Til Schweiger: "Das Thema ist verdammt ungemütlich"
Der Flüchtlingsansturm ist ein Thema, das so gut wie jeden Bundesbürger auf irgendeine Weise bewegt. Filmstar Til Schweiger (51, "Honig im Kopf") hat sich schon vor Wochen dazu entschieden aktiv zu helfen und erst kürzlich die "Til Schweiger Foundation" gegründet. "Ich bin ganz schön abgekämpft", gibt er im Interview mit der Illustrierten "Bunte" zu. Dafür hat er bereits 400.000 Euro mit seiner Stiftung gesammelt.
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Anfangs wer er "ein bisschen enttäuscht, dass sich niemand gemeldet hat, als ich meine Stiftung angekündigt habe. Bis auf Jan Josef Liefers. Zwei Tage später Thomas Thieme, dann Ray Garvey, Sasha und zuletzt Thomas D. Das war es an Prominenz. Die meisten Unterstützer waren Leute, die nicht in der Öffentlichkeit stehen", erklärt Schweiger. Bei den anderen musste er anfragen. Auch Politiker wie Sigmar Gabriel sind an Bord. Die Gefahr, sich dabei für den Wahlkampf instrumentalisieren zu lassen, bestehe, wie Schweiger einräumt. Bei Gabriels Engagement sehe er das bislang allerdings nicht. "Das ist praktische Hilfe, nicht Instrumentalisierung."
Ihm sei bewusst, dass das Thema "verdammt ungemütlich" sei. "Deswegen ist der Vorwurf, dass ich PR in eigener Sache mache, auch so absurd. Es gäbe massenkompatiblere Themen, wenn ich soziales Engagement heucheln wollte". Immer wieder musste sich Schweiger in den letzten Tagen und Wochen mit entsprechender Kritik herumschlagen.
Nicht weglaufen
Doch der Schauspieler zeigt sich unbeirrt, auch weil er wisse, dass einiges passiere. In Berlin sei ein Konzert geplant, Ralf Moeller wolle Fitnessgeräte für Asylanten in Hamburg organisieren und Sven Martinek sei mit Hilfsgütern unterwegs: "Vielleicht setzt die Hilfe ein bisschen spät ein. Aber das Entscheidende ist ja, dass es nie zu spät ist." Bei seinem Besuch in einem Hamburger Flüchtlingsheim habe er trotzdem "so ein kurzes Gefühl der Ohnmacht" gehabt: "Hier gibt es so viel Bedarf. Und wir haben so viele Heime und es kommen noch so viele Flüchtlinge. Aber man kann so was nur bewältigen, wenn man nicht wegläuft, sondern sich der Aufgabe stellt."
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Die Politik ist gefordert
Für die Ängste der Menschen in der Bundesrepublik habe er aber "absolutes Verständnis. Angst resultiert ja auch oft aus Mangel an Informationen". Schweiger habe aber kein Verständnis dafür, dass andere "mit fremdenfeindlichen Hasstiraden auf die Flüchtlinge losgehen." Beschimpfungen nach dem Motto "Ihr seid Dreck! Ihr müsst weg!" gingen überhaupt nicht klar. "Da wünschte ich mir ein viel härteres Durchgreifen der Polizei und viel lautere Signale aus der Politik."
Auch sonst nimmt er die Politik in die Pflicht. Sie habe das Thema ganz einfach "verpennt", sei nun aber "massiv gefordert". Nicht zuletzt erwarte er von der Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass sie "sich klarer positionieren" müsste. "Wir haben während der Griechenland-Verhandlungen monatelang gelesen, wie eisenhart sie ist. Wenn uns die Amerikaner ausspähen, als wären wir der größte Feind, findet sie das völlig in Ordnung. Und jetzt sagt sie nur mit einem traurigen Grinsen, das sei unseres Landes nicht würdig."
"Ich gehe meinen Weg"
Warum sich seiner Meinung nach wenige Prominente öffentlich für ein so brandaktuelles Thema einsetzen, erklärt Schweiger der "Gala": "Ich sag mal ganz vorsichtig: Wenn jemand sieht, was mir alles um die Ohren gehauen wird, bleibt er vielleicht lieber ruhig und hilft aus dem stillen Kämmerlein. [...] In den Neunzigerjahren haben noch viele Prominente ihre Stimme erhoben, heute traut sich kaum mehr einer, aus Angst, auf die Fresse zu bekommen. Das ist schade".
Auch zu einem möglicherweise versuchten Anschlag auf sein Haus äußert sich der "Tatort"-Star. "Nein, ich lasse mich nicht einschüchtern, ich gehe meinen Weg", war seine klare Ansage. Am Sonntagabend hatte es einen Polizeieinsatz vor der Villa Schweigers gegeben, wie ein Sprecher der Hamburger Polizei am Montag der Nachrichtenagentur spot on news bestätigt hatte. Beamte vor Ort seien aufmerksam geworden, als in einem Teil des Gartens eine Leuchte ausging. Man habe ein durchtrenntes Kabel gefunden und mindestens eine Person sei vom Grundstück Schweigers geflüchtet.
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