Techno-Ikone Marusha: "Die Jugend soll richtig abfeiern dürfen"

Wie geht's, Marusha? „Somewhere over the Rainbow“ machte Marusha zur Ikone – doch was macht die Techno-Queen von einst heute? Wir haben nachgefragt.
AZ: Hallo Marusha – oder sollen wir lieber Marion sagen?
MARUSHA: Nein, bitte nicht. Meine Mutter ist Griechin, sie wollte mich Marusha taufen, durfte am Anfang aber nur Marion in das deutsche Namensbuch eintragen lassen. Später durften wir es ändern.
Okay Marusha. Und wo sind die grünen Augenbrauen?
Die fand ich 16 Jahre lang scharf. Aber dann kam ein Kinoangebot, ich sollte eine Asiatin spielen. Mit schwarzen Haaren und grünen Brauen sah ich aber selten blöd aus.
Legen Sie noch in Clubs auf?
Zwei bis vier Mal im Monat. Ich will nicht mehr so viel arbeiten. Ich habe wirklich genug erlebt und die Schnauze voll von der Fliegerei. Heute nehme ich kein Angebot an, für das ich länger als zwei Stunden im Flugzeug sitzen muss.
Was machen Sie noch?
Ich arbeite an einem clubigen Techhouse-Album. Anfang 2010 soll es erscheinen. Und ich produziere gerade eine Coverversion von einem Hollywoodklassiker aus den 50ern.
Können Sie „Somewhere over the Rainbow“ noch hören?
Bei über einer Million verkaufter Tonträger gab’s schon eine kleine Overdose, aber es ist immer noch eine geile Nummer.
Sie haben in über 50 Ländern aufgelegt. Gibt’s Unterschiede?
Jedes Volk tanzt anders. In südlichen Ländern wird sehr willenlos gefeiert. Süddeutschland ist auch hemmungslos. Die Münchner sind eine Partycrowd vom allerfeinsten.
Was denken Sie über die heutige Elektro-Musik?
Sie hat sich angepasst, ist minimalistischer. Die damalige Stimmung ist nicht mehr nachzuholen. Das war ein ähnliches Phänomen wie bei der Fußballweltmeisterschaft 06.
Vermissen Sie die Zeit?
Nein. Ich hab sie erlebt und trage sie in meinem Herzen. Sowas kann nur einmal im Leben passieren. Das ist wie die eine große Liebe.
Sie wurden 2005 Mama. Wie passen Familie und Raves zusammen?
Ich hab bis zum sechsten Monat aufgelegt. Aber mein Sohn war nicht im Epizentrum der Musik, die Boxen konnte ich extern steuern. Jetzt bin ich vor allem Mutter und genieße jede Sekunde.
Ist Ihr Sohn Techno-Fan?
Er hört eher Kindergartenmusik. Zuhause hab ich gar keine Musik laufen. Im Auto sind Björk oder Peter Fox im Player.
Was wünschen Sie den Teenies von heute?
Sie sollen ihre Jugend zelebrieren. Bevor sie in das harte Arbeitsleben geschickt werden, sollen sie richtig abfeiern dürfen.
Interview: Dorina Herbst