Tom Beck: "Ohne Internet war alles viel unbeschwerter"
In der Amazon-Serie "You Are Wanted" von Matthias Schweighöfer macht Tom Beck das Internet unsicher - im wahrsten Sinne des Wortes. Im Interview mit spot on news verrät Beck, warum er das Leben ohne Internet viel unbeschwerter findet.
Am 17. März startete die erste deutsche Amazon Originals Serie "You Are Wanted". Damit wagte Matthias Schweighöfer (36, "Der geilste Tag"), der nicht nur die Hauptrolle des Lukas Franke übernahm, sondern auch Regie führte und als Produzent involviert war, den ersten Schritt in die Serien-Landschaft. Zum Cast gehört auch "Alarm für Cobra 11"-Liebling Tom Beck (39). Im Interview mit spot on news spricht der Schauspieler über seinen Hang zum Aberglauben, welche Gefahren Social Media birgt, wie oft er sein Passwort ändert und warum er lernen möchte, "Nein" zu sagen.
"You Are Wanted" steht bei Amazon Prime Video zur Verfügung
Was würden Sie machen, wenn Ihnen so etwas wie Lukas Franke in "You Are Wanted" passiert? Wenn durch einen Hackerangriff Ihre digitale Identität umgeschrieben wird?
Tom Beck: Keine Ahnung, vermutlich würde ich auch den Verstand verlieren. Da ist die Verzweiflung natürlich schon extrem groß. Wenn man weiß, da hat sich jemand in dein Leben gehackt, steuert irgendwie alles, keiner glaubt dir mehr. Gerade, wenn es mit Psychopharmaka in Verbindung gebracht wird, Leute skeptisch werden, wie es bei Lukas Franke der Fall ist - das ist natürlich ganz schlimm. Da muss man versuchen, weitestgehend einen klaren Kopf zu bewahren und dafür sorgen, dass das eigene, intakte Familiengleichgewicht nicht aus den Fugen gerät. Wenn das erstmal ins Wanken gerät, ist wirklich kurz vor knapp.
Man fragt sich auch: Wie viel kann man noch preisgeben? Sie haben auf Instagram gerade noch eine Live-Story gepostet durch die jeder erfährt, wo Sie sind.
Beck: Darüber habe ich tatsächlich gerade noch gesprochen. Man weiß um diesen Überwachungsmodus, der quasi permanent aktiv ist, wenn man so etwas postet. Das macht einem natürlich schon ein wenig Sorgen und man denkt: 'Jetzt weiß jeder, dass ich in Berlin und gerade nicht zu Hause bin. Eigentlich könnte man jetzt meine Bude ausräumen, wenn man wüsste, wo ich wohne'. Ich will das gar nicht so laut aussprechen, ich bin da so abergläubisch. Es ist erschreckend und eigentlich müsste man es konsequenterweise lassen.
Mittlerweile kann man so viel im Netz sehen, was früher nicht möglich war, hinzu kommt Cybermobbing. Wie würden Sie Ihre Kinder davor schützen?
Beck: Da ich noch keine Kinder habe, muss ich mich damit zum Glück noch nicht konkret auseinandersetzen. Vermutlich muss man sich dem Thema ganz behutsam nähern. Natürlich kann man ein Kind wahrscheinlich nicht völlig losgelöst davon erziehen und Handys und Accounts verbieten. Es ist eine schwierige Gratwanderung. Im Prinzip stehen dem Kind mit einem Mausklick ganz neue Welten offen, die es da für sich im Kämmerlein erschließen kann - das birgt natürlich Gefahren. Man muss einfach den Stellenwert dieser virtuellen Welt hinterfragen, und was sie schon für einen Platz in unserem Leben eingenommen hat. Man muss einem Kind unbedingt klarmachen, wie wichtig oder eben unwichtig all das ist. Wir hatten das früher nicht und das hat auch nicht geschadet. Vielleicht klinge ich jetzt wie ein 60-Jähriger, aber damals war alles viel unbeschwerter.
