Udo Reiter: Suizid aus Angst vor Demenz

Angst vor Demenz! Günther Jauch liest den Abschiedsbrief von Ex-MDR-Chef Udo Reiter in der Sendung vor. Es geht um die Furcht, aufgrund körperlicher Gebrechen nicht mehr eigenständig den Alltag zu erledigen.
von  (dr/spot)
Wurde am 10. Oktober tot aufgefunden: Udo Reiter
Wurde am 10. Oktober tot aufgefunden: Udo Reiter © Facebook/MDR

Es war einer der bewegendsten Momente in der Geschichte des ARD-Talks von Günther Jauch (58): Der Moderator verlas am Sonntagabend den Abschiedsbrief des ehemaligen MDR-Intendanten Udo Reiter. In diesem Dokument, das Jauch ausdrücklich mit dem Einverständnis der Familie vortrug, wurden die genauen Beweggründe für den Suizid des seit Jahren an den Rollstuhl gefesselten Journalisten bekannt. Offensichtlich hatte er unter anderem Angst vor Demenz.

In seiner Autobiografie "Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben" können Sie die Stationen des Lebens von Udo Reiter noch einmal nachlesen. Hier bestellen

Nach fast 50 Jahren im Rollstuhl hätten seine körperlichen Kräfte in den letzten Monaten so rapide abgenommen, dass er demnächst mit dem völligen Verlust seiner bisherigen Selbstständigkeit rechnen müsse, schreibt Reiter. Vor allem die Kraft alleine die Toilette zu benutzen und ohne Hilfe in und aus dem Bett zu gelangen, würden zunehmend schwinden. "Parallel dazu beobachte ich auch ein Nachlassen meiner geistigen Fähigkeiten, das wohl kürzer oder später in einer Demenz enden wird", ließ Reiter in seinem letzten Willen verkünden.

 

Thomas Gottschalk war guter Freund

 

In der Show mit dem Thema "Udo Reiters letzter Wille - dürfen wir selbstbestimmt sterben?" berichtete auch der langjährige Freund des Verstorbenen und Moderator-Legende Thomas Gottschalk (64) von seinen Erfahrungen mit Reiter, mit dem er sich nur wenige Tage vor dessen Selbstmord noch auf ein Glas Rotwein traf. "Udo hat das Thema immer etwas zu stark vor sich hergetragen. Man musste damit rechnen, dass er es wahrmachen würde", sagte der sichtlich bewegte Entertainer.

Neben Gottschalk nahmen auch Ex-SPD-Chef Franz Müntefering (74), Theologe Nikolaus Schneider (67) und die Medizinerin Bettina Schöne-Seifert (58) auf den Talkstühlen Platz. Seit einem schweren Autounfall im Jahr 1966 saß Reiter aufgrund einer Querschnittslähmung im Rollstuhl. Der gebürtige Lindauer richtete am 9. Oktober in seinem Haus in Leipzig eine Schusswaffe gegen sich selbst. Reiter hinterlässt seine Frau und eine Tochter aus erster Ehe.

Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.