„Turbulenzen gehören dazu“

Ottfried Fischer über seine Sehnsucht nach Heimat, Befürchtungen gegenüber der Regierung, private Fehltritte und über Doppelmoral.
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Freut sich über den gelungenen Saisonstart seiner Löwen: Otti Fischer.
ap Freut sich über den gelungenen Saisonstart seiner Löwen: Otti Fischer.

Ottfried Fischer über seine Sehnsucht nach Heimat, Befürchtungen gegenüber der Regierung, private Fehltritte und über Doppelmoral.

AZ: Guten Tag, Herr Fischer, wie geht es Ihnen?

OTTFRIED FISCHER: Danke, mir geht es gut. Ein bisschen müde, das ist alles.

Sie sind gerade mit ihrem Programm „Wo meine Sonne scheint…“ unterwegs.

Ja, und das ist ein ganz wunderbares Gefühl.

Jetzt spricht der Werbeprofi in eigener Sache.

Nein, ich habe sechs Jahre lang nicht mehr auf der Bühne gestanden, aber als ich letztes Jahr mit meinem neuem Programm Premiere hatte, da hatte ich das Gefühl, nie von der Bühne weggewesen zu sein. Und so ist es bis heute.

Wie begegnen Ihnen heute die Menschen?

Wie sollen Sie mir begegnen?

Nun, es gab ja in letzter Zeit ein paar Schlagzeilen über Ihr Privatleben...

Ach Gott, darüber mag ich gar nicht mehr reden. Und die Leute, denen ich begegne, sehen das ganz genauso. Die sagen mir: Was geht es uns an, was sie privat machen?

Sie sind ja an die Öffentlichkeit gegangen, erzählten, wie sie von zwei Damen, die sie besuchten, betrogen wurden.

Warum musste denn ich in die Öffentlichkeit? Ich wollte da nicht hin, aber wenn die Presse mein Privatleben in die Öffentlichkeit jagt, dann muss ich dort reagieren und mich wehren. Wenn Ihr euch darüber mokiert, nenne ich das verlogen doppelmoralisch.

Wie bewerten Sie die Turbulenzen dieses Sommers?

Turbulenzen gehören im Leben dazu. Ich habe trotzdem mein Programm gespielt und eigentlich keine Beeinträchtigungen gehabt. Und Punkt.

Wie würden sie den Ottfried Fischer des Jahres 2009 beschreiben?

Wissen Sie, ich hab mein Kabarettprogramm geschrieben und durchgezogen und aufgeführt in einer Zeit, wo man mehrfach lesen konnte: Der Fischer, der packt das nicht mehr. Ich wollte zeigen, dass ich es schaffe. Der Sommer 2009 hat mir gezeigt, dass ich im Kabarett noch immer ähnlich belastbar bin wie früher. Das war das wichtigste.

Der Begriff´ „Heimat“ ist in Ihrem Programm zentral. Was bedeutet Heimat für Sie?

Wenn man das Wort Heimat hört, dann denken viele gleich an Karl Moik. Das aber ist der Bereich von Heimat, den man mit Vorsicht zu genießen hat. Das ist der Teil, zu dem Dummheit, Borniertheit und Engstirnigkeit gehört.

Und was ist Heimat?

Da ist ein breites Spektrum: Ich habe letzthin im Frühstücksraum im Hilton in Mainz auf die Mohnsemmel eine Scheibe Cervelatwurst gelegt - das schmeckte wie früher bei meiner Oma.

Ein Heimatgefühl.

Ja. Heimat sorgt dafür, dass der Mensch sich nicht verliert in der Hektik der Moderne, in der alles und jeder nur noch ein Kostenfaktor ist.

Jetzt haben wir ja eine schwarz-gelb Regierung…

...und ich habe schon die Befürchtung, dass jetzt ein bisschen eine Verrohung der Sitten stattfindet, bei dieser Koalition der Mitte.

Die SPD hat die vergangenen Jahre die Mitte gesucht.

Das war fatal.

Warum?

Weil so die Unterscheidbarkeit der Parteien verloren geht. Die SPD muss, glaube ich, eine linke Partei bleiben. Jetzt haben doch viele Links-Wähler das Gefühl, dass sie links neben der SPD eine wirkliche Alternative haben.

Der SPD-Mann Matthias Platzeck ist in Brandenburg eine Koalition mit der Linkspartei eingegangen.

Ich finde, das, was Platzeck jetzt in Potsdam macht, kann nicht auf ewig Tabu bleiben. Generell glaube ich, dass eine links-links-Koalition für die linke Seite besser ist als eine links-rechts-Koalition, weil große Koalitionen immer die Extremistische fördert.

Das sagt man so.

Schauen Sie sich doch die Extremisten von der FDP an. Die sind tatsächlich stark geworden. Und das in Krisenzeiten wie diesen.

Hat die Krise kabarettistisches Potential?

Sie hat erst mal konkrete Auswirkungen. Die Leute gehen nicht mehr so oft ins Theater, sie schauen auf's Geld.

Bald ist Weihnachten...

Hören Sie mir auf mit Weihnachten.

Keine besinnliche Feier im Hause Fischer?

Nein, Weihnachten wird bei uns gering gehalten. Ich finde, Weihnachten ist sinnentleert. An Weihnachten liege ich um halb elf im Bett.

Wird es eigentlich weitere öffentliche Auftritte mit ihrer Freundin geben?

Nein, das wird es nicht. Außer, dass man uns natürlich zusammen sehen wird. Aber das ist dann auch alles an öffentlichen Auftreten.

Interview: Jan Chaberny

Otti Fischer spielt am Dienstag im „Stadttheater Oblomow“, am Samstag im „Lustspielhaus“.

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