So war mein Papa Tony Curtis

„Ein Vater-Junkie“: Allegra Curtis hat eine schonungslose Familienbeichte geschrieben. Der AZ sagt sie, wie sie unter der Trennung ihrer Eltern gelitten und wie sie den Tod des Vaters geahnt hat.
Kimberly Hoppe |
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Tony Curtis und Christine Kaufmann. Er war zwanzig Jahre älter, verließ für sie seine Frau Janet Leigh. 1967 kam die Scheidung.
dpa Tony Curtis und Christine Kaufmann. Er war zwanzig Jahre älter, verließ für sie seine Frau Janet Leigh. 1967 kam die Scheidung.

 

 

„Ein Vater-Junkie“: Allegra Curtis hat eine schonungslose Familienbeichte geschrieben. Der AZ sagt sie, wie sie unter der Trennung ihrer Eltern gelitten und wie sie den Tod des Vaters geahnt hat

 

München - "Manchmal stelle ich mir vor, wie wir alle in unserem Haus am Carolwood Drive zusammenlebten. Im Vordergrund sehe ich meinen Vater, meine Mutter und meine auch noch kleine Schwester Alexandra. Wir stehen vor dem großen Haus, und alle lächeln in die Kamera. Es ist alles nur noch Schein, die Fassade der ,königlichen Familie’ hat schon längst Risse.“

Das schreibt Allegra Curtis (44) in ihrem Buch „Ich und mein Vater“ (Langenmüller) über ihre berühmten Eltern, Hollywood-Star Tony Curtis (†2010, „Manche mögen’s heiß“) und die Münchner Schauspielerin Christine Kaufmann (66, „Rosen-Resli“).

Noch vor dem Tod des Vaters arbeitete Allegra bereits an der schonungslosen Familienbeichte, die sie selbst als „äußerst qualvoll“ beschreibt. Auf 254 Seiten ist nachzulesen, wie sehr sie unter der Trennung ihrer Eltern 1967 gelitten hat. Von 1974 bis 1984 lebte Allegra bei ihrem Vater und dessen neuer Frau in Kalifornien.

Sie vermisste ihre Mutter, die „einfach gegangen ist und nur ab und zu mal vorbeischaute, weil ihr die eigene Theaterkarriere wichtiger war“. Allegra zur AZ: „Sie war die ganze Zeit nicht da, dann kam sie kurz zu uns, zeigte mir viel Liebe und verschwand wieder. Jeder Abschied von ihr war wie ein kleiner Tod.“

Häufiger kam dafür beispielsweise Larry „J.R.“ Hagman zum Kiffen im Whirlpool vorbei – und das war für Allegra „völlig normal“. Schließlich war sie ein „Daddy’s Girl“. Oder wie es die Curtis-Tochter beschreibt: „Alle aus meiner Familie schlugen sich mit irgendwelchen Süchten und Abhängigkeiten herum, ich war ein Vater-Junkie.“

Der Papa liebte aber nicht nur seine Tochter, sondern auch den Rauschzustand. Nach der Marihuana-Phase stieg er Anfang der 80er auf Kokain um. Allegra: „Mein Daddy hat viel Schlimmes erlebt. Er wurde als Junge wegen seines jüdischen Glaubens in der Bronx gehänselt und verprügelt. Später kam der Ruhm, die erste Scheidung – und seine neue Frau war schwere Alkoholikerin. Daddy wusste nicht, wie gefährlich Koks war – es haben ja alle genommen.“

Als Tony Curtis den Entzug macht, kommt Allegra nach Deutschland zur Mutter: „Sie sagte mir immer, wie ähnlich ich Daddy bin. Ich habe das stets als bösen Vorwurf verstanden, heute nehme ich es als Kompliment.“ Denn: „Daddy war nicht nur kompliziert, er war ein liebevoller, lebensfroher, ehrlicher und großartiger Mensch.“

Kompliziert waren die familiären Verhältnisse schon vor Allegras Geburt. Ihre Mama verliebte sich hochschwanger in einen Produzenten-Freund von Curtis. In dem Buch heißt es: „All diese Umstände erklären, in was für eine Situation ich bereits hineingeboren wurde: Meine Mutter hatte einen Ehemann, den sie nicht mehr respektierte, weil er sich infantil verhielt, die neue Liebe musste noch warten.“

Nach der Trennung der Eltern begann für Allegra die jahrelange Zeit des „Loslassens“. Ihre Dämonen, wie sie sie nennt, wurde sie erst mit der Geburt ihres Sohnes Raphael los. Bis zu Curtis’ Tod hatte sie ein enges Verhältnis zum Vater: „Es war keine Hassliebe. Es war nur Liebe. Ich vermisse Daddy unendlich. Er hat ein riesiges Loch hinterlassen. Die Trauer wird nie vergehen.“

Zuletzt hat sie ihn am 11. Juli 2010 getroffen. „Wir waren in Las Vegas und sprachen uns aus. Es war wie ein Abschied. Ich sagte ihm, dass die Fehler, die er als Vater geglaubt gemacht zu haben, nicht schlimm gewesen sind. Er war Filmstar und Vater – das zu vereinen, ist eben schwer. Er sah mich glücklich an und sagte, wie sehr er mich lieben würde und dass jetzt alles zwischen uns gut sei.“

Am Tag vor Curtis’ Tod am 29. September hatte Allegra eine Vorahnung. Es ging ihr plötzlich furchtbar schlecht. Sie fühlte sich tieftraurig, musste sich ständig übergeben und schreibt darüber: „Der Schmerz meines Vaters, sein Leid, war durch mich hindurchgegangen. So hatte er Abschied von mir genommen.“

Nach Curtis’ Tod telefonierte sie mit ihrer Halbschwester, Hollywood-Star Jamie Lee Curtis, die sehr direkt meinte: „Ach, das ist doch egal. Er war ein Scheiß-Vater.“ Allegra sieht das anders: „Ich akzeptiere ihre harte Meinung, würde so etwas aber nie sagen. Ich habe bei ihm gelebt, ich kannte ihn. Er hatte viele Probleme, sein Körper hat am Schluss nicht mehr mitgemacht. Jeden Abend, bevor ich nun ins Bett gehe, frage ich Daddy, ob er in meinen Träumen zu mir kommen will. Bis jetzt ist er noch nicht da gewesen.“

 

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