Uschi Obermaier: „Rainer ist eine traurige Witzfigur!“

In der AZ rechnet die 68er-Muse mit dem Ex-Kommunarden ab: „Er ist nur peinlich.“ Wie Langhans reagiert – zwei Gespräche.
von  Abendzeitung
Freie, highe Liebe: Uschi Obermaier und Rainer Langhans mit dem obligatorischen Joint in der Kommune I 1968 (oben). Heute haben die beiden keine besonders innige Beziehung mehr – im Gegenteil. Sie findet ihn peinlich, emotions- und humorlos.
Freie, highe Liebe: Uschi Obermaier und Rainer Langhans mit dem obligatorischen Joint in der Kommune I 1968 (oben). Heute haben die beiden keine besonders innige Beziehung mehr – im Gegenteil. Sie findet ihn peinlich, emotions- und humorlos. © SZ Photo

In der AZ rechnet die 68er-Muse mit dem Ex-Kommunarden ab: „Er ist nur peinlich.“ Wie Langhans reagiert – zwei Gespräche.

Flowerpower, Peace und das ganze Harmonie-Gedöns war gestern. Heute ist Alt-Hippie Rainer Langhans (70) aus seiner Kommune II, dem Dschungelcamp, rausgewählt worden. Zur Begrüßung wird er von seiner einstigen 68er-Muse Uschi Obermaier (64) exklusiv in der AZ heftig abgewatscht. Nachdem ich mit ihr in Los Angeles telefoniert habe, rief mich Langhans aus Australien an. Aber: Ladies first.

AZ: Liebe Uschi, wie oft haben Sie sich das Dschungelcamp angeschaut?

USCHI OBERMAIER: Hilfe! Kein einziges Mal. Ich bin doch nicht bescheuert. Freunde haben mir eine Folge aufgenommen, aber das tue ich mir nicht an.

Wollen Sie nicht sehen, wie sich Rainer weiterentwickelt hat?

Ha! Der befindet sich doch seit 40 Jahren im Stillstand. Der ist damals irgendwie hängengeblieben. Rainer hat sich seit ’68 nicht mehr weiterentwickelt. Im Gegenteil: Er ist eine traurige, erbärmliche Witzfigur. Eine langweilige Karikatur seiner selbst.

Wieso das?

Es ist schrecklich, wie mediengeil er geworden ist. Der tut doch für jede Schülerzeitung alles. Jetzt war er in diesem Dschungel, legt sich – wie mir berichtet wurde – mit Kakerlaken in einen Sarg und spielt tot. Sorry, aber das muss ich so deutlich sagen: Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen muss. Wenn er sterben will – von mir aus. Der kann ruhig tot sein.

Harte Worte für einen Mann, den sie doch mal ganz toll fanden . . .

. . . ich war blutjung. Total naiv. Ich fand das damals irgendwie anders und spannend. Mittlerweile habe ich mich aber weiterentwickelt und weiß, dass mein Leben besser ist als jede Show. Ich brauch das nicht. Rainer ist nur noch ein Clown. Obwohl, schreiben Sie lieber nicht: Clown.

Er ist jetzt doch kein Clown?

Clown ist für ihn schon viel zu freundlich ausgedrückt.

Was stört Sie an ihm denn so wahnsinnig?

Er labert nur, er lebt nicht. Er ist peinlich, besitzt überhaupt keine Emotionen und ist der humorloseste Mensch, den ich kenne. Dieser Pseudo-Harem in München mit diesen vier Frauen ist auch nur grauenhaft. Die machen da seit Jahrzehnten auf superspirituell, die totale Bewusstseinserweiterung, blabla, trinken Tee und essen Tofu. Da läuft es mir echt den Rücken runter. Denn in Wahrheit kloppen die sich nur, sind eifersüchtig und neidisch aufeinander. Eigentlich schade. Ein paar Frauen, wie diese Brigitte, waren früher mal ganz gut. Heute kann man das nicht mehr behaupten.

Bereuen Sie es, in der Kommune I gewesen zu sein?

Ach, nö. Aber ich will mit Rainer nichts mehr zu tun haben. Das ganze Leben, ja einfach alles, hat sich weiterentwickelt. Ich, die Welt, nur er nicht. Er ist und bleibt ein bemitleidenswerter Spinner.

***

Dienstagnacht, kurz vor Mitternacht: Rainer Langhans wird am zwölften Tag aus dem Dschungelcamp gewählt. Noch trauriger müssten ihn allerdings die Äußerungen von Uschi Obermaier stimmen. Oder?

AZ: Lieber Rainer, willkommen zurück in der Realität. Uschi Obermaier findet Ihren Dschungel-Aufenthalt „peinlich“ und beschimpft Sie als „traurige Witzfigur“ und „Karikatur“. Wie sehr kränkt Sie das?

RAINER LANGHANS: Ich weiß, dass sie anders denkt und das nicht versteht. Das ist für mich nix Neues. Sie versteht ja auch die München-Situation nicht. Uschi hat die Kommune nicht weitergelebt, währenddessen ich es getan habe.

Wie war’s im Dschungel?

Es war für mich eine sehr wichtige, interessante und auch glückliche Zeit. Anfangs war es ungewöhnlich mit so genannten „normalen“ Menschen zusammenzuleben – aber das Experiment ist absolut gelungen. Es war schön, die zunehmende Kommunen-Erfahrung zu erleben und mitzugestalten.

Am Anfang haben Sie hauptsächlich geschlafen . . .

. . . Es kam so rüber, dass ich nur herumschlafe. Das war nicht der Fall. Für die anderen war es anfangs ungewohnt, ich war anders bei ihnen, als sie es kennen – wie ich finde: liebevoller. Ich habe nicht die üblichen sozialen Spiele mitgemacht. Wir haben intensive Gespräche geführt, in denen ich ihnen meinen anderen Lebensstil probiert habe zu erklären und näherzubringen. Sie haben das verstanden und wir konnten eine Form der Nähe aufbauen.

Auch zu Ober-Zicke Sarah?

Anfangs war nicht sichtbar, warum sie in den Dschungel geht. Sie braucht diese Konfrontation nicht, weil sie sich selbst als Starke sieht und die anderen als minderwertig. Zum Schluss hin wurde uns klar, dass sie bei Jay eine Art von Stalking betrieben hat. Durch ihre Asozialität lebt sie isoliert – das habe ich ihr versucht zu erklären.

Lieben sich Indira und Jay?

Ich bin naiv genug zu glauben, dass es keine Inszenierung ist. In einer Kommune funktioniert keine harte Pärchenbildung. Ich fand es angenehm und richtig, wie sie mit ihrer Liebelei umgegangen sind.

Sind Sie froh, dass Sie sich nicht zu Tode gehungert haben?

Ich habe bis zum Schluss gefastet – allerdings war es mehr Teil-Fasten, weil ich ein bisschen gegessen habe. Der Fehler war, dass ich meinen Darm vorher nicht genug geleert habe und deshalb rückvergiftet wurde. Das schwächte mich und ließ mich kränkeln. Es war aber trotzdem ein lehrreiches Experiment.

Kimberly Hoppe

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