Tony Curtis - „Für mich war er ein Mensch, kein Star“

Tony Curtis starb von Krankheit gezeichnet mit 85. Die Münchner Schauspielerin Christine Kaufmann war vier Jahre mit ihm verheiratet und hat mit ihm zwei Töchter. In der AZ erinnert sie sich.
Als sein Sekretär mich gestern früh anrief und mir Tonys Tod mitteilte, war ich traurig, aber auch sehr erleichtert für meinen Ex-Mann, den Vater meiner Töchter Alexandra und Allegra. Endlich hat sein Leiden ein Ende. Offiziell ist er an akutem Herzversagen gestorben, aber es kam nicht überraschend. Lunge, Leber, Nieren, alle Organe ließen ihn nach und nach im Stich. Reaktionen auf sein früheres Leben – Drogen, Alkohol. Er hing an Schläuchen, wurde künstlich beatmet. Bei allem Respekt für seine Frau Jill, ich würde den Mann, den ich liebe, nicht so den Apparaten ausliefern.
Ob Tony sein nahes Ende gespürt hat? Allegra und ich hatten gestern eine Vorahnung. Wir waren beide schlecht drauf, hatten eine Trauer in uns, ohne zu wissen, warum. Mit Tony habe ich nie über den Tod oder Krankheit gesprochen. Das mochte er nicht. Als wir zuletzt vor ein paar Monaten telefonierten, gab er sich lustig und aufgekratzt. Es gefiel ihm, andere zum Lachen zu bringen. Seine Depressionen, was wirklich in ihm vorging, bekamen über all die Jahre nur wenige mit.
Als ich Tony Curtis 1961 bei den Dreharbeiten zu „Taras Bulba“ kennen lernte, war er 36 und ich 16. Er war damals schon eine Kultfigur, wurde überall erkannt. Für mich war er kein Star, sondern ein Mensch, der ungarische Jude Bernard Schwartz. Wir wollten eine Beziehung jenseits der Scheinwelt Hollywoods aufbauen. Statt ständig auf Partys zu gehen, um gesehen zu werden, blieben wir lieber daheim, spielten Schach oder diskutierten über Philosophie.
Aber so selbstkritisch Tony auch erkannte, dass „der Ruhm den Menschen frisst“, wie er sagte, verstrickte er sich doch immer tiefer in diese Glitzerwelt. Die vielen Frauen, die nach unserer Scheidung kamen, und die er der Einfachheit halber „my love“ nannte, sahen in ihm nur Tony Curtis, nicht Bernard Schwartz.
Als Mensch hinterlässt er zerrissene Gefühle, auch bei unseren Töchtern. Er war kein guter Vater, das hat er selbst zugegeben. Dennoch sind beide Daddy-Töchter. Die Beerdigung wird erst in acht bis zehn Tagen stattfinden. Dann trägt Hollywood eine seiner letzten Legenden zu Grabe. Für uns lebt Tony in seinen Enkeln weiter. Fast alle haben seine strahlend blauen Augen.
Von Christine Kaufmann, Protokoll: Renate Schramm