Sexy Oscars: Schuhe aus, Burger her

LOS ANGELES - Worauf sich Sandra Bullock und andere Gewinner nach der Verleihung freuen. Wer die Schönste der Nacht ist und was an George Clooney auffällt – der AZ-Kolumnist beim Rauschen der Roben
Man soll den Teufel nicht an die Wand malen. James Cameron, Herr des Zwei-Milliarden-Dollar-Hits „Avatar“ hatte noch großspurig bei der Verleihung „Golden Globe“ getönt, wie sehr er es bedauert hat, dass seine Ex-Frau Kathryn Bigelow für ihren Film „The Hurt Locker“ nicht ausgezeichnet wurde. Beim Oscar, der gestern Nacht zum 82. Mal in Hollywood verliehen wurde, bekam er eine unerwartete Quittung.
Die einstige Ehegespielin, wohlproportioniert, in ärmelloser Robe, die ihre muskulösen Oberarme betonte, saß im 3332 Plätze großen „Kodak Theatre“ direkt eine Reihe vor Cameron und er musste die ganze Zeit den schönen, aber bekannten Rücken und ihren Hinterkopf ansehen, als das Desaster in einer neuen Variante David gegen Goliath seinen Lauf nahm. Seine Ex sahnte sechs Oscars für ihren Film ab.
Den roten Teppich auf dem Hollywood Boulevard für die Show vor der Show krönte ein transparentes Plastikdach, weil es am Vortag geregnet hatte. Zur Verleihung herrschte schönes Wetter. Die Damen, allesamt in bodenlangen, meist schulter- und ärmelfreien Abendkleider, defilierten über nusstrockenem Sisal. Bis auf das blaue Dress von Sängerin Mariah Carey, geschlitzt bis zur Hüfte und einem Atombusen-Dekolletee sowie Hillary Swanks' etwas kühnes Fast-Nichts-Modelkleid war es ein braves, aber elegantes Rauschen der Roben. Sehr edel, sehr schön erschien Sandra Bullock auf der Bühne. Sie war die Königin der Nacht. Die aus Nürnberg stammende Schauspielerin (siehe Info) trug eine silberne Robe, „nur eigenen, von meinem Mann Jesse James geschenkten Schmuck“ und erhielt für ihre Arbeit in „Blind Side" den Oscar als beste Hauptdarstellerin. In ihrer witzigen Rede sagte Sandra: „Habe ich ihn wirklich verdient oder euch (die Jury, Anm. d. Red.) nur mürbe gemacht?“. Sie bedankte sich, bevor Tränen kullerten, bei ihrer Mutter Helga, die vor zehn Jahren verstarb und für deren Verbot, dass „ich nicht mit den Jungs im Auto fahren durfte, bevor ich 18 war“. Natürlich schickte sie Grüße an ihre deutsche Familie: „Ich liebe Euch, wir sehen uns ja bald, geht aber jetzt schlafen. Gute Nacht".
Unverschämt gut aussehend durcheilte George Clooney, ohne Bart und die Haare kürzer, die Soiree. Der Bel Ami war blendender Laune, lief sogar am Maschendrahtzaun vorbei, hinter dem die Fans zu Tausenden warteten, und verteilte Autogramme und Kußhändchen. George kam mit seiner Dauerbegleiterin Elisabetta Canalis, die ihn optisch durchaus schmückt, mit der er aber sicher noch nie gemeinsam einen Kanal durchschwommen hat. Clooney war als bester Hauptdarsteller für „Up in the Air“ nominiert – und ging leer aus. Wie auch Michael Haneke, der für den Film „Das weiße Band“ nominiert und mit ganzen Clan erschienen war. Man wunderte sich,, wie er so viele Karten auftreiben konnte.
Beim Raffen der Kleider kamen die tollkühnsten Stöckelschuhe zum Vorschein. Das schwierige Gehen war wohl der Grund, warum sich die Damen zum nur wenige Meter entfernten „Renaissance“-Hotel chauffieren ließen, wo der anschließende Gouverneurs-Ball stattfand. Zum 16. Mal hatte Wolfgang Puck aufgekocht und die Gäste mit Chicken-Gulasch, Trüffel, Mini-Burger, Lachs, Kaviar und Thunfisch-Tatar in der Tüte verwöhnt. „Ich will jetzt nur entspannen, Burger essen und nicht die Sorge haben, dass das Kleid platzt, und die Schuhe ausziehen", sagte Sandra Bullock.
Die Nacht klingt immer mit ein paar Partys aus. Zum begehrten Fest von „Vanity Fair“ trafen sich Victoria Beckham, Heidi Klum, Joan Collins, Jane Fonda, Jon Voight und der immer noch rege Kirk Douglas. Bei der Oscar-Gala wird immer auch der toten Filmstars gedacht. Man vergaß diesmal die Super-Blondine Farah Fawcett (25.6. 2009). Somit lebt sie wohl ewig in Hollywood. .
Michael Graeter