Interview

Star-Kabarettistin Monika Gruber: "Humor ist die einzige Waffe"

Star-Kabarettistin Monika Gruber über den hysterischen Menschenverstand in Corona-Zeiten, ihren Weinhändler und den Stellenwert "zwischen Physiotherapeut für Koi-Karpfen und Zuhälter".
von  Kimberly Hagen
"Meine Garage, mein Keller, meine Speis und meine Ankleide so ordentlich wie nie", sagt Monika Gruber.
"Meine Garage, mein Keller, meine Speis und meine Ankleide so ordentlich wie nie", sagt Monika Gruber. © imago/Sammy Minkoff

Seit zwei Tagen ist ihr Buch erst auf dem Markt, schon thront es auf Platz 1 der Amazon-Charts in Gesellschaftskritik. Kein Wunder, Star-Kabarettistin Monika Gruber (49) hat nicht nur viele Fans und noch mehr Humor, sondern sie ist auch die Erste, die Corona komisch betrachtet.

"Und erlöse uns von den Blöden" (230 Seiten, Piper) ist eine Parodie auf die Gegenwart - und eine sehr amüsante Abrechnung mit dem hysterischen Menschenverstand in Pandemie-Zeiten. Zeit für ein Gespräch über Virologen, Corona-Manager, Klopapierhorter und den ganzen anderen Wahnsinn.

AZ: Liebe Frau Gruber, ist Humor auch in einer Pandemie die beste Waffe, die wir haben?
MONIKA GRUBER: So, wie's derzeit ausschaut, scheint es die einzige Waffe zu sein. Aber Humor ist generell der beste Weg, um am Dasein nicht zu verzweifeln. Das Zitat stammt übrigens von meiner Oma.

"Und erlöse uns von den Blöden" heißt Ihre Abrechnung mit dem hysterischen Menschenverstand. Wer ärgert Sie mehr: Klopapierhorter, Aluhutträger, Raves feiernde Covidioten, der Wendler oder Unter-der-Nase-Masken-Depperl?'
Ich zitiere an dieser Stelle den Ranger aus "Schuh des Manitu": Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.

Ist die Krise das vielzitierte Brennglas oder sind die Menschen wirklich hysterischer geworden?
Ich denke, diese Krise wirkt wie ein Katalysator, der alles nach oben "schwoabt", was unterschwellig schon brodelte und es noch verstärkt: Egoismus, Denunziantentum, Hysterie und Respektlosigkeit, sogar und vielleicht sollte man sogar sagen: vor allen Dingen denen gegenüber, die zu unserer Hilfe und Unterstützung abbestellt sind - Rettungskräfte, Polizisten etc., was man am Wochenende in Frankfurt wieder recht eindrucksvoll vor Augen geführt bekam.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Da möchte ich Meister Eder zitieren, der vor etwa 35 Jahren schon zum Pumuckl sagte: "Es muass aa Deppen gebn, aber es wern halt immer mehr!"

"Ich tue das, was man mich lässt: S'Maul halten und Steuern zahlen"

Wie zufrieden sind Sie mit den Corona-Managern Merkel und Söder?
Am Anfang gab's wirklich nix zu meckern, weil keiner wusste, ob wir nicht alle innerhalb von vier Wochen dahinsiechen. Mittlerweile hätte ich schon einiges für die beiden am Zetterl fürs Christkindl stehen, aber nachdem ich ganz hochoffiziell von der Bundesregierung als nicht systemrelevant eingestuft wurde, tue ich das, was man mich - noch - lässt: S'Maul halten und Steuern zahlen.

Ihre Meinung zu den Virologen, den neuen Popstars der Krise? Wer ist Ihr Liebling? Herr Drosten?
Meine Lieblinge sind Pippi Langstrumpf und Künstler wie Walter Sedlmayr, derzeit wieder eindrucksvoll im "Millionenbauer" zu bewundern, Gustl Bayrhammer oder Veronika Fitz. Musikalische Lieblinge sind: Frank Sinatra, Tony Bennett und Jonas Kaufmann. Herrn Drosten mit diesen Menschen in einem Atemzug zu erwähnen, käme einer blasphemischen Handlung gleich.

