So geistreich und so gutgläubig: Ottfried Fischer und die Frauen

Ottfried Fischer: Die zwei Gesichter eines beliebten Fernsehstars, der nie Nein sagen konnte.
von  Abendzeitung
Ottfried Fischer und seine Freundin Simone im März 2010 bei einer Veranstaltung in München
Ottfried Fischer und seine Freundin Simone im März 2010 bei einer Veranstaltung in München © dpa

MÜNCHEN - Ottfried Fischer: Die zwei Gesichter eines beliebten Fernsehstars, der nie Nein sagen konnte.

"So war es mit den Prostituierte“ – „Otti und die Liebesmädchen“ – so und ähnlich lauten die Schlagzeilen, die Ottfried Fischer über sich lesen muss. Alle schauen nun hin, wie wohl die Prostituierte aussieht, die Fischer mit in seine Privatwohnung genommen hat und in den Kantinen wird über das Sexleben des Dicken und seinen Hang zu Rotlicht-Mädchen gesprochen. Kaum einer redet da noch über den Kabarettisten Fischer, der gerade auf den Bühnen steht: intellektuell, analytisch und scharfzüngig.

Das Erscheinen in diesem Prozess ist ein öffentlicher Auftritt, der Fischer sicher nicht leicht gefallen ist. Das Geld, um das Fischer mutmaßlich geprellt wurde, wäre für ihn kein Beinbruch – Quotenkönig Fischer gehörte jahrelang zu den Bestbezahlten des Privatfernsehens. Trotzdem hat er sich zur Anzeige entschieden. Es ist ein Befreiungsschlag, den er da versucht.

Jahrelang war Fischer der beliebte Otti, der bullenschwere Großverdiener und der Mann, der seine Frau Renate und die beiden Kinder oft und ausführlich hergezeigt hat und gerne den Spruch machte: „Ich habe spät, aber gut geheiratet“.

Renate war damals seine Managerin. Fischer genießt es, berühmt zu sein, gemocht zu werden. Er dreht einen Film nach dem anderen, wird zum Hansdampf in allen Gassen. Nein sagen kann er nicht, er will ja die, die ihm einst Rollen gegeben haben, nicht enttäuschen. Dass er ein Star ist, der Begehrlichkeiten weckt, den längst nicht alle mögen, auf den viele neidisch sind und in dessen Glanz sich andere sonnen wollen, davon will Fischer nichts hören. Der Geistreiche ist gleichzeitig so gutgläubig.

Im Jahr 2006 dann der Skandal: Die „Bild“-Zeitung, jetzt wegen der Huren-Geschichte in der Kritik, veröffentlicht ein Foto von Otti mit einer blonden Geliebten. In Wien hatte er Michaela kennen gelernt, im Dunstkreis der Filmszene rund um den Produzenten Karl Spiehs, auf dessen Partys Fischer seit Jahrzehnten ein- und ausgeht. Er sei verliebt, sagte Otti damals und wolle sich von seiner Frau trennen. Erst dann kommt heraus, dass Michaela früher als Prostituierte gearbeitet hat. Fischer sagt, davon habe er nichts gewusst. Er bereut, er trennt sich, erholt hat sich seine Ehe davon nie.

Anfang 2008 macht Fischer seine Parkinson-Krankheit öffentlich: Auch so ein Befreiungsschlag, denn schon lange hatte es Gerüchte gegeben. Jetzt sagt er Nein, dreht nicht mehr jede Knalltüten-Komödie, sondern findet zurück zum Kabarett.

Privat tut sich Fischer schwer, Die Ehe ist ruiniert, von seiner neuen Freundin Simone wird er verlassen. Das ist die Zeit, in der er Kontakt zu mehreren Prostituierte hat – bezahlt, so sagt Fischer, habe er nie. Er hält sie offenbar für Frauen, die ihn mögen. „In einer schweren Zeit lernst du eine kennen, die dich öfter daheim besucht, weil sie dich so nett findet...sie erzählt dem geschundenen, verlassenen Mann, dass sie nur zu ihm kommt, weil er so ein toller Hecht ist“, sagt er in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung. Dieses Interview, so behauptet Fischer jetzt, habe er nur aufgrund einer Erpressung gegeben. Denn diese Frau war es, die zusammen mit einer anderen Prostituierte das Sex-Video drehte, das der Angeklagte Mike P. laut an die „Bild“-Zeitung gab. Bei manchen ist die Schadenfreude nun groß, dass der Star Fischer sich wie ein naiver Bub übers Ohr hauen lassen hat.

Heute ist Ottfried Fischer fest mit Simone liiert. Dem Menschen und dem Künstler Fischer wäre es zu wünschen, dass sich der Befreiungsschlag gelohnt hat und er künftig wieder auf anderer Bühne Furore macht.

Tina Angerer

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