Sie wollte stärker sein - Trauer um Barbara Rudnik
MÜNCHEN - Fast vier Jahre lang kämpfte Barbara Rudnik tapfer gegen den Krebs – jetzt hat die Krankheit sie besiegt. Im Umgang mit dem Schicksal war Barbara Rudnik wie in ihren Rollen – kühl und würdevoll.
Mehrmals muss sie ihre Dankesrede neu ansetzen. Weil sie sich so freut über die „Goldene Kamera“ als beste Schauspielerin 2006. Das denkt wohl jeder, der Barbara Rudnik damals auf der Bühne erlebt. Dass sie gerade von ihrer Krebs-Diagnose erfahren hat, weiß niemand.
Nicht nur die Brust ist befallen, auch die Leber und die Knochen. Für eine Operation ist es zu spät, im schlimmsten Fall habe sie noch drei Monate zu leben, hat der Arzt gesagt und ihr eine sofortige Chemotherapie verordnet. Sie bittet um Aufschub. Die Schauspielerin will ihren Preis abholen, stark und unangreifbar sein, wie in ihren Rollen.
Da hat die gebürtige Hessin, die 30 Jahre in München gelebt hat, oft die kühle, geheimnisvolle Blonde gegeben. Auf Fotos aus der Zeit vor der Diagnose lächelt sie meist melancholisch. Ganz anders die Bilder danach. Lachend, gelöst, voller Wärme zeigt sie sich da. So schmerzvoll ihr Weg gewesen ist, Barbara Rudnik hat dabei zu sich selbst gefunden.
Dass sie unterwegs – nach früheren langjährigen Beziehungen zu Star-Produzent Bernd Eichinger und Sterne-Koch Karl Ederer – einen Partner verlor, weil er ihre Krankheit nicht verkraftet, verzeiht sie, ohne zu hadern. Lino dagegen lässt sie nicht im Stich. Der weiße Vierbeiner mit den schwarzen Ohren heitert sie auf. Anfang Mai ist er mit ihr auf Amrum, wo sie in dem ZDF-Thriller „Die Insel" eine kleine Rolle spielt. Für eine Hauptrolle fehlt ihr die Kraft. „Ich bin nicht so fit, wie ich es einmal war“, sagt sie. „Aber für das, was ich in meinem Körper habe, geht es mir extrem gut.“
Drinnen wütet der Krebs. Erst Ende April 2008 hat sie ihn öffentlich gemacht, hat berührend über ihre Gratwanderung zwischen Verzweiflung und Lebenswillen gesprochen. Sie habe sich immer für gesund gehalten, sagt sie in „Bunte“. Vorsorge fand sie lästig, ist nicht hingegangen. Auch in den Monaten vor der Diagnose, als sie sich „immer wieder geschwächt“ fühlt, konsultiert sie keinen Arzt. Bis sie den Knoten in der Brust ertastet. Ein Tumor, der bereits gestreut hat, ergibt die Mammographie. Unheilbar. Für Barbara Rudnik, die sich privat gern als „Rockerbraut“ sieht, und „wie ein Kerl“ Auto fährt, ist das „ein unfassbarer Schock“.
Zurückgenommen und würdevoll – wie in ihren Rollen – geht sie damit um. Doch als der Krebs immer aggressiver wird, als Chemo und Kortison ihre Spuren hinterlassen, kann sie die Krankheit nicht länger geheim halten – und will es auch nicht. Sie spricht von „neuer Lebenslust“. Und, dass es ums „reine Überleben“ geht. „Ich muss mich mit den bösen Zellen arrangieren.“
Ein aussichtsloses Arrangement. Sie dreht, spielt Akkordeon, macht Yoga. „Meine Lebensaufgabe ist es“, sagt sie zuletzt, „Menschen Mut zu machen – und gegen diese Krankheit zu kämpfen.“
Am Samstag hat Barbara Rudnik den Kampf gegen den Krebs verloren. Am 27. Juli wäre sie 51 geworden.
Renate Schramm
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