Sie machte das P1 zum Hotspot in München: Promi-Wirtin stirbt mit 68 Jahren
Der Boandlkramer kommt knallhart und kennt keine Gnade. Auch nicht bei zarten, schönen Wesen, wie bei Inge Grandl, einer Power-Eva, blond und bienenfleißig, einem weißblauen Gwachs aus der Zeit als München noch München war. Zusammen mit ihrem Mann Hansi Grandl, dem Mondschein-Messias der Münchner Nächte, kreierte sie trendige Lokale wie damals den ersten New Wave-Club, das "P1", das "Park-Cafe", das "Rosies" in Schwabing, das "Anno 1551" in Münchens ältestem Bürgerhaus oder den Geheimtipp "Tiger" im Opernviertel.
Unikate von Lagerfeld und Versace zu kleinen Preisen
Zuletzt machte Inge als "Vintage"- Pionierin in der Secondhand-Szene mit dem nostalgisch angehauchten Laden "Vintage Love" voller schon einmal getragener Haute Couture von sich reden und versetzte selbst High Society Ladys in Kaufräusche wegen der kleinen Preise der Unikate von Lagerfeld, Armani, Versace und Yves St. Laurent. Ein sehr sehenswerter Laden, in dem auf einem kleinen Tisch stets die Abendzeitung parat lag.
Mitten in ihrem anscheinend zeitlos dauernden bunten Leben läuteten für die multitaske Schöpferin, in Paris und London zu Hause und im Glockenbachviertel dahoam, die Trauerglocken. Inge Grandl starb am vergangenen Wochenende in den Armen ihres langjährigen Gatten, als sie gerade zu Bett gehen wollten. Hektisch versuchte Hansi, seine geliebte Frau wiederzubeleben. Doch auch nach einer rasenden Blaulicht-Jagd im Sanitätswagen durch München zum Rechts der Isar konnten die Ärzte Inge nicht mehr retten.

Von Falco bis Prince: In Inge Grandls Lokalen gingen Stars aus und ein

Einige Stunden zuvor hatte sie ihren brummenden Shop "Vintage Love" in der Frauenstraße gleich beim Viktualienmarkt abgeschlossen und stemmte als Herzstück der Familie den Haushalt, machte das Abendessen wie seit Jahren. Mit ihrer zeitlosen Schönheit ähnelte die selten grantelnde Grandl der ganz jungen Bardot, als diese noch ein Gänseblümchen in St. Tropez war. Wie ein Luchs durchkämmte die Unternehmerin mit Geschmackssicherheit die internationalen Flohmärkte und fand blitzschnell wahre Funde. Bescheiden entwickelte sie die raffinierten Lokal-Einrichtungen und Hansi machte mit magischem Talent die Hotspots zu Rennern, wo sich auch Superstar Prince oder Falco wohlfühlten
Inge Grandl stirbt mit 68 Jahren in München
Der Wiener Sänger widmete dem "P1" im Ostflügel des "Hauses der Kunst" einen zweideutigen "Schnee"-Hit, als Betreiber Hansi Grandl das konservative Palisander-Deko des griechischen Vorbesitzers Alecos mit schneeweißer Farbe überzog und damit den punkigen Club zum "In"-Laden verzauberte. Da kamen sie alle - von Mick Jagger über Robert De Niro bis zu Tina Turner. Inge Grandl verriet die Philosophie der Erfindung des Grandl'schen "P1": "Alles, was bei uns passierte, war vom Körper bestimmt. Es gab keine schöngeistigen Gespräche. Es ging nur ums Tanzen und darum, schön und sexy zu sein. Ich war in vielen Ländern in den angesagtesten Nachtlokalen. Nirgends gab es hübschere Mädchen und bessere Typen wie bei uns."