Sonnengruß-Society auf Sinnsuche

Padmasana statt Party. Von Ursula Karven bis Babs Becker – es gibt fast keinen Promi, der noch kein Yoga-Buch geschrieben hat. Was bringt der Trend zum Verrenken?
von  Abendzeitung
Durch nichts aus der Ruhe zu bringen: Ursula Karven macht vor, wie Yoga geht. Nachmachen? Besser nicht.
Durch nichts aus der Ruhe zu bringen: Ursula Karven macht vor, wie Yoga geht. Nachmachen? Besser nicht. © Karstadt

Padmasana statt Party. Von Ursula Karven bis Babs Becker – es gibt fast keinen Promi, der noch kein Yoga-Buch geschrieben hat. Was bringt der Trend zum Verrenken?

Kaum vorstellbar, aber es muss eine Zeit vor Yoga gegeben haben. Als Promis noch Lust hatten, ungesunde, böse Dinge zu tun: Schampus zu schlürfen, Pilze und Knoblauch zu essen, es – um Himmels Willen! – krachen zu lassen.

Doch das ist lange her. Plötzlich müssen alle vom Feiern irre verspannt gewesen sein. Nur so ist es zu erklären, dass es heute kaum einen Promi gibt, der nicht mindestens ein Yoga-Buch geschrieben hat.

Scheidungsstress

Padmasana statt Party. Im Lotussitz fühlt sich die Welt gleich besser an als auf dem Barhocker. Barbara Becker fing an, sich zu verrenken, um sich vom Scheidungsstress mit Boris abzulenken. Aber mit was? Gymnastik: gähn. Yoga: yeah. „Sonnengruß“ klingt spannender als „Liegestütze“. Und was Madonna macht, kann so falsch nicht sein.

Ähnlich muskulös sieht Babs heute aus, ihr „Pilates Training“-Buch hat sich über 250000 Mal verkauft, Teil 2 ist längst auf dem Markt. Es folgten weitere „Pilates + Yoga“-Bücher, DVDs und etliche Nachturner.

Kopfstand-Werke

Von Schauspielerin Ursula Karven gibt es fast mehr Yoga-Bücher als Filme. „Power Yoga“, „Yoga für die Seele“, „Yoga für dich und überall“, „Yoga und die Sinakatze“ heißen ihre Kopfstand-Werke.

Jetzt hat Karven offenbar alles zum Thema Yoga zu Papier gebracht, so dass was Neues her musste. Am Dienstag stellt sie mit Yoga-Freundin Kim Steeb ihre Yoga-Kollektion „joy natural life“ bei Karstadt vor.

Im Mai zieht Mister Sinnsuche Ralf Bauer mit seinem „Yoga & Mehr“-Buch nach und auch Michaela May plant nach ihrem „Mitten im Leben mit Yoga“-Buch eine Fortsetzung.

Aber: Sind die Menschen wirklich so heiß auf die Yoga-Promis?

Ein Hugendubel-Sprecher zur AZ: „Den Wellness-Trend gibt es ja schon länger. Obwohl viele derzeit ihre Yoga-Bücher schreiben und veröffentlichen, ragt keines besonders heraus.“

Wie? Alles ommmmmm-sonst?

Der Münchner Arzt Dr. Hans-Peter Schoppelrey eröffnet in seiner Gemeinschaftspraxis demnächst ein Yoga-Spa, warnt vor blinder Nachturnerei: „Eine 45-Jährige mit Übergewicht sollte Frau Becker nicht einfach nacheifern, das kann gefährlich enden. Trotzdem ist Yoga einer der erfreulichsten Trends.“ Warum der Hype? Der Arzt: „Sport trifft Sinnsuche. Allerdings lässt sich Yoga als Lebenseinstellung nicht direkt übernehmen. Das würde Fleisch und kalte Getränke ausschließen – und das Streben, sich der Karriere-Welt zu unterwerfen.“ Und Bücher verkaufen, das will die Sonnengruß-Society dann doch.

Kimberly Hoppe

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