So feiert Barbara Rütting ihren 90. Geburtstag

Schauspielerin, Politikerin, Autorin, Tierschützerin: Barbara Rütting ist ein Multitalent. Heute wird sie 90 und ist in der schönsten Phase ihres Lebens. Warum? Das sagt sie im großen AZ-Gespräch  
von  Kimberly Hoppe
In der geliebten Natur – bei sich daheim in Würzburg: Barbara Rütting pflückt im Wald Farn. Diesen kocht sie gerne auf und gibt den Sud ins Badewasser. Das soll bei Rheuma, Verkrampfungen und Entzündungen helfen.
In der geliebten Natur – bei sich daheim in Würzburg: Barbara Rütting pflückt im Wald Farn. Diesen kocht sie gerne auf und gibt den Sud ins Badewasser. Das soll bei Rheuma, Verkrampfungen und Entzündungen helfen. © SchneiderPress

Schauspielerin, Politikerin, Autorin, Tierschützerin: Barbara Rütting ist ein Multitalent. Heute wird sie 90 und ist in der schönsten Phase ihres Lebens. Warum? Das sagt sie im großen AZ-Gespräch.

Sie hat mehr Leben als ihre geliebten Vierbeiner: Barbara Rütting war erst Filmstar ("Geierwally"), dann Vorkämpferin für Tierschutz und Ernährung, Politikerin und vielfache Buchautorin ("Durchs Leben getobt"). Heute engagiert sich die quirlige Strahle-Frau auch noch stark für Kinder und Alte – und wird selbst 90.

AZ: Liebe Frau Rütting, gibt’s zum 90. Geburtstag eine vegane Torte für Sie?
BARBARA RÜTTING: Wer soll die denn backen? Ich hatte dafür keine Zeit. Mein Kühlschrank ist komplett leer.

Was gönnen Sie sich dann zum Jubeltag?
Ruhe. Ich werde ganz viel schlafen und dann mit meinem Hund spazieren gehen.

Was sagt Ihnen die 90?
Wenig. Sie ist genauso abstrakt wie die 30. Frühr dachte man, für eine Frau sei der 30. Geburtstag ein Wendepunkt. Von wegen.

Sie beweisen eindrucksvoll, wie fit man mit 90 sein kann.
Ich habe wirklich viel um die Ohren – und das ist toll. Ich bin gerne in Bewegung.

Haben Sie keine Wehwehchen?
Doch, immer und ständig. Ich habe stets gelitten, mit der Welt gehadert. Eigentlich bin ich ein zartes Pflänzchen, das auch mal einen Ohnmachtsanfall im Zug hat. Als mir meine Mutter als Kind von der Kreuzigung erzählte, bekam ich einen Nervenzusammenbruch.

So empfindlich wirken Sie aber gar nicht.
Ich habe meinen Platz gefunden. Ich bin mit der Welt nicht zufrieden, hinterfrage viel und versuche, die Welt ein bisschen besser zu machen. Nur zu jammern und untätig zuzuschauen, das finde ich blöd.

Sie sind heute mit sich im Einklang, oder?
Ja, ich habe das Gefühl, auf einer Glückswelle zu schwimmen, es kommt so viel zurück. Gerade erlebe ich die schönste Phase meines Lebens. Das klingt fantastisch. Und wie. Die Kinder, die Tiere und die Alten sind mein Anliegen. Dafür kämpfe ich. Wir haben die ausgerissene Waldkuh Elli vor der Schlachtung retten können, sie erwartet ein Kälbchen. Außerdem habe ich das "Koch- und Spielebuch für Kinder – vegetarisch, vegan, vollwertig" herausgebracht.

Bereuen Sie es, dass Sie selbst keine Kinder haben?
Jetzt nicht mehr. Ich habe mir lange welche gewünscht. Das Leben hat keine für mich vorgesehen. Dafür habe ich genug liebe Menschen um mich herum, auch viele junge. Meine beste Freundin ist 38.

Gibt es männliche Verehrer?
Ja, aber das ist nun anders. In meinem Alter ist das mit den Männern entspannter. Früher war ich immer extrem eifersüchtig – und selbst nicht treu. Eine unpraktische Kombination.

Vermissen Sie die Glamour-Welt?
Um Himmels Willen! Nein! Ich hatte die Oberflächlichkeit satt und habe mich freiwillig verabschiedet. Ich habe meine Haare abgeschnitten und die Karriere beendet.

In Zeiten von #meetoo – wurden Sie früher in der Filmwelt auch mal belästigt?
Nein, ich bin schon fast beleidigt, dass mich nie jemand begrapscht hat. Ich habe es aber auch nie herausgefordert, war nie in einen Produzenten verliebt.

Wann haben Sie das letzte Mal ein Stück Fleisch gegessen?
Vor 70 Jahren.

Ihr Leibgericht?
Pellkartoffeln. Für mich als Veganerin nicht mit Quark, sondern mit Leinöl.

Sie engagieren sich für die V-Partei3, die unter anderem die vegane Lebensweise propagiert. Was sagen Sie zur aktuellen politischen Situation?
Ich habe mir schon gedacht, dass es mit den Grünen nicht zusammengeht. Wenn es Neuwahlen gibt, kriegen wir als kleine Partei mehr Zeit und das ist gut. Allerdings geht dann der ganze Wahlkampf-Kram von vorne los.

Ihr Wunsch zum 90.?
Ein Gesetz für Sterbefasten. Das heißt, freiwillig auf Nahrung und Flüssigkeit zu verzichten, um den eigenen Tod herbeizuführen – eine Art der Sterbehilfe, die noch immer eine Grauzone ist.

Und Ihr ganz persönlicher Wunsch?
Nichts. Ich bin wunschlos glücklich.

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