Sissi Perlinger: Mein Weg ins Glück

Im AZ-Interview erklärt die Künstlerin, wie sie nach dem Liebes-Aus und Tinnitus aus der Krise gekommen ist – und was sie von Marihuana, Psycho-Therapie und TV-Karriere hält.
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Kabarettistin, Sängerin und Tänzerin: Sissi Perlinger braucht eine Auszeit und eine Applauszeit.
dpa Kabarettistin, Sängerin und Tänzerin: Sissi Perlinger braucht eine Auszeit und eine Applauszeit.

Im AZ-Interview erklärt die Künstlerin, wie sie nach dem Liebes-Aus und Tinnitus aus der Krise gekommen ist – und was sie von Marihuana, Psycho-Therapie und TV-Karriere hält.

In ihrem Buch „Auszeit – Der Perlinger-Weg ins Glück“, das heute erscheint, beschreibt die Entertainerin Sissi Perlinger ihre schlimmste Lebenskrise: Vor zwölf Jahren bekam sie einen Tinnitus auf beiden Ohren, gleichzeitig wurde sie von ihrem Partner verlassen. Es folgte ein langsamer Weg aus dem tiefen Loch. Das Buch, das auch Ratgeber sein will, ist eine selbstironische Aufarbeitung dieser Zeit, mal lustig, mal hintergründig, mal philosophisch. Im Oktober folgt dann die neue Bühnenshow „Gönn dir ne Auszeit“.

AZ: Frau Perlinger, kann wirklich jeder lernen, glücklich zu sein?

SISSI PERLINGER: Auf alle Fälle. Manche Leute gehen halt in Kneipen und sagen: „Scheiß auf den ganzen esoterischen Schmarrn“ und manche gehen los und suchen, bis sie einen Weg finden, wie sie mit ihrem persönlichen Drama zu Rande kommen.

Sie schreiben, dass sie am Höhepunkt ihrer Karriere so krank und unglücklich waren wie nie zuvor. Haben sie keine Warnsignale des Körper bemerkt?

Ich wollte sie nicht hören. Wenn der Tinnitus dann plötzlich da ist, hast du ein großes Problem. Ich habe erstmal versucht, weiter zu funktionieren. Ich habe ein Jahr lang nicht geschlafen und trotzdem durchgearbeitet. Ich war völlig neben mir, ich kann mich an diese Zeit auch nicht sehr gut erinnern. Es war wie ein düsterer Tunnel.

Hatten Sie Angst vor einer Therapie?

Ja, das haben glaube ich die meisten. Anfangs habe ich meine Therapeutin angefahren: Niieeemals! Meine Kindheit war ganz toll!! Aber Glück von Dauer führt immer zuerst zurück zur Trauer. Meine drei Jahre Therapie waren das Spannendste, das Interessanteste und für mich Lehrreichste, das ich je gemacht habe.

Was haben Sie dort erfahren?

Meine Eltern haben sich getrennt, da war ich drei. Für mich hieß das: Mein Vater hat mich verlassen. Das ist für ein kleines Mädchen ein großer Schmerz. Das erklärt vieles in meinem späteren Verhalten: Ich bin nicht gut genug, dass mein Papa bei mir bleibt und deswegen muss ich das kompensieren durch ganz viel Arbeit und Erfolg. Mir wurde das erst durch die Therapie bewusst und dadurch habe ich gelernt, nein zu sagen. Ich weiß heute, dass meine Prioritäten nicht darin liegen, möglichst oft im Fernsehen zu sein. Ich habe keine Depressionen mehr, keine trüben Tage und ich bin durch autogenes Training den Tinnitus losgeworden.

In Ihrem Buch plädieren Sie auch für homöopathische Dosen von Drogen.

Ich sage nur: Wenn schon, dann in geringen Dosen. Ich konsumiere keine Drogen, aber Marihuana ist eine uralte Heilpflanze und ich habe in Indien Menschen kennengelernt, die das ab einem gewissen Alter einsetzen, gegen Schmerzen oder um den Appetit anzuregen. Ich finde, man sollte das differenziert sehen. Aber ich sage nicht: „Legalize it und kifft euch die Birne weg.“ Ich habe viele Freunde durch Drogen verloren. Meine erste große Liebe ist vom Haschisch depressiv geworden und hat sich später umgebracht. Ich war als Jugendliche in einer Kifferclique. Irgendwann habe ich sie auf einen Schlag alle aus meiner Küche und meinem Leben geworfen, weil ich keine Lust mehr hatte auf das pessimistische Gejammere. Danach war ich sehr lang sehr einsam, aber es war richtig. Die Kiffer von damals schauen immer noch so aus wie damals, nur älter, und sie reden auch denselben Scheiß wie damals.

Wie viel arbeiten sie heute?

Ich bin im Winter in Indien und im Sommer auf Ibiza, im Frühling und Herbst bin ich auf Tournee. Mein Freund ist immer dabei und unterstützt mich. Ich brauche eine Auszeit und eine Applauszeit. Auszeit ist nicht Urlaub, sondern die Zeit, in der die Künstlerin in mir sich weiterentwickeln kann. Und in der Applauszeit gebe ich alles, was ich gelernt und geübt und geschrieben habe, weiter an mein Publikum. So habe ich jetzt auch bald Premiere mit meinem neuen Programm und ich freu mich richtig drauf. Wir leben sehr einfach und für dieses Leben verdiene ich genug.

Sie empfehlen, jeden Abend etwas Positives aufzuschreiben. Über was haben Sie sich heute schon Freude?

Vor dem Fenster von unserem kleinen Häuschen auf Ibiza blüht ein Eukalyptusbaum, der ist übersät von Bienen. Der ganze Baum singt. Das habe ich mir heute schon ganz lange angeschaut und mit unglaublich Freude. Interview: Tina Angerer

„Auszeit! Der Perlinger-Weg ins Glück“ (Südwest, 14,95 Euro), Premiere von „Gönn' dir ne Auszeit“ am 9.10. im Circus Krone

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