"Todesfalle" in Afghanistan: Marietta Slomka kämpft im "heute-journal" mit den Tränen

In der ZDF-Sendung "heute-journal" hat Marietta Slomka mit Marcus Grotian über die aktuelle Situation in Afghanistan gesprochen. Die Worte des Bundeswehr-Hauptmann berühren die Moderatorin. Sie ringt um Fassung.
von  AZ
Beim Interview mit einem Bundeswehr-Hauptmann über die Situation in Afghanistan kämpft ZDF-Moderatorin Marietta Slomka mit den Tränen
Beim Interview mit einem Bundeswehr-Hauptmann über die Situation in Afghanistan kämpft ZDF-Moderatorin Marietta Slomka mit den Tränen © ZDF/Klaus Weddig

In Afghanistan, vor allem in der Hauptstadt Kabul, spielen sich aktuell dramatische Szenen ab. Tausende Menschen versuchen zum Flughafen zu gelangen und vor den Taliban zu fliehen. Auch zahlreiche Ortskräfte der Bundeswehr bangen um ihr Leben. Um einen Eindruck von den Geschehnissen vor Ort zu bekommen, hat Marietta Slomka am Montag (16. August) im "heute-journal" mit dem Bundeswehr-Hauptmann Marcus Grotian gesprochen. Seine deutlichen Worte bewegen die ZDF-Moderatorin sichtlich.

Keine Hilfe für afghanische Ortskräfte: "Wir mussten leider die Safe-Houses auflösen"

Marcus Grotian hat das "Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte" gegründet und setzt sich für die Unterstützung der Bundeswehrhelfer vor Ort ein. Doch durch den Abzug der Bundeswehr seien diese nun schutzlos der Taliban ausgeliefert, wie er in der ZDF-Sendung erklärt. "Wir haben heute Vormittag noch zu circa 1.300 Ortskräften und ihren Angehörigen im Raum Kabul Kontakt gehabt. Danach mussten wir leider die Safe-Houses auflösen, denn sie wurden langsam zu Todesfallen." Auf Anraten des Hauptmanns haben die Menschen die Häuser verlassen und sind in der Bevölkerung untergetaucht.

Marietta Slomka hakt bei Marcus Grotian nach und will wissen, ob sie vorab Unterstützung von der Regierung bekommen hätten, um die Ortskräfte zu schützen. "Leider nein", lautet die ernüchternde Antwort. "Wir hätten sonst schon früher ausfliegen können. Wir hätten auch früher viel mehr Menschen nach Kabul bringen können. Leider hat man uns da nicht unterstützt. Als wir dann das Geld für Chartermaschinen hatten, war es zu spät, da flog keiner mehr nach Kabul rein."

Marietta Slomkas Stimme bricht: "Das ist eine harte Aussage"

Dass die Ortskräfte in Kabul überhaupt zum Flughafen gelangen könnten, um ausgeflogen zu werden, hält er für unrealistisch. "Das ist eine harte Aussage", stellt Marietta Slomka in dem Gespräch fest.

Für Marcus Grotian seien aber auch die umständlichen Visaverfahren für die Bundeswehrhelfer, die laut ihm nie stattgefunden haben sollen, Schuld daran, dass so viele Ortskräfte noch in Afghanistan sind. "Sie musste zu einem Büro, das nie funktioniert hat, das nie eingerichtet war von der IOM (Internationale Organisation für Migration). Da haben sie bis zum Schluss drauf gewartet und jetzt sitzen sie in einer Todesfalle." Diese Situation scheint auch Marietta Slomka emotional zu berühren.  Die ZDF-Moderatorin kämpft mit den Tränen und auch ihre Stimme wird brüchig.

Auch Marcus Grotian bewegt die Tatsache, dass wahrscheinlich vielen Menschen nicht mehr geholfen werden kann. "400 bis 500 Nachrichten erreichen uns derzeit, denen wir nicht mehr helfen werden können", stellt er ernüchternd fest.

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