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Star-Koch Alfons Schuhbeck vor Gericht: Steuersünder oder "Opfer"?

Steuerprozess: TV-Koch Alfons Schuhbeck sagt erst mal nichts. Seine Verteidiger zweifeln an Täterschaft. Sie bringen die Möglichkeit eines noch unbekannten Betrügers ins Spiel.
von  John Schneider
Verdacht auf Steuerhinterziehung: Alfons Schuhbeck mit seinen Anwälten Sascha König (l.) und Markus Gotzens (r.) vor Prozessbeginn.
Verdacht auf Steuerhinterziehung: Alfons Schuhbeck mit seinen Anwälten Sascha König (l.) und Markus Gotzens (r.) vor Prozessbeginn. © Sven Hoppe (dpa)

München - Weißes Hemd, ein dunkelblaues Jackett, das fast ein wenig zu locker fällt, so kommt Promi-Koch Alfons Schuhbeck am Mittwoch in den Saal 134 im Justizpalast. Ein wenig müde, mitgenommen wirkt der Mann, der sonst bei seinen unzähligen Gastauftritten im Fernsehen so vital und lebensfroh rüberkommt.

Mit stoischer Miene verfolgt der 73-Jährige über die gesamte Dauer den Prozessauftakt. Nur ganz zu Beginn gibt Schuhbeck – für den die Unschuldsvermutung gilt – seine Personalien an, erklärt, dass er 1949 geboren wurde, ledig und Gastronom sei. Danach zieht er es vor zu schweigen, überlässt seinen Anwälten das Feld.

Vorwurf gegen Alfons Schuhbeck: Steuerhinterziehung in Millionenhöhe

Die Staatsanwaltschaft wirft dem prominenten Koch Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor. Mehr als 2,3 Millionen Euro soll er in den Jahren 2009 bis 2016 am Fiskus vorbeimanövriert haben. Eine gefährlich hohe Summe: Der Bundesgerichtshof hat in einem Urteil entschieden, dass in der Regel bei einem Steuerschaden von über einer Million Euro eine Haftstrafe ohne Bewährung ausgesprochen werden sollte.

Schuhbeck soll als Geschäftsführer zweier Restaurants Einnahmen abgezweigt haben. In einem Restaurant mit Hilfe eines dafür entwickelten Computerprogramms zur Kassenmanipulation, dass er bei einem Mitarbeiter bestellt habe.

Richterin Andrea Wagner.
Richterin Andrea Wagner. © Sven Hoppe (dpa)

Schuhbecks Anwälte: "Zweifel und Ungereimtheiten"

Doch die Verteidiger Schuhbecks kritisieren, dass keinerlei Indizien, geschweige denn Beweise für Schuhbecks Täterschaft ermittelt worden seien. "Möglicherweise stellt sich hierbei am Ende des Verfahrens heraus, dass Herr Schuhbeck nicht Täter, sondern selbst Opfer ist, weil nicht nur der Fiskus, sondern zuvorderst er betrogen wurde", erklären Schuhbecks Anwälte Sascha König und Markus Gotzens.

Sie sprechen von "Ungereimtheiten", führen das Argument ins Feld, dass Schuhbeck zum Zeitpunkt einiger Manipulationen gar nicht in Deutschland gewesen sei. Es gäbe vielleicht Dritte, die Zugang zum Safe hatten und als Täter in Frage kommen.

Außerdem sei ungeklärt, wohin die Millionen denn geflossen sein sollen. Spätestens bei der Insolvenz Schuhbecks im vergangenen Jahr hätten die Ermittler doch Zweifel an ihrem Ansatz der Promi-Koch sei der Täter bekommen müssen. Das sei aber nicht geschehen.

Mitangeklagter belastet Schuhbeck schwer

Das sieht die Vorsitzende Richterin Andrea Wagner anders. In einem Vorgespräch aller Prozessbeteiligten hatte sie klar gemacht, dass ein "hinreichender Tatverdacht" bestehe. So sei es möglich gewesen, dass die Kasse auch rückwirkend manipuliert werden konnte.

Der mitangeklagte ehemalige Mitarbeiter Schuhbecks gesteht am Mittwoch, dass er im Auftrag Schuhbecks ein solches Manipulationstool für die Restaurant-Kasse entwickelt und Schuhbeck übergeben habe. Er sei damals finanziell abhängig von diesem gewesen, gibt der 65-jährige EDV-Berater im Prozess an.

Für das Gericht ist das ein starkes Indiz, dass dieses Verschleierungstool auch verwendet werden sollte. Dass dann ein Dritter zufällig auf dieses Tool zugegriffen haben könnte, hält die Richterin für ein eher unwahrscheinliches Szenario, "das jeder Lebenserfahrung widerspricht". Wo das Geld geblieben ist? Das sei keine Frage, mit der sich das Gericht sich befassen müsse.
Schuhbecks Anwälte lassen offen, ob sich ihr Mandant zu einem späteren Zeitpunkt noch äußern wird.

Der Prozess wird am 12. Oktober fortgesetzt.

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