Tatort Sylt: Warum drehen Assauer und Thomalla durch?
SYLT - Der Ex-Schalke-Manager und die Schauspielerin liefern sich eine Prügelei auf offener Straße. Was eine Psychologin über das bizarre Verhalten sagt und welche strafrechtlichen Konsequenzen der Ausraster hat.
Sie kuscheln miteinander, sie schlagen aufeinander ein. In manchen On-Off-Beziehungen ist das der skurrile Alltag. Jüngstes Beispiel: Simone Thomalla (44) und Rudi Assauer (65). Im feinen Kampen auf Sylt lieferte sich das einst so schillernde Paar, das sich im Januar getrennt hatte, eine Prügelei (AZ berichtete). Das Ergebnis: gegen den Ex-Fußball-Manager wird wegen Verdachts auf Körperverletzung ermittelt.
Auf offener Straße packte er die Schauspielerin am Arm, nahm sie in den Schwitzkasten. Er schubste sie in ein Beet und kassierte von ihr einen Tritt in den Unterleib. Schluss war erst, als eine Augenzeugin die Polizei rief, diese anrückte und Assauers Personalien aufnahm.
Plötzlich hielt das Ex-Paar wieder zusammen. Sie sagten aus, es sei nicht zu körperlichen Übergriffen gekommen. Die veröffentlichten Bilder und die Zeugenaussage sagen allerdings etwas ganz anderes. „Wir behandeln den Vorfall wie jeden anderen stinknormalen Fall auch“, sagt Hans Peter Johansen von der Polizeidirektion Usum. Die Anzeige wird nicht zurückgezogen.
Die Ermittlungen wegen Körperverletzung laufen
Jetzt muss die Staatsanwaltschaft in Flensburg entscheiden, ob es zur Anklage oder Einstellung kommt. „Wenn es zu einer Ahndung kommt, muss Assauer wohl mit 15 bis 20 Tagessätzen (Nettoeinkommen geteilt durch 30) rechnen“, sagt Rechtsanwalt Roland Hasl. Allein die Einnahmen, die Assauer mit seiner Bierwerbung macht, dürften eine nette Summe ergeben.
Thomalla äußerte sich bisher nicht. Assauer sagte: „Ich weiß, ich habe Scheiße gebaut. Es hat sich in den letzten Monaten so viel aufgestaut. Ich bin durchgedreht. Aber das darf nicht passieren, es tut mir alles leid. Aber ich lege Wert darauf, dass ich sie nicht ins Gesicht geschlagen habe.“ Nach der Prügelei verschwanden die Streithähne gemeinsam in ihrem Hotel. Verwunderlich? Nein. Schon während ihrer acht-jährigen Beziehung waren heftige Auseinandersetzungen Teil ihrer Tagesordnung. Im Januar trennten sie sich. Voneinander lassen können sie trotzdem nicht.
Warum kommen die Paare nicht voneinander los?
Ähnlich ging es schon Elizabeth Taylor. Sie erregte mit ihrer Liebe zu gewalttätigen Männern Aufsehen. Madonnas Ex Sean Penn stand während der vierjährigen Ehe wegen „häuslicher Gewalt“ vor Gericht. Whitney Houston brauchte zwölf Jahre, um sich vom schlagenden Ehemann Bobby Brown zu trennen. Und Rihanna wird am 22. Juni gegen ihren Prügel-Lover Chris Brown vor Gericht aussagen.
Warum kommen diese Paare trotz Achterbahn-Beziehung nicht voneinander los? Die AZ fragte Gabi Ingrassia, Diplom-Psychologin und Paartherapeutin. „Bei Thomalla und Assauer kam es zu einer aggressiven Entladung“, sagt sie, „es muss sich vorher viel Kränkung, Stress, Druck und Wut angestaut haben.“ Das passt zu Assauers Aussage.
Die Sucht nach aggressiver Aufladung und Versöhnung
Zudem gäbe es Menschen, bei denen das Verlangen nach intensiven Gefühlen eine große Rolle spiele. „Diese Personen sind süchtig nach aggressiver Aufladung mit anschließender Versöhnung“, sagt Ingrassia. Auch das könnte zu unserem Prügel-Pärchen passen. „Oder es liegt am Bindungsverhalten an sich“, erklärt die Psychologin. Die Angst vor einer Trennung könne bei manchen größer sein, als die Angst vor Gewaltausbrüchen. Und wenn jemand schon als Kind in einem aggressiven Umfeld groß geworden sei, ließe er es auch in der Beziehung zu. „Unsere Seele ist flexibel.“
Dass beide starke Persönlichkeiten seien, ein Kräftemessen zwischen Alphatieren stattgefunden habe, sieht Ingrassia nicht als Grund für den Vorfall. „Solche Ausraster sind immer ein Akt der Verzweiflung.“ Mit Stärke habe das weniger zu tun als mit Schwäche.
Und die Folgen? „Entweder ist den beiden der Vorfall peinlich. Das wirkt verbindend. Oder sie sind so publicitygeil, dass es ihnen egal ist und alles beim Alten bleibt – auf jeden Fall empfehle ich einen Paartherapeuten.“
Dorina Herbst
- Themen:
- Madonna (Sängerin)
- Polizei
- Rihanna