Übergriffe berühmter Männer: Von Polanski bis Weinstein
Der Sex-Skandal um Harvey Weinstein (65) ist kein Einzelfall in der Traumfabrik. Hollywood wurde auch in der Vergangenheit immer wieder durch Klagen über schockierende Übergriffe berühmter Männer erschüttert. Ein Blick auf die größten Skandale.Die "Woody Allen Collection" mit 20 Filmen auf DVD können Sie hier bestellen
Die Skandal-Akte Woody Allen
Woody Allen soll seine eigene Adoptivtochter missbraucht haben Foto:2016 Kristin Callahan/ACE/ImageCollect
Er ist einer der berühmtesten Regisseure Hollywoods. Doch seine Weste ist nicht mehr weiß. Denn an Woody Allen (81, "Blue Jasmine") haftet der Vorwurf, sich an seiner damals siebenjährigen Adoptivtochter Dylan Farrow, die er gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin Mia Farrow (72) aufgezogen hatte, vergangen zu haben. Allen hatte immer seine Unschuld beteuert.
Die Anschuldigungen kamen erstmals 1992 auf, als sich Allen von Farrow trennte und ein Sorgerechtsstreit um die Adoptivkinder entbrannte. Allen gestand seiner Partnerin damals, ein Verhältnis mit ihrer Tochter Soon-Yi Previn zu haben, die Farrow in ihrer Ehe mit André Previn aus Südkorea adoptiert hatte. Die Missbrauchsvorwürfe gegen Allen wurden damals zwar untersucht, Anklage wurde aber nicht erhoben.
In einem offenen Brief an die "New York Times" legte Dylan Farrow im Jahr 2014 aber ihre Sicht der Dinge dar und bekräftigte ihre Vorwürfe. "So lange ich mich erinnern kann, hat mein Vater Dinge mit mir gemacht, die ich nicht gemocht habe", erklärte sie. "Diese Dinge sind so oft passiert, so routiniert und so geschickt versteckt vor einer Mutter, die mich geschützt hätte, wenn sie davon gewusst hätte, dass ich dachte, das sei normal."
"Dass er mit dem, was er mir angetan hat, davongekommen ist, hat mich verfolgt, als ich aufgewachsen bin", schrieb Dylan weiter. "Ich hatte Angst davor, von Männern berührt zu werden. Ich habe eine Essstörung entwickelt. Ich habe angefangen, mich selbst zu verletzen." Sie sei zudem von Schuldgefühlen geplagt gewesen, weil sie es zugelassen hatte, dass er in der Nähe anderer kleiner Mädchen war. Hollywood habe diese Qualen verstärkt. Alle, mit wenigen Ausnahmen, hätten weggesehen. "Immer wenn ich das Gesicht des Mannes sah, der mich missbraucht hat, - auf einem Poster, einem T-Shirt, im Fernsehen - konnte ich meine Panik nur verstecken, bis ich einen Ort gefunden habe, um allein zu sein."
Allen heiratete nach der zwölfjährigen Beziehung zu Mia Farrow im Jahr 1997 deren erwachsene Adoptivtochter Soon-Yi, mit der er zwei Töchter hat. Zur Causa Weinstein sagte er in einem Interview mit der BBC, dass der Fall nicht in eine Hexenjagd-Atmosphäre ausarten dürfe, "wo jeder Mann, der in einem Büro einer Kollegin zuzwinkert plötzlich einen Anwalt anrufen muss, um sich zu verteidigen. Das wäre auch nicht richtig", so Allen.
Die Skandal-Akte Bill Cosby
Muss sich im November erneut vor Gericht verantworten: Bill Cosby Foto:Globe-Photos/ImageCollect.com
Vor Harvey Weinstein sorgte der Fall Bill Cosby (80, "The Bill Cosby Show") für große Schlagzeilen. Rund 60 Frauen werfen dem Entertainer vor, sie unter Drogen gesetzt und missbraucht zu haben. Die meisten Fälle sind jedoch verjährt, der einstige Vorzeige-TV-Dad hatte rechtlich keine Konsequenzen mehr zu befürchten. Bis die Kanadierin Andrea Constand (44) kam. Sie soll im Jahr 2004 von Cosby sexuell missbraucht worden sein. Der Fall ging im Juni medienwirksam vor Gericht. Dort sagte Constand gegen den einst so beliebten Komiker aus und schilderte detailliert den Missbrauch.
Sie sei von Cosby unter Drogen gesetzt und anschließend missbraucht worden. Cosby hingegen erklärte, der Sex sei einvernehmlich gewesen. Zu einem Urteil kam es nicht. Der Prozess platzte, da sich die Jury auch nach fünf Tagen Beratung nicht einigen konnte. Doch aufatmen kann Cosby trotzdem nicht. Für den 6. November ist im US-Bundesstaat Pennsylvania ein Wiederaufnahmeverfahren angesetzt.
Die Skandal-Akte Roman Polanski
Der französische Filmregisseur polnischer Abstammung bekannte sich 1977 in den USA schuldig, Sex mit der 13-jährigen Samantha Geimer gehabt zu haben. Roman Polanski (84, "Der Pianist") verbrachte damals für eine gerichstpsychiatrische Beurteilung 42 Tage im Gefängnis. Vor einem endgültigen Urteilsspruch floh er allerdings nach Frankreich. Seitdem ist Polanski nicht mehr in die USA zurückgekehrt. Das Verfahren läuft noch immer. Der Regisseur selbst sieht das anders. Vor wenigen Wochen sagte Polanski dem Magazin "The Hollywood Reporter": "So weit ich das sagen kann, ist es vorbei. Ich habe mich schuldig bekannt."
Das Opfer selbst hatte vor einigen Monaten darum gebeten, das Verfahren gegen Polanski einzustellen. Sie habe gegenüber dem Richter erklärt, dass sie es sei, die eine 40-jährige Strafe absitze. Das Verfahren solle als "ein Akt der Barmherzigkeit gegenüber mir und meiner Familie" eingestellt werden. Der zuständige Richter lehnte jedoch ab.
Doch Geimer ist nicht die Einzige, die Polanski schwerer Übergriffe bezichtigt. Seit Anfang Oktober gibt es erneut Vorwürfe gegen den 84-Jährigen. Die deutsche Schauspielerin Renate Langer (61) wirft dem Regisseur laut "New York Times" Vergewaltigung vor. Sie sei 1972 von Polanski in der Schweiz missbraucht worden, als sie sich bei ihm in Gstaad um eine Filmrolle beworben habe. Langer sei damals 15 Jahre alt gewesen. Polanski soll sich bei ihr etwa einen Monat später entschuldigt haben. Als Entschädigung habe er ihr eine kleine Filmrolle angeboten. Sie habe angenommen, sei nach Rom gereist und sei dort bei den Dreharbeiten von Polanski erneut vergewaltigt worden.
Bereits im Jahr 2010 hatte die britische Schauspielerin Charlotte Lewis (50) Vorwürfe gegen den Filmemacher erhoben. Sie sei im Alter von 16 Jahren vom Regisseur missbraucht worden. Polanskis Anwälte wiesen die Vorwürfe als "Lüge" ab. Außerdem teilten sie mit, dass Polanski äußerst verwundert sei, dass Lewis wenige Jahre nach der angeblichen Vergewaltigung eine Rolle in einem seiner Filme angenommen hatte.
Die Skandal-Akte Charlie Chaplin
Charlie Chaplin war nicht nur lustig Foto:Globe Photos/ImageCollect.com
Auch der lustige Charlie Chaplin (1889-1977, "Der große Diktator") sorgte bereits Anfang der 1920er Jahre für einen Sex-Skandal. Am Filmset von "The Kid" lernte er die damals zwölfjährige Lillita MacMurray kennen. Dem jungen Mädchen war Chaplin erlegen, sodass er sie für seinen Film "Goldrausch" als Hauptdarstellerin engagierte. Zum Eklat sei es dann während der Dreharbeiten gekommen.
Chaplin soll mit der dann 15-jährigen Lillita Sex in der Sauna gehabt und sie dabei geschwängert haben. Aus Angst, er könne für den Sex mit einer Minderjährigen belangt werden, heiratete Chaplin das Mädchen. Doch die Ehe muss für das Mädchen die Hölle gewesen sein. 1927 reichte sie die Scheidung ein. In der Scheidungsklage hieß es, Chaplin habe seine junge Frau grausam und unmenschlich behandelt.