Körperertüchtigung und Gymnastik an. [...] Die ersten Wochen verbrachte ich allein und zurückgezogen und fand das eigentlich auch ganz gut so. Niemand klingelte an der Tür, es gab kein Telefon, keiner wollte etwas von mir. Ich kam tatsächlich zur Ruhe."

Angst davor, für Jahre im Gefängnis zu sitzen, hatte er nicht. "Ich war fest davon überzeugt, dass die Wahrheit ans Licht käme. Ich hatte nicht gedealt, nur selbst konsumiert, und das auf Anraten meines Anwalts auch zugegeben. Deshalb rechnete ich mit einer Geldstrafe, mehr nicht."

Nach vier Wochen wurde er schließlich auf Kaution von 20.000 Mark freigelassen. "Ich wurde zu seiner Geldstrafe von 10.000 D-Mark verurteilt, bekam zwei Jahre auf Bewährung und konnte mich damit der höchst zweifelhaften Auszeichnung rühmen, einer der wenigen vorbestraften Schauspieler Deutschlands zu sein", schließt Ochsenknecht das Kapitel.

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