Silvia Seidel: Tragischer Tod eines Teenie-Stars

München - Ihre langen blonden Haare, ihr keckes Lächeln, ihre grazilen Bewegungen: Wie keine andere hat Schauspielerin Silvia Seidel Ende der achtziger Jahre den Traum heranwachsender Mädchen verkörpert – und in der berühmten ZDF-Serie „Anna“ ein Happy End erlebt. Im echten Leben blieb es ihr verwehrt. Mit nur 42 Jahren starb die Münchnerin vergangene Woche.
Staatsanwalt Peter Preuß bestätigte den Tod der Schauspielerin. Es gibt kein Hinweis auf ein Fremdverschulden“, sagte er der AZ. Mit Rücksicht auf die Familie wollte er keine Details nennen. Nach AZ-Informationen hat sie Selbstmord begangen.
Demnach war die Münchnerin bereits am vergangenen Samstag in ihrer Wohnung im Gärtnerplatzviertel aufgefunden worden. Freunde und Bekannte hatten zuvor tagelang nichts von ihr gehört. Sie alarmierten die Polizei, welche die Wohnung öffnete – und die Leiche fand. Auch ein Abschiedsbrief wurde gefunden. Das tragische Ende eines einstigen Teenie-Stars.
Gerade mal 18 war sie, als sie sich an Weihnachten 1987 in die Herzen eines Millionenpublikums getanzt hat. Den Mehrteiler, der von 25. bis 30. Dezember 1987 lief, schlteten jedes Mal 13 Millionen Zuschauer ein – ein Mega-Erfolg Ende der Achtziger.
Tragischer Tod So war Silvia Seidel als "Anna"
Ihr Durchbruch war reiner Zufall gewesen: Ein Casting-Team hatte die 17-Jährige beim Tanzen in einer Ballettgruppe entdeckt. Später erzählte sie, dass sie es im klassischen Ballett wohl nicht weit gebracht hätte. Fürs Fernsehen und ihre Fans passte Seidels Tanzstil allemal.
hre Mutter hatte sich 1992 das Leben genommen
Sie selbst, so erzählte sie später in Interviews, habe stets Selbstzweifel gehabt. Trotzdem macht sie weiter, tanzte auch für „Anna – der Film“, der 1988 in die Kinos kam. Darin spielt sie, an der Seite von Kinder- und Tennie-Star Patrick Bach, die junge Anna, welche die große Chance erhält, in New York Karriere zu machen. Ausgezeichnet wurde Seidel unter anderem mit der Goldenen Kamera und einem Bambi.
Als junge Frau hätte Silvia Seidel es sich wohl nie träumen lassen, wie schwer es werden würde, das Bild der süßen Ballerina loszuwerden. Der Kinder- und Teenie-Star blieb mit dem Tutu verhaftet – und die Karriere auf der Strecke.
Wie sehr sie darunter gelitten hat, schildert sie in einem Interview mit der Zeitschrift „Das Neue“ 2007: „Zu Zeiten von ,Anna’ grenzte das Interesse an mir beinahe an Hysterie. Ich selbst konnte mich nicht ausstehen, nicht mal Komplimente ertragen.“
Sie brauchte lange, um darüber hinwegzukommen. „Nach Anna stand ich unter Schock, wie nach einem Unfall“, erzählte sie vor fünf Jahren der Zeitschrift „Bunte“. „15 Jahre hat es gedauert, bis ich aufgewacht bin.“ Sie habe viel Zeit gebraucht, „unberühmt“ zu werden. Leider war der Schritt von unberühmt zu vergessen dann nur logisch. Die großen Engagements blieben aus, nur Gastauftritte gab es noch. So wie bei Forsthaus Falkenau oder 2011 bei den Rosenheim Cops. Daneben hatte Seidel Theater-Engagements – im Herbst wäre sie mit einem Stück auf Tournee gegangen.
Doch nicht nur die erst belastende, dann verblasste Berühmtheit, das Verwobensein mit „Anna“, machte ihr zu schaffen. Schwer wog auch der Verlust der Mutter: Hannelore Seidel, schwer depressiv, nahm sich 1992 das Leben.