Stefan Pappert ist Koch von Königin Elizabeth: "Ich koche sehr bayerisch für die Queen"

AZ-Interview mit Stefan Pappert: Der gebürtige Hesse ist "Chef to the Royal Household" und arbeitet seit fünf Jahren für die Queen sowie als Küchenchef im Wembley Stadion. Früher hat er unter anderem auch schon im Wirtshaus in der Au in München gekocht.
Wie geht es der Queen? Stefan Pappert spricht Klartext
AZ: Herr Pappert, die Queen hat sich vor Kurzem erstmals mit Gehstock gezeigt, sagte zwei Reisen ab und musste eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Sie müssen es als Ihr Koch wissen: Wie geht es Königin Elizabeth II. wirklich?
STEFAN PAPPERT: Alles gut! Man darf nicht vergessen: Sie wird im April 96 Jahre alt. Die Queen reitet immer noch fast jeden Tag morgens aus. Diese Frau ist unheimlich diszipliniert.
Man muss sich also keine Sorgen machen?
Nein. Sie war auch nur auf Anraten der Ärzte eine Nacht im Krankenhaus. Wenn es nach ihr ginge, wäre sie nach Glasgow zur Klimakonferenz geflogen. Es ist alles halb so wild.

Persönliche Gespräche mit der Queen? "Ich grüße sie mit 'Good Morning, Ma'am'"
Wie oft sehen Sie die Königin?
Im Moment fast täglich. Normalerweise hat sie Reisepläne. Für Weihnachten steht aktuell noch nicht fest, ob sie nach Balmoral fährt oder ob sie hier in Windsor bleibt. Philips Tod ist noch nicht lange her und man könnte es gut verstehen, wenn sie hier bleiben möchte.
Kommen Sie auch mit Ihr ins Gespräch?
Die Abfolge ist normalerweise so, dass sie über ihren Sekretär mit mir kommuniziert. Ich grüße sie mit "Good Morning, Ma'am".
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Ich bin die meiste Zeit in der Küche, weil ich gleich nach dem Frühstück das Mittagessen zubereite, danach gibt es Kaffee und Kuchen, High Tea um 17 Uhr und schließlich um halb acht Dinner.
Koch der Queen verrät: Das serviert er der britischen Monarchin
Was mag die Königin kulinarisch?
Sie ist einen gewissen Stil gewöhnt, der von den vorherigen Küchenchefs gepflegt wurde. Ich koche meinen Style und die Teller sind danach leer. Das ist für mich als Koch das größte Lob. Wenn es nicht schmecken würde, wäre ich nicht seit fünf Jahren im Amt. Ich habe meinen Vertrag zudem schon bis 2025 verlängert.

Was kochen Sie zum Beispiel?
Ich serviere durchaus auch mal Lachs im Blätterteig, aber grundsätzlich koche ich sehr bayerisch, sehr deutsch. Ich habe dafür alles hier von Preiselbeeren bis Wacholder und lasse mir viele Qualitätszutaten aus München liefern. Dort werden übrigens auch gerade die Stollen für die Queen hergestellt. Diese sind geschmacklich unschlagbar!
Die Queen mag also deutsches Essen?
Meine Art deutscher Speisen, ja. Bei klassischen Gerichten hierzulande würde sie vielleicht eher sagen: ein bisschen weniger Butter und weniger Sahne. Was ihr übrigens auch gefällt: Pünktlichkeit, wie man sie den Deutschen gern nachsagt.
"Prinz Philip war sehr oft bei uns in der Küche"
Inwiefern?
Wenn ich sage, es gibt um sieben Uhr Essen, dann gibt es um sieben Uhr Essen. Nicht um fünf vor oder um fünf nach. Die Queen möchte um 16.27 Uhr ihren Kaffee trinken - dann ist er genau um 16.27 Uhr fertig.
Hat die Königin auch ein Lieblingsgericht?
Das lässt sich so tatsächlich nicht sagen. Morgens aber isst sie zum Beispiel gerne Müsli und Cornflakes.
Gibt es ein kulinarisches Geheimrezept, um so fit bis ins hohe Alter zu bleiben wie die Majestät?
Ich achte natürlich darauf, dass ihre Ernährung ausgewogen ist. Das bedeutet zum Beispiel: nicht drei Mal die Woche Steak, ebenso keine Fertiggerichte oder Frittiertes.
Prinz Harry war oft in der Küche – am Kaffeevollautomat
Auch Prinz Philip kannten Sie gut. Wie haben Sie den geliebten Gatten der Queen erlebt?
Prinz Philip war sehr oft bei uns in der Küche, Prinz Harry übrigens auch. Denn hier stand der einzige Kaffeevollautomat. Sie haben mit uns geplaudert, etwa darüber, was wir gerade zubereiten. Noch im vergangenen Jahr kam Prinz Philip einmal zu uns und meinte, er brauche Grillzangen. Wir haben uns gefragt: warum? Er wollte für die Familie grillen - mit 99 Jahren. Ich stand also da mit meinem vorbereiteten Essen, aber er war eben der Boss.