Start einer Petition: Heidi, leg dich nicht mit deutschen Dragqueens an!

Wie die Abendzeitung bereits vor fünf Monaten berichtet hat, kommt eine Dragqueen-Show nach Deutschland. ProSieben zeigt "Queen of Drags" mit Heidi Klum, Schwager Bill Kaulitz und ESC-Siegerin Conchita Wurst ab 2020. Doch sowohl dem Sender als auch den Moderatoren schlägt jetzt bunter Gegenwind ins Gesicht. Eine Petition ist gestartet.
Schon im Januar erfuhr die AZ von einem Insider, dass ProSieben eine neue Show mit Dragqueens plant und Kandidaten sucht. Die preisgekrönte TV-Show "RuPaul's Drag Race" (u.a. zwei Emmys) sollte als Vorbild dienen. Jetzt hat der Sender bestätigt, dass Deutschland seine erste Drag-Talentshow bekommen wird: Queen of Drags. Dass aber ausgerechnet Heidi Klum das Aushängeschild der neuen ProSieben-Sendung werden soll, ist der Szene ein Dorn im Auge - weshalb sie nun mit einer Petition dagegen angeht.
Deutsche Dragqueens: Kritik an Heidi Klum wird laut
In der queeren Szene ist man alles andere als begeistert von Heidi Klum (46) als Moderatorin einer Show über Dragqueens. "Heidi Klum hat von Drag, der dazugehörigen Historie, der Lebenseinstellung, der Identität, der Drag-Kultur, der Szene und der gesamten Branche absolut keine Ahnung", heißt es in einer auf change.org gestarteten Petition, mit der verhindert werden soll, dass Klum das Format als Moderatorin und Jurorin leitet.
Margot Schlönzke und Ryan Stecken starten Petition
Die Berliner Dragstars Margot Schlönzke und Ryan Stecken, die die Petition gestartet haben, erklären: "Wir sehen es als problematisch an, wenn zwar endlich mal im deutschen Fernsehen ein queeres Format produziert wird, aber schon die Frontfigur alles andere als queer ist und durch ein heteronormatives weibliches cis-Gesicht der aktuellen deutschen TV-Welt ersetzt wird."
Fragwürdiges Konzept der Dragqueen-Show von Heidi Klum
In der Sendung sollen zehn Dragqueens in einer Luxus-Villa zusammenwohnen und sich den Aufgaben der Jury stellen - was sehr an "GNTM" erinnert. Die Initiatoren der Petition befürchten den "Ausverkauf der Drag-Community an ein heteronormatives Publikum zu dessen bloßer Belustigung." Dass das Topmodel damit Geld verdienen würde "geht unserer Ansicht nach über eine 'kulturelle Aneignung' hinaus, wir sehen dies als kulturellen Missbrauch!" Damit sind sie offensichtlich nicht alleine: Bis Donnerstagnachmittag haben bereits 1.000 Leute unterschrieben.
Statt Heidi Klum werden Harald Glööckler und Hella von Sinnen gefordert
Die Petition beklagt auch, dass ProSieben eine große Auswahl an queeren oder queer-nahen Persönlichkeiten im deutschsprachigen Raum gehabt hätte. Als Beispiele nennen sie Guido Maria Kretschmar (54, "Shopping Queen"), Ralph Morgenstern (62, "I Love You, Baby"), Star-Visagist René Koch (73), Travestiekünstlerin Lilo Wanders (63), Komikerin Hella von Sinnen (60, "Genial daneben"), Entertainerin Gayle Tufts (59), Reality-Star Desirée Nick (62), Designer Harald Glööckler (54) oder Schauspieler Georg Preuße (68, "Mary & Gordy: Spaß an der Verwandlung") an.
In der Show sitzen neben Heidi Klum auch noch Bill Kaulitz (29, "I'm Not Ok") und Conchita Wurst (30, "Rise Like A Phoenix"). Letztere hatte in der Pressemitteilung angekündigt, sich darüber zu freuen, die "gesamte Palette" der Szene zeigen zu dürfen: "Drag ist eine sehr vielfältige Ausdrucksform und die Künstler dahinter haben Tiefgang und viel mehr zu bieten, als nur schillernde Kleidung, Perücken und Make-up." Für die Kritiker ist das mit Heidi Klum als Aushängeschild offenbar nicht möglich.