In "You Are Wanted" wollen Lena (Karoline Herfurth) und Lukas (Matthias Schweighöfer) den Hacker entlarven und in ein normales Leben zurückkehren Foto:Stephan Rabold / Pantaleon Films / Warner
Spielt das Internet und Social Media heute eine zu große Rolle?
Beck: Man muss sich darüber klar werden, welchen Stellenwert diese Welt im Leben für jeden einzelnen haben sollte. Als Schauspieler, Sänger oder Künstler bedient man es entweder gar nicht, man nutzt es ein bisschen für PR-Zwecke oder um seine 'Marke' zu pflegen. Das ist dann etwas anderes, als wenn man es als Privatperson nutzt. Aber es gibt auch Leute, die sich über Likes definieren. Diese Welt ist so real geworden, ist aber eigentlich nicht existent. Das birgt auch einen totalen gesellschaftlichen Druck, dem man ausgesetzt ist. Dieses Preisgeben von Sachen und Likes-Erhaschen ist eigentlich der Horror.
Wie vorsichtig sind Sie? Wie sicher sind Sie im Umgang mit Ihren Daten? Kleben Sie Ihre Webcam ab, betreiben Sie Online-Banking?
Beck: Wenn ich das jetzt sage, wissen es ja alle Leute. Ich bin wahnsinnig vorsichtig und ändere mein Passwort täglich! Nein, überhaupt nicht. Ich bin da glaube ich etwas leichtfertig. Man könnte es ernster nehmen. Ich klebe meine Kamera nicht zu, aber auch aus dem Grund, dass ich mir denke, wenn jemand zusehen will, wie ich eine E-Mail schreibe, dann soll er das gerne machen. Wenn daran wirklich jemand Spaß hat, dann freut es mich, dass ich ihm ein paar schöne Minuten beschert habe. Und im Schlafzimmer hat mein Laptop eh nichts zu suchen.
Lukas Franke wird in "You Are Wanted" allerhand unterstellt und nachgesagt. Was war das Verrückteste, was Sie je über sich lesen mussten?
Beck: Da gibt es eigentlich nichts. Auf Wikipedia wurde mir mal 'unterstellt', dass ich 11 Geschwister hätte, dabei bin ich Einzelkind. Das fand ich noch ganz witzig. Ich wurde auch oft von Journalisten darauf angesprochen und musste es klarstellen. Die Unterstellungen in der Schule, wenn der Lehrer gesagt hat: 'Beck, das waren bestimmt Sie!', waren dagegen tatsächlich meistens richtig.
Matthias Schweighöfer hat sich mit seinem eigenen Album vor Kurzem einen lang ersehnten Wunsch erfüllt. Haben Sie noch ein Ziel vor Augen, dass Sie gerne erreichen möchten oder einen guten Vorsatz?
Beck: Ja, klar. Zeit nehmen, Sachen absagen und verzichten - das ist mein größter Vorsatz. Ich kriege schnell kribbelige Füße, wenn ich mal nicht weiß, was ich nach dem nächsten Projekt drehe oder übernächsten Monat mache. Ich habe aber im letzten halben Jahr gar nicht so viel gedreht und wahnsinnig viel Zeit für mich gehabt. Das war total schön. Diesen Stress muss man sich gar nicht geben. Sich konkreter Zeit für eine Sache zu nehmen, ist ein Wunsch von mir. Ich mache immer alles überall und das geht auch ganz gut, aber vielleicht muss ich mich mal damit anvertrauen, eine Sache dann so richtig zu machen. In der Theorie bin ich immer sehr vernünftig.
Haben Sie konkrete Pläne für die nahe Zukunft?
Beck: Ich würde gerne bewusst auf Sachen verzichten und gezielt drei Monate nichts machen, in die Toskana fahren und einfach schreiben. Denn ich möchte auf jeden Fall noch ein eigenes Projekt verwirklichen, das ich mit zwei Freunden geschrieben habe, auch ein Serienprojekt. Ich arbeite außerdem an meinem vierten Album, gehe dann also auch auf Tour.
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