Tom Odell: "Ich würde auch in Hochzeitsbands spielen"
Er ist gerade mal 22 Jahre alt und schon ein Star in Britanniens Popszene - und auch in Deutschland ist Tom Odell mit seinem Hit "Another Love" aus einer Werbekampagne bereits bestens bekannt. Dass der Erfolg seiner sehr persönlichen Songs auch Schattenseiten hat und warum er schon jetzt wild auf ein neues Album ist, hat Odell spot on news erzählt.
Junge Popstars gab und gibt es zuhauf - aber Tom Odell ist mit seinen 22 Jahren ein kleines Phänomen: Denn die meist pianogetragenen Balladen des Künstlers aus dem britischen Brighton sind nicht nur allesamt selbstgeschrieben, sondern überzeugen auch durch eine sehr erwachsene Handschrift. Das hat nicht nur die Kritiker überzeugt - die Odell bereits einen der begehrten "Brit Awards" verliehen haben - sondern auch einen deutschen Konzern, der den Song "Another Love" hierzulande zum Werbehit machte.
All das ist vielleicht kein Wunder: Denn Odell macht nach eigenen Angaben bereits seit Kindertagen Musik. Über die Schwierigkeiten mit Songs privaten Inhalts in der Öffentlichkeit zu stehen, das unbändige Bedürfnis mit Musik zu arbeiten und die Qualität der aktuellen Popszene hat der Star mit der Nachrichtenagentur spot on news gesprochen. Dabei kündigte Odell auch an: In ihm steckt noch viel mehr, als auf dem Debüt "Long Way Down" zu hören ist.
Herr Odell, Sie werden als so etwas wie ein "Wunderkind" des britischen Pop gefeiert - woher kommt denn eigentlich die Inspiration, mit 22 schon ganz große Balladen zu schreiben?
Tom Odell: Das ist eine gute Frage. Ich denke, ich habe irgendwann einfach angefangen, sehr persönliche und autobiografische Songs zu schreiben. Meine Stücke sollen nicht nur gut, sondern auch ehrlich sein. Insofern kommt die Inspiration wahrscheinlich direkt aus dem Leben. Aus dem, was ich sehe, höre und fühle.
In Ihren Songs geht es meist um Liebe oder enttäuschte Liebe - ist es denn nicht auch schwierig, mit so persönlichen Songs auf einmal in der Öffentlichkeit zu stehen?
Tom Odell: Ja, das ist schon ein wenig seltsam. Ein zweischneidiges Ding. Ich meine wirklich, was ich auf dem Album singe. Und ich glaube, die Leute spüren diese Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Aber der Nachteil ist natürlich, dass die Zuhörer so mehr Zugang zu meinem Leben haben. Ich habe den Eindruck, deswegen haben Interviewer tatsächlich das Recht, mich zum Beispiel nach meiner Freundin zu fragen - wenn ich eine habe. Auch wenn ich ihnen sage 'darüber will ich nicht reden', verstehe ich natürlich sehr gut, was sie da tun. Denn meine Songs handeln ja von diesen Dingen.
Wenn man den Berichten glaubt, schreiben Sie schon sehr lange Musik, seit ihren Kindertagen. Hatten Ihre Eltern etwas damit zu tun? Dieser Tage träumen ja viele Mütter und Väter davon, ihre Kinder zu Stars zu machen.
Tom Odell: Nein, nein, meine Eltern haben mich da nie bedrängt. Ich war es, der ein Klavier haben wollte, und ich war es auch, der Stunden haben wollte und später noch ein Keyboard. Ich war immer sehr ein selbstständiges Kind und ich habe auch die Musik immer für mich selbst gemacht. Das ist sehr wichtig, glaube ich. Das war immer sehr persönlich und eigenmotiviert. Wenn man einem Kind erzählt, was es tun soll, dann wird es den Spaß daran verlieren.
Zwischenzeitlich sind Sie einmal an der Aufnahme auf eine Musikhochschule gescheitert. Haben Sie einmal daran gedacht, den Plan einer Musikkarriere doch aufzugeben?
Tom Odell: Überhaupt nicht! Wenn man Musik macht, dann gibt es Rückschläge am laufenden Band. Man verlässt nicht die Schule mit einem Plattendeal und einem fertig geschriebenen Album. So läuft das nicht. Und es ist auch wichtig, diese Rückschläge und die Zeit zu haben, um daran zu wachsen. Ich hatte ja eh noch Glück: Ich habe früh einen Plattenvertrag bekommen und wurde sehr bald von Lily Allen entdeckt, die mir enorm geholfen hat.
Sie sagen es schon: Der Erfolg kam jetzt auch recht plötzlich. Sie sind lange Zeit in der alternativen Musikszene Brightons unterwegs gewesen, sind jetzt bei einem Majorlabel und spielen in großen Konzertsälen. Fühlen Sie sich denn eher als Pop- oder als Indiekünstler?
Tom Odell: Das ist schwierig zu beantworten. Ich komme eigentlich aus der alternativen Ecke. Aber sobald man Erfolg hat, wird man aus dieser Szene natürlich ausgegrenzt: Man kann ja nicht Erfolg haben und alternativ sein... Ich persönlich höre viel alternative Musik, ich höre viel Popmusik. Ich mag Musik, die das alles einschließt. Ich sehe keinen Grund, Menschen auszuschließen. Ich glaube: Ein Song, den viele Menschen mögen können, ist der beste Song. Vielleicht würde ich mich also eher unter Pop einsortieren. Aber das heißt nicht zwingend, dass ich die Popmusik gerade sehr schätze. Pop geht immer durch Höhen und Tiefen. Gute Phasen und schlechte Phasen.
In welche Richtung wird denn ihre künftige Arbeit gehen? Was sind die nächsten Pläne?
Tom Odell: Ich möchte ein neues Album machen! Ich denke schon die ganze Zeit daran und kann es kaum erwarten. Ich hab soviel bei der Arbeit am ersten Album gelernt. Es gibt natürlich auch andere Dinge, die ich vorhabe - aber ich möchte mich eigentlich nicht zu sehr ablenken lassen. Ich möchte ein besseres Album machen! Da steckt noch viel mehr in mir.
Eine abschließende Frage: Was würden Sie denn tun, wenn der Erfolg abreißt? Hätten Sie einen Alternativplan?
Tom Odell: Nein, ich kann ohne Musik nicht leben! Das könnte ich einfach nicht tun. Welchen Weg auch immer es gäbe, meinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen, ich würde es tun. Auch wenn das bedeutet, in Hochzeitsbands aufzutreten. Ich liebe Musik, Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens - und, ganz ehrlich, ich bin wirklich absolut unfähig in allen anderen Tätigkeiten.
Tom Odell wird im Spätherbst in Deutschland auf Tour gehen: 6.11. Berlin, Kesselhaus +++ 12.11. Hamburg, Übel und Gefährlich +++ 16.11. München, Theaterfabrik +++ 26.11. Köln, Essigfabrik
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