Udo Jürgens' Sohn redet über den jahrelangen Kampf seines Vaters: "Das vergessen heute viele"
In seiner Hochzeit hat er auf 80 Feiern im Jahr aufgelegt, war bei Radio Gong 96,3 und beim "Doppelpass": John Jürgens alias DJ John Munich hat die Liebe zur Musik schon in die Wiege gelegt bekommen. Heute wird der Sohn von Sänger-Legende Udo Jürgens (†2014) 60. In der AZ spricht er über seine Leidenschaft.
AZ: Lieber Herr Jürgens, welches Geburtstagslied ist das Beste?
JOHN JÜRGENS: Das beste Geburtstagslied ist das, was man selbst am liebsten mag.
Stevie Wonder?
Bei mir sind das so viele. Stevie Wonder habe ich mein Leben lang so oft gespielt auf Geburtstagen. Klar ist das eine tolle Nummer, aber ich mag lieber: "Happy Anniversary" von der australischen Little River Band.
Mit Ehefrau und den Kindern: John Jürgens feiert Geburtstag mit der Familie
Wer legt am Dienstag zu Ihrem Geburtstag auf?
Niemand. Ich feiere nicht, gehe mit meiner Frau und meinen Kindern gemütlich essen.

Ist die 60 sexy?
Klar! Jetzt geht's erst richtig los! Wobei, wie wir alle dank meines Vaters wissen, geht's ja erst mit 66 Jahren los. Dann hab ich also noch genug Zeit (lacht).
John Jürgens: "Wenn du den Laden rockst, ist es egal, wie du aufgelegt hast"
Macht man Ihnen eine Freude, wenn man Ihnen eine Platte schenkt, oder haben Sie eh schon alle?
Da freue ich mich definitiv. Zumal ich gerade Platz mache und mich von vielen Platten aus meiner alten DJ-Zeit trenne, um anderen damit eine Freude zu machen.
Legen Sie überhaupt noch Platten auf?
Nein. Es wird ja viel gesprochen – auch verächtlich – über die sogenannten Computer-DJs oder Stick-DJs. Allerdings ist es nicht mehr realistisch, mit Platten zu reisen. Wenn ich für eine Firmenfeier gebucht werde, bräuchte ich fünf Kisten à 100 Platten. Am Ende eines Festes ist es doch so: Welchen musikalischen Weg bist du gegangen, welchen Spannungsbogen hast du aufgebaut – und vor allem: Hast du den Laden gerockt? Dann ist es den Leuten egal, wie du aufgelegt hast.
Vorbereitung als DJ: "Brauche dieses Gefühl der Sicherheit"
Bereiten Sie sich musikalisch auf eine Party vor?
Und wie! Ich schaue, wer lädt ein, welche Gäste kommen da, welche Musik könnten Sie mögen. Ich brauche dieses Gefühl der Sicherheit. Während der Arbeit muss man trotzdem flexibel sein und schauen, was den Gästen gefällt, in welche Richtung das geht.
Freuen Sie sich, wenn sich ein Gast ein Lied wünscht?
Tja, das ist so eine Sache. DJs sind sehr sensible Menschen, da ist es ratsam, erstmal ein Kompliment zu machen – und sich vielleicht dann ein Lied zu wünschen. Nicht einfach hingehen und sagen: Spiel mal das. Nach dem Motto: Was du auflegst, ist scheiße.
John Jürgens: "'Relight my Fire' ist mein Notfalllied"
Haben Sie ein Notfalllied, eine Nummer, die immer ankommt und die Stimmung hebt?
"Relight my Fire" geht immer gut. Oder Musik von Michael Jackson und Barry White – wichtig ist dabei, das Original zu spielen, keine Remixes oder so. Auch gut: eine totale Überraschung auflegen – beispielsweise eine alte Latin-Nummer.
Hält Musik jung?
Natürlich. Musik ist totale Emotion. Denken wir allein an meinen Vater, der mit seiner Musik immer noch da ist. Was Lieder auslösen können, ist unbeschreiblich. Man hört eine Nummer und fühlt sich plötzlich wie mit 18 oder 19. Musik geht tief ins Innenleben rein.

"Früher wollte ich keine Lieder von meinem Vater auflegen"
Legen Sie auch Lieder von Ihrem Vater auf?
Früher wollte ich das nicht, ich fand das komisch. Heute mache ich das gerne und freue mich, wenn alle Gäste zu "Griechischer Wein" mitsingen. Da bin ich dann auch stolz. Mein Vater hat Großes geschaffen, obwohl er auch viele Jahre kämpfen musste. Das vergessen heute viele. Der Durchbruch hat 12, 13 Jahre gedauert – aber er hat nicht aufgegeben und immer an sich und seine Musik geglaubt. Die Musik ist heute sein Vermächtnis und deutsches Kulturgut.
Haben Sie einen Geburtstagswunsch?
Gesundheit – für mich und alle um mich herum. Du kannst so reich sein, wie du willst – ohne Gesundheit kannst du alles vergessen.
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