Wie war es im Lockdown und wie ist es jetzt in der Light-Version bei Ihnen - hamstern Sie?
Ich hab meinen Weinhändler angerufen, der meinte: "Moni, egal, wie lang's dauert . . . mir san safe!" Dann war ich beruhigt.

Sie wollten ja eh pausieren, dann kam der erste Lockdown....
...ja, ich musste meine zwei Monate als "Austauschschüler" in Florenz bereits nach neun Tagen abbrechen, aber das war's. Dafür sind meine Garage, mein Keller, meine Speis und meine Ankleide so ordentlich wie nie. Wenn sich das ganze Chaos noch ein halbes Jahr hinzieht, habe ich große Hoffnung, dass ich mich irgendwann auch ans Büro wage.

Haben Sie mitunter Sorge um ältere Familienmitglieder?
Die älteren Mitglieder in meiner Familie sind genauso entspannt wie ich. Sogar meine fast 90-jährige Nachbarin umarmt mich immer, und wenn ich sie darauf hinweise, dass das vielleicht in ihrem Alter keine so brillante Idee ist, dann meint sie immer ganz unwirsch: "I hob den Hitler überlebt, wos scheiß' I mir wegen dem Corona!"

Gruber: "Händewaschen ist für mich keine sensationelle Neuheit"

Sie sind bekannt für Ihren Humor, aber gab es nicht doch mal Momente, wo Sie dachten, jetzt könnte uns alles um die Ohren fliegen?
Ach, ich glaub, die Flieger steigen schon langsam auf und wenn sie nächstes Jahr in Form von Hunderttausenden von Insolvenzen und Millionen von Arbeitslosen landen werden, dann schauen wir mal, dann seng ma's hoffentlich. Oder vielleicht wart' ma aa no.

Hand auf die Maske: Halten Sie sich immer brav an alle AHA-Regeln und Maximal-Haushalts-Treffen?
Ich sag's, wie's is: Abstand und Händewaschen sind für mich keine sensationelle, modische Neuheit, sondern Usus. An die Maske gewöhnt man sich, wobei ich deren Sinnhaftigkeit im Freien anzweifle. Und Sie glauben gar nicht, wer in meinem Haushalt alles lebt? Das war sogar mir neu!

Die Kulturwelt ist schwer zum Erliegen gekommen - wie schätzen Sie die Einschränkungen ein? Richtig oder falsch?
Österreich hat beispielsweise die kulturellen Veranstaltungen unter strengsten Hygienevorschriften viel länger und in größerem Umfang durchgeführt als wir und es gab keine einzige Cluster-Bildung. Aber jetzt, wo man angeblich weiß, dass die Ansteckungen im privaten Umfeld am wahrscheinlichsten sind, alle Theater, Kinos, Konzertsäle, die investiert und durchdachte Konzepte entwickelt haben, zuzusperren, halte ich für fatal - nicht nur für alle Kulturarbeiter. Und aufgezeigt zu bekommen, wo der eigene Stellenwert in der Gesellschaft offensichtlich liegt, also irgendwo zwischen Physiotherapeut für Koi-Karpfen und Zuhälter, da schluckt man schon. Frau übrigens auch.

Gruber: "Mancher müsste sein Ego mit Mindestabstand hinter sich stellen"

Sie schreiben in Ihrem Buch, die Menschen hätten noch mehr zusammenrücken können/müssen, trotz des Mindestabstands, den sie einnehmen müssen - haben Sie Hoffnung, dass das noch klappen könnte?
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Da müsste dann halt mancher Zeitgenosse sein eigenes Ego auch mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern hinter sich stellen.

Wenn Corona durch einen Impfstoff oder ein Wunder besiegt wäre, was würden Sie als Erstes tun?
Dasselbe wie jetzt: Jetzt wart' i zerschti, dann schaug I moi, dann sieg I's scho ... wos I mach.

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