Sönke Möhring: "Für mich stellt sich die Frage nach der Hollywood"-Karriere nicht

In der neuen Serie der "Heiter bis tödlich"-Reihe im Ersten ermitteln mit "Koslowski & Haferkamp" (ab 20 März, 18.50 Uhr) erstmals Privatdetektive. Für Sönke Möhring ein Wunschprojekt - obwohl der Schauspieler bereits wiederholt in den USA gedreht hat. Im Interview spricht er über Hollywood, den Ruhrpott und das Verhältnis zu seinem Bruder.
Berlin - In "Koslowski & Haferkamp" (ab 20. März, 18.50 Uhr im Ersten) spielt Sönke Möhring (41) an der Seite von Tim Seyfi einen Privatdetektiv im Vorabendprogramm. Und das, obwohl der Schauspieler bereits mit Hollywood-Größen wie Quentin Tarantino und Naomi Watts arbeitete. Warum Möhring lieber im Ruhrpott dreht, als in Hollywood auf Rollenfang zu gehen, hat er der Nachrichtenagentur spot on news im Interview verraten.
In "The Impossible" spielte Sönke Möhring an der Seite von Naomi Watts - hier gibt's die DVD
Was erwartet den Zuschauer bei "Koslowski & Haferkamp"?
Sönke Möhring: Den Zuschauer erwartet eine Geschichte, die in erster Linie auf der Freundschaft der beiden Hauptfiguren beruht. Die beiden haben einen bewundernswerten Enthusiasmus, und lassen sich nicht von Pech und widrigen Umständen aufhalten. Sie stellen sich allerdings nicht immer so geschickt an, sie sind sehr improvisiert in den Dingen, die sie tun, da ist natürlich auch eine gewisse Komik drin. Ich glaube, der Begriff Schmunzel-Krimi trifft das ganz gut.
Die Freundschaft der Hauptfiguren ist quasi das Herzstück der Serie. Kannten Sie Ihren Kollegen Tim Seyfi denn bereits?
Möhring: Ich hatte mit Tim in der zweiten Casting-Runde zusammen gespielt. Danach haben wir uns angeguckt und festgestellt: "Hey, wir haben aber einen guten Draht!" Wir waren uns von Anfang an sympathisch, was ein Faustpfand für unsere Freundschaftsgeschichte ist. Man kann sowas zwar auch durch Spielen herstellen, aber es ist tatsächlich so, dass wir uns gut leiden können.
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Können Sie da auch aus dem echten Leben schöpfen? Gibt es eine Beziehung, die mit der in der Serie vergleichbar ist?
Möhring: Es gibt in meinem Leben tatsächlich eine solche Freundschaft. Das ist jemand, auf den ich mich hundertprozentig verlassen kann, bis zum Grab sozusagen, bedingungslos. Sowas hat man natürlich nicht mit vielen, dass man wirklich tief verbunden und voller Verständnis ist, und dass man auch wirklich nonverbal kommunizieren kann. Das ist ja nichts Beliebiges und Austauschbares.
Es gibt ja einige Serien in der Reihe "Heiter bis tödlich". Haben sie sich von den anderen Ermittlern etwas abgeguckt?
Möhring: Überhaupt nicht. Was uns ja einzigartig macht: Wir sind keine Ermittler mit Dienstmarke und Uniform, sondern Privatdetektive. Wir spielen zwei Sicherheitsdienstmitarbeiter, die ausgeraubt werden und den Fall selbst aufklären, was dann der Startschuss für die Detektivkarriere ist. Weil wir so ein bisschen unbedarft sind und fast schon autistisch an die Sache herangehen, sind natürlich die Wege zur Lösung nicht immer klassisch oder strukturiert, aber sie führen zur Lösung. Dadurch, dass wir Detektive sind, haben wir mehr Freiheiten, was die Herangehensweise betrifft. Wir können uns in bestimmten Fällen verkleiden, man klebt sich einen Bart an, einer schlüpft mal eben in die Rolle eines Rockers, um im Milieu zu ermitteln. Ein Polizist holt sich erst einen Durchsuchungsbefehl, wir steigen lieber durchs Fenster und gucken mal eben nach.
Was hat Sie an der Rolle gereizt?
Möhring: Ich bin ja Ruhrgebietsjunge, auch wenn ich jetzt seit über 20 Jahren in Berlin lebe. Ich fand es einfach schön, dass endlich mal was im Ruhrgebiet stattfindet, noch dazu in Bochum; ich komme aus Herne, also ist das quasi meine Heimatstadt. Die Figur hat mich natürlich auch gereizt. Die ist zwar nicht tiefgehend gebrochen, aber seine Frau verlässt ihn, der Job ist weg, nichts gelingt ihm. Trotzdem kämpft er sich durch und zeigt Charakter, das fand ich reizvoll. Und es ist auch schön, wenn man einer neuen Serie sein Gesicht geben kann, anstatt in einer bestehenden Serie als der zwölfte Ermittler einzusteigen.
