Sprüche, Freunde und Feinde im Leben von Marcel Reich-Ranicki

Marcel Reich-Ranicki ist am heutigen Mittwoch im Alter von 93 Jahren in Frankfurt gestorben. In Deutschland zählte der gebürtige Pole zu den wohl bedeutendsten und zugleich gefürchtetsten Literaturkritikern.
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Marcel Reich-Ranicki ist am heutigen Mittwoch im Alter von 93 Jahren in Frankfurt gestorben. In Deutschland zählte der gebürtige Pole zu den wohl bedeutendsten und zugleich gefürchtetsten Literaturkritikern. Seine scharfe Zunge entschied darüber mit, welches Buch ein Bestseller wurde und welches zum Ladenhüter.

Der wortgewaltigste Literaturkritiker ist tot. Am 18. September 2013 hat Marcel Reich-Ranicki (93) die Augen für immer geschlossen, Deutschland hat seinen populären Literaturpapst verloren, der im März seine Krebserkrankung bekannt gegeben hatte. Seit über fünf Jahrzehnten hat Reich-Ranicki mitbestimmt, welches Buch ein Erfolg wird - und welches nicht. Das machte ihn zu einer der markantesten Figuren im Kulturbetrieb. Die Nachrichtenagentur spot on news erklärt im Rückblick einen Mann, der unser Leben bereichert hat.

Noch im vergangenen Jahr veröffentlichte der "Literaturpapst" seine Memoiren. Hier geht es zur Autobiografie von Marcel Reich-Ranicki

Seine Familie

Seine Ehefrau Theofila Langnas hatte er 1943 im Ghetto kennengelernt und geheiratet. Ihre dramatischen Erlebnisse hat er in seinem verfilmten Bestseller "Mein Leben" geschildert. Theofila, die große Liebe seines Lebens, starb 2011 im Alter von 91 Jahren in Frankfurt. Der gemeinsame Sohn Andrew Ranicki ist Mathematik-Professor an der Universität Edinburgh.

Seine Werke

Über seine Leidenszeit während des Zweiten Weltkriegs hat er das Buch "Mein Leben" verfasst. Zahlreiche weitere Bücher beschäftigen sich mit der Literatur. Reich-Ranicki ist außerdem Herausgeber des vielbändigen Kanons der deutschen Literatur. 1988-2001 leitete er die ungewöhnlich populäre ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett".

Seine Ehrungen

Reich Ranicki hat fast alle deutschen Preise und Verdienstorden erhalten, u.a. den Goethe-Preis, den Henri-Nannen-Preis und einen Bambi. Den Deutschen Fernsehpreis von 2008 lehnte er in einer fulminanten Rede wegen Niveaulosigkeit ab. Obwohl er nicht studieren konnte, war er Gastprofessor an zahlreichen in- und ausländischen Universitäten. Sieben Mal wurde ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.

Seine Freunde

Mit dem kürzlich verstorbenen Publizisten und Rhetorik-Professor Walter Jens verband ihn eine langjährige Freundschaft, die dann wegen politischer Differenzen in die Brüche ging. Die Versöhnung erfolgte rechtzeitig vor Jens' Demenzerkrankung 2004. Der Schriftsteller Siegfried Lenz war einer engsten Freunde. Lenz vermittelte ihm 1958 Kontakte nach seiner Flucht, Reich-Ranicki hat Lenz-Romane nie beurteilt aus Sorge, seinen Freund zu verletzen. Eine ungewöhnliche Freundschaft verband ihn mit Thomas Gottschalk, dem er bei der Moderation des abgelehnten Deutschen Fernsehpreises vor der Kamera das Du anbot. Reich-Ranicki holte Gottschalk 2012 als Kolumnist zur "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Seine Sprüche

Einige Experten behaupten, dass Marcel Reich-Ranicki mit seinen spontanen Sprüchen, der schärfste, witzigste und geistreichste deutsche TV-Unterhalter gewesen sei. Hier eine kleine Auswahl:

"Man soll die Kritiker nicht für Mörder halten; sie stellen nur den Totenschein aus."

"Sie können nicht mit jeder Frau dieser Welt schlafen. (Pause) Hören Sie zu, ich bin noch nicht fertig: Das ist nämlich noch lange kein Grund, es nicht wenigstens zu versuchen."

"Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn."

"Es gibt Menschen, die auf eine hinreißende Weise Blödes von sich geben."

"Die meisten Schriftsteller verstehen von der Literatur nicht mehr als die Vögel von der Vogelkunde"

"Deutsche Schriftsteller verzeihen ihren Kollegen alles, nur nicht den Erfolg."

"Ich bin ein halber Pole, ein halber Deutscher und ein ganzer Jude."

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