Simone Rethel: Mein Leben ohne Jopie
Düsseldorf/Hamburg - Von wegen besinnliche Weihnachtszeit. Schauspielerin Simone Rethel (67) hat in den Adventswochen volles Programm. Sie steht fast täglich im "Theater an der Kö" in Düsseldorf auf der Bühne; noch bis zum 15. Januar ist sie in dem Stück "Wir sind die Neuen" zu sehen.
An Weihnachten aber hat sie spielfrei – ein besonderer Tag für sie. Denn an Heiligabend jährt sich der Tod ihres Mannes, Show-Legende Johannes Heesters († 108), zum fünften Mal. Die AZ sprach mit Jopies Witwe über ihr Leben nach dem Tod ihrer großen Liebe.
AZ: Frau Rethel, wie verbringen Sie Weihnachten?
SIMONE RETHEL: Ich feiere Weihnachten wie immer mit der Familie. Es sind auch wieder viele Kinder dabei und das ist sehr schön. So macht Weihnachten Spaß.
Sie feiern mit der Familie Ihres verstorbenen Mannes?
Ja.
Haben Sie nach wie vor einen engen Kontakt?
Wir haben sogar einen sehr engen Kontakt. Die letzten Jahre haben wir Weihnachten auch immer zusammen gefeiert. Wir führen diese Tradition auch in diesem Jahr weiter. Wir feiern mit den Töchtern von Jopie, den Enkeln und auch den fünf Urenkeln.
Welche Traditionen gibt es an Weihnachten bei Ihnen?
Es kommt auf jeden Fall der Weihnachtsmann. Und: Wir nehmen es uns zwar immer vor, uns gegenseitig nichts zu schenken, aber dann werden es doch immer wieder Unmengen an Geschenken. Es wird aber auch jedes noch so kleine Geschenk eingepackt (lacht). Wir singen auch alle gemeinsam. Wir feiern ganz traditionell, mit einem schönen Essen an einer langen Tafel. Die Familie kommt von überall angereist: ich dieses Mal aus Düsseldorf, die Tochter meines Mannes aus Wien, andere aus Berlin und selbst aus Ibiza. Wir feiern alle zusammen in Hamburg.
An Heiligabend jährt sich Jopies Tod. Ist es insofern auch ein trauriger Tag für Sie?
Es ist nicht so, dass ich dies an einem einzigen Tag festmache. Und ich denke auch nicht nur gerade an Heiligabend ganz besonders an ihn, sondern er fehlt mir immer. Es hat nichts mit diesem speziellen Tag, mit Heiligabend, zu tun. Jopie wurde am Nikolaustag geboren und das ist in Holland ein sehr wichtiger Tag, noch wichtiger als Weihnachten, und er ist an Heiligabend gestorben. Ich finde, es ist etwas Besonderes, dass er sich so besondere Tage dafür ausgesucht hat. Ich gehe auch nicht an diesem speziellen Tag zu seinem Grab (auf dem Nordfriedhof, Anm. d. Red.). Jetzt an Heiligabend könnte ich es ohnehin nicht, da ich nicht da bin.
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Wann besuchen Sie sein Grab?
An seinem Geburtstag bringe ich meistens ein Herz auf sein Grab, aber ansonsten gehe ich dann dorthin, wenn ich es als passend empfinde und mir danach ist. Und nicht, weil Weihnachten oder Allerheiligen ist. Es ist auch nicht so, dass mich ausgerechnet an Heiligabend eine Traurigkeit überkommt. Dass Jopie nicht mehr da ist, das ist für mich ein ständiger Verlust. Es ist erstaunlich, wie lange sein Tod schon wieder zurückliegt und wie schnell die Zeit vergeht. Das ist fast erschreckend.
Wird der Schmerz weniger mit der Zeit?
Dieser Satz "Die Zeit heilt alle Wunden", der trifft durchaus zu. Das Leben geht weiter und man muss weiterleben. Es gibt Dinge, die man zu bewältigen hat. Und ich habe das große Glück, dass ich wieder in den Schauspieler-Beruf hineingefunden habe. Das ist etwas Schönes und Außergewöhnliches. Ich habe nie ganz pausiert, ich war mit meinem Mann immer nah dabei. Aber es ist schön, dass es mir gelungen ist, unabhängig und alleine zu schauspielern.
Könnten Sie sich vorstellen, sich neu zu verlieben?
Diese Frage kann ich so nicht beantworten. Da müsste schon jemand kommen wie Jopie – und das gibt es nun einmal nicht.
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