Sie haben ja auch schon Hollywood-Filme gemacht. Warum haben Sie das nicht weiterverfolgt und stattdessen eine deutsche Fernsehserie gedreht?
Möhring: Ich werde öfter nach der Hollywood-Karriere gefragt. Abgesehen davon, dass ich gar nicht weiß, was das sein soll und wie das geht, stellt sich mir die Frage auch gar nicht. Man muss das ein bisschen realistisch sehen. Dinge wie "Inglourious Basterds" oder "The Impossible" sind für mich wie Filets. Ich würde sowas natürlich gerne öfter machen, aber ich glaube, je verkrampfter man an diese Sachen rangeht, desto weniger finden sie statt. Insofern bin ich ganz gut damit bedient, diese Serie in Deutschland machen zu können. Da bricht mit weder ein Zacken aus der Krone, noch geht das gegen mein Konzept, weil ich schlichtweg keines habe. Vielleicht ist das mein großer Trick: Ich nehme mir nie etwas vor. Ich habe keinen Masterplan in der Art, dass ich in zwei Jahren irgendwas Goldenes in der Vitrine stehen haben muss. Ich weiss nicht ob sich dieser Weg fortsetzt und ich brauche das auch nicht zwanghaft. Vielleicht fahre ich im Sommer mal übern Teich und dann schauen wir mal.
Ist es insofern beruhigend, in der Heimat einen festen Arbeitsplatz zu haben, statt in Hollywood auf Rollensuche zu gehen?
Möhring: Ja, absolut. Ich glaube, beruhigend trifft das ganz gut. Wenn man sagen kann, man hat als Schauspieler ein halbes Jahr jeden Tag Arbeit, kann man sich in diesen schlechten Zeiten schon glücklich schätzen. Daher bin ich selig und zufrieden. Ich vermisse natürlich Frau und Kind in Berlin, aber das ist dann eben der Preis, den man zu zahlen hat. Ich glaube einfach an dieses Projekt, und ich bin froh, dass ich ein Teil davon sein kann.
Ihr großer Bruder Wotan Wilke Möhring ist auch Fernseh-Ermittler. Eifern Sie ihm ein bisschen nach?
Möhring: Um Gottes willen, nein! Ich kann doch nichts dafür, dass in Deutschland im Fernsehen nur ermittelt wird. Ich hätte auch eine Bauarbeiterserie gemacht. Nein, ich eifere ihm bestimmt nicht nach. Da wäre ich auch schlecht bedient. Wir haben ja eine sehr gute Verbindung miteinander, mein Bruder und ich. Ich gönne ihm alles, was er hat und machen kann. Man muss das auch ein bisschen relativieren, denn "Tatort" ist nochmal etwas anderes als eine Vorabendserie. Ermitteln tun wir beide, aber auf eine andere Art. Ich fände es natürlich schön, wenn wir einmal gemeinsam ermitteln würden, aber das steht wieder auf einem anderen Blatt.
Wäre also ein Gastspiel bei Ihrem Bruder ein Ziel für Sie?
Möhring: Klar, gerne. Aber Ziel ist so ein bedeutungsschweres Wort. Ziel für mich ist, ein glückliches Leben zu führen, dass meine Frau und mein Sohn gesund und munter bleiben, dass ich die alltäglichen Dinge gut hinkriege. Das sind eher Ziele für mich. Beruflich plane ich nicht so gern. Ich würde mich Freude, wenn's passiert, wenn nicht, fällt der Dom aber auch nicht um.
Also haben Sie auch noch keine Pläne für die Zeit nach den Dreharbeiten für "Koslowski & Haferkamp"?
Möhring: Es ist noch nichts spruchreif. Aber nach einem halben Jahr ununterbrochener Arbeit kann ich mir auch vorstellen, mir zwei oder drei Wochen Urlaub zu gönnen, und ein bisschen Zeit für die Familie zu haben. Mein Sohn ist jetzt 20 Monate alt. Er und meine Frau besuchen mich zwar mal beim Dreh, aber da habe ich dann auch kaum Zeit.
Wenn Sie Zuhause sind, geben Sie dann auch den Hausmann?
Möhring: Ja, ich mache alles. Von Einkaufen über Putzen bis Windelnwechseln, ganz normal. Ich hab auch manchmal ein latent schlechtes Gewissen, dass das alles an meiner Frau hängen bleibt. Deswegen bin ich in den Momenten, in denen ich in Berlin bin, fleißig und hole das ein bisschen